Göttingen. Das Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter kann sich über eine großzügige finanzielle Unterstützung freuen: Der im Harz lebende Twitch-Streamer „Tarfull“ hatte eine Spendenaktion für die im April dieses Jahres eröffnete Einrichtung gestartet, bei der insgesamt 4.100 Euro zusammenkamen.
„Wir sind begeistert von dem Engagement der Gamer-Community und freuen uns sehr über diese tolle Spende. Die Unterstützung aller Beteiligten schenkt Wärme und Hoffnung für unsere unheilbarkranken Gäste und ihre Angehörigen – gerade in Augenblicken, in denen die Hilfe am dringendsten gebraucht wird. Vielen Dank dafür!“, sagte Maren Iben vom Sternenlichter-Team bei der Spendenübergabe im Kinder- und Jugendhospiz, bei der „Tarfull“ auch einige Räumlichkeiten der Einrichtung im Göttinger Ortsteil Grone besichtigen konnte.
Gamer-Community aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
„Vor fast drei Jahren begann meine Reise als Streamer auf Twitch. Eigentlich wollte ich nur während meines Urlaubs ein paar alten Freunden meine Retro-Konsolen zeigen. Seit Jahren sammle ich alles rund um die Videospielkultur. Ich hatte nie vor, das länger zu machen. Doch relativ schnell kamen immer mehr Zuschauerinnen und Zuschauer in meine Streams und es bildete sich eine kleine Community. Viele trafen sich regelmäßig auch außerhalb der Streams – sei es online, auf Konzerten oder bei Veranstaltungen. Schon bald entstand der Wunsch nach einem großen Community-Treffen.
Gemeinsam mit meiner Frau sowie den beiden Streamern ‚Samson_Noobinski‘ und ‚SumoBotto‘ begannen wir, Ideen für die Organisation zu sammeln. Das Ganze sollte eine reine Privatveranstaltung werden, an der man nur auf Einladung teilnehmen konnte. Schnell wurden wir uns einig, dass wir das Treffen mit einem guten Zweck verbinden wollen.
Meine Frau ist in Pöhlde groß geworden und hatte noch Kontakt zum Motorrad Sport Club (MSC) Pöhlde. Der MSC verwaltet den Zeltplatz am Bürgerhaus für die Stadt Herzberg und hier haben wir schon einige Veranstaltungen abgehalten. Pöhlde liegt recht zentral in Deutschland und war damit von vielen unserer Community (mittlerweile bestehend aus Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz) gut erreichbar. Als der MSC Pöhlde erfuhr, dass wir beim Treffen Geld für den guten Zweck gesammelt hatten, übernahmen sie die Nebenkosten und spendeten somit zusätzlich 300 Euro. Viele Leute steckten zudem größere Summen in die Spendendose. Über 60 Leute trafen sich am ersten Septemberwochenende. Einige wenige kannte ich nur aus dem Twitch-Chat und habe mich sehr gefreut, sie endlich auch im echten Leben zu treffen. Es war wie ein kleines Familientreffen. Alle mochten sich auf Anhieb. Es war schön zu sehen, dass aus Menschen, die sich bisher nur aus dem Internet kennen, enge Bekanntschaften und sogar Freundschaften entstehen können.
Da die Community sehr sozial eingestellt ist, wurde unsere Idee mit dem guten Zweck wahnsinnig positiv aufgenommen. Am Ende konnten wir gemeinsam mit dieser Community 4.100 Euro für das Kinder- und Jugendhospiz in Göttingen sammeln. Das macht uns noch immer sprachlos. Wir sind unheimlich glücklich über das Ergebnis und bedanken uns bei allen, die in Pöhlde dabei waren, sowie bei allen, die Teil unserer Community sind.
Was damals als spontane Idee begann, ist zu einem wertvollen Teil meines Lebens geworden. Ich lade jeden und jede ein, ein Teil dieser Community zu werden. Schaut gerne mal auf Twitch vorbei. Ich bin dort ganz einfach unter dem Namen “Tarfull” zu finden“, erläuterte Marco Döhren bei der Spendenübergabe.
Besonderheiten der Kinderhospizarbeit Das Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter ist die dritte stationäre Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen und ihre Familien in ganz Niedersachsen.
Anders als in einem Hospiz für Erwachsene wird in einem Kinder- und Jugendhospiz die gesamte Familie mit einbezogen – und für alle wird ein individuelles Angebot vorgehalten. So kann in einem Kinder- und Jugendhospiz nicht nur das schwerstkranke Kind / der schwerstkranke Jugendliche aufgenommen werden, sondern auch die Eltern (oder andere nahe Bezugspersonen) sowie die Geschwister. Die Familien können bis zu 28 Tage im Jahr in ein Kinder- und Jugendhospiz kommen, um sich zu erholen und neue Kraft zu sammeln. Voraussetzung ist die Diagnose der lebensverkürzenden Erkrankung des Kindes. Viele Familien kommen somit über Jahre hinweg immer wieder in ein Kinder- und Jugendhospiz, um sich von dem oft psychisch stark fordernden Alltag zu entlasten. Kommt das betroffene Kind / der betroffene Jugendliche in die letzte Lebensphase, ist der Aufenthalt nicht auf 28 Tage beschränkt. Die Betroffenen versterben dann im Kinder- und Jugendhospiz. Im Anschluss steht die Trauerbegleitung der Familie im Zentrum der Arbeit. Auch der gegenseitige Austausch der Eltern untereinander, der ein Gefühl des „Nicht-Alleinseins“ vermittelt, ist ein wichtiger Bestandteil der Kinderhospizarbeit. Alle Kinder- und Jugendhospize in Deutschland sind dauerhaft auf Spenden angewiesen, da die Finanzierung nicht komplett von den Kranken- und Pflegekassen getragen wird. Außerdem gibt es für Kinder- und Jugendhospize keine regulären Fördermöglichkeiten. Aktuell sind bundesweit 20 stationäre Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Betrieb. Pro Einrichtung dürfen laut Vorgabe maximal 16 Plätze für die Betroffenen angeboten werden. Dem gegenüber steht die Zahl von etwa 50.000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. Diese Zahl umfasst verschiedene Erkrankungen, die die Lebensqualität und die Lebenserwartung der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.
Weitere Informationen: www.sternenlichter-goettingen.de & http://twitch.tv/tarfull