Hedemünden – Die Werrabrücke in Hedemünden ist seit Freitag 26.September vollständig für den Verkehr gesperrt. Wie der Landkreis Göttingen mitteilt, wurden bei einer turnusmäßigen Überprüfung „sicherheitsrelevante Auffälligkeiten an der Bausubstanz“ festgestellt. Die Sperrung betrifft alle Verkehrsteilnehmenden – Fußgänger, Radfahrende und den motorisierten Verkehr.
Die Nachricht kam überraschend: Noch am Mittwoch hatte der Kreistag die Entwurfsplanung für die Sanierung der Brücke freigegeben. Von einem akuten Handlungsbedarf war zu diesem Zeitpunkt keine Rede. Auch Hedemündens Ortsbürgermeister Kurt Koppetsch zeigt sich irritiert. „Mittags erhielt ich einen Anruf der Stadtverwaltung – es hieß, es steht eine sofortige Brückensperrung an. Mehr Infos werde es vom Landkreis geben“, so Koppetsch am Freitagnachmittag.
Diese folgten am Abend: „Um jegliches Risiko für Verkehrsteilnehmende auszuschließen, wurde die Brücke voll gesperrt“, erklärte ein Sprecher des Landkreises. Die Sperrung bleibe bestehen, bis die Prüfungen abgeschlossen und keine Sicherheitsbedenken mehr vorhanden seien. Baudezernentin Doreen Fragel betonte: „Sicherheit hat oberste Priorität. Wir handeln vorausschauend und im Sinne aller, die die Brücke täglich nutzen.“
Umleitungen und ÖPNV betroffen
Die Umleitungsstrecken werden ausgeschildert und führen über die Überführungen bei Gertenbach und Laubach. Der öffentliche Personennahverkehr, insbesondere die Schülerbeförderung, sei laut Landkreis sichergestellt – allerdings müsse mit Verzögerungen und längeren Fahrzeiten gerechnet werden.
Neubau statt Sanierung geplant
Die Brücke stammt größtenteils aus dem Jahr 1957 und weist zahlreiche Schäden auf. Eine Instandsetzung wäre laut einem vom Landkreis beauftragten Planungsbüro aufwendig, risikobehaftet und wirtschaftlich nicht sinnvoll. Daher ist ein Ersatzneubau vorgesehen. Vier Varianten wurden geprüft – empfohlen wird der Bau einer Stabbogenbrücke. Diese bietet laut Fachplanern den Vorteil eines vergrößerten Durchflussquerschnitts, was bei Hochwasser einen besseren Abfluss ermöglicht. Im Vorfeld der Maßnahme ist zudem die Errichtung einer Hilfsbrücke für Fußgänger und Radfahrende angedacht.
Planfeststellung und Kostenrahmen
Nach der Freigabe im Kreistag folgt die Genehmigungsplanung, die in einem Planfeststellungsbeschluss münden soll. Die Dauer eines solchen Verfahrens beträgt erfahrungsgemäß neun bis zwölf Monate. Dabei werden auch Träger öffentlicher Belange sowie die Öffentlichkeit beteiligt.
Der Ersatzneubau der Werrabrücke bildet den dritten und letzten Bauabschnitt eines Projekts zur Erneuerung der Kreisstraße 211. Die genauen Kosten für diesen Abschnitt stehen noch nicht fest. Der Landkreis rechnet jedoch mit Gesamtkosten von bis zu 12 Millionen Euro. Eine Förderung nach dem Niedersächsischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (NGVFG) in Höhe von 60 Prozent sei möglich.