Von Lutz Conrad
Seit fast sieben Jahren arbeitet die Göttinger DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e.V. mit der Unterstützung eines im Dezember 2018 gegründeten Fördervereins an der Realisierung des stationären Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter in Göttingen. Am Sonntag, 16. März, wird das Haus nun eröffnet. Im Altdorf des Göttinger Ortsteils Grone entsteht am Helvesanger 10 ein Zentrum für Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen sowie ihre Familien – ganz unter dem Motto „Lebensbegleitung statt Sterbebegleitung“.
Am Sonntag, 16. März, ist es soweit: Mit einem Tag der offenen Tür wird das Haus der Öffentlichkeit vorgestellt. Wir haben für unsere LeserInnen schon einmal hinter die Kulissen geschaut und mit den Betreiberinnen der Schwesterschaft gesprochen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele tolle Menschen und Unterstützer kennengelernt, wir haben viele Hürden genommen und auch eine Menge gelernt“, blicken Nicole Zimmer, Oberin der Schwesternschaft und ihre Vertreterin Gabriele Pfahlert zurück. Es war ein langer Weg von der Idee bis zur Realisierung, ein Weg, der sich am Ende aber mehr als gelohnt hat. „Heute sind wir in Göttingen und Umgebung bestens angekommen, hier in Grone wurden wir von den BürgerInnen und der Ortsbürgermeisterin von Anfang an toll aufgenommen und unterstützt“, sagt Zimmer, die auch Gründungsmitglied des Fördervereins ist.
Multiprofessionelles Team
Die schwer kranken Kinder und Jugendlichen und ihre Familien, die gemeinsam in der Einrichtung aufgenommen werden, sollen Kraft schöpfen, sich gut aufgehoben fühlen und die lebensverkürzende Krankheit auch einmal in den Hintergrund treten lassen. Die von einem multiprofessionellen Team rund um die Uhr nötige palliative Versorgung der Betroffenen ist hierbei genauso selbstverständlich wie ein vielfältiges Angebot für die Eltern oder andere nahe Bezugspersonen. „Es muss jedem klar sein, dass unser Haus nichts mit einem Erwachsenen-Hospiz zu tun hat. Kinderhospizarbeit bezieht immer die gesamte Familie mit ein. Hier bei uns geht es um die Entlastung der Familie, dass die Eltern vielleicht auch mal wieder eine Nacht durchschlafen können und ihnen alles abgenommen wird“, so Zimmer. Und ihre Kollegin Pfahlert ergänzt: „Wir bezeichnen uns auch als Kraft-Tankstelle!“ Nach dem Motto „Lebensbegleitung statt Sterbebegleitung“ können die Familien bis zu 28 Tage pro Jahr ins Kinder- und Jugendhospiz kommen, um sich ein wenig zu erholen und neue Kraft zu sammeln. Und das alles kostenlos!
Ankerpunkt mitten in Deutschland
Aber auch die Sterbebegleitung ist ein wichtiger Bestandteil – in einem geschützten Rahmen, empathisch, behutsam. Im Anschluss steht die Trauerbegleitung der Familie im Zentrum der Arbeit. Auch der gegenseitige Austausch der betroffenen Eltern untereinander, der ein Gefühl des „Nicht-Alleinseins“ vermittelt, ist ein wichtiger Bestandteil der Kinderhospizarbeit. Nummer 3 in Niedersachsen Das Göttinger Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter wird erst das dritte in ganz Niedersachsen sein, die gemeinsame Vision aller Initiatorinnen und Initiatoren ist es, mit dem Haus Sternenlichter einen zentral mitten in Deutschland gelegenen Ankerpunkt für betroffene Familien in der gesamten Region und darüber hinaus zu schaffen. Der Standort des Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter ist ideal – umgeben von Kleingärten und Reiterhöfen und eingebettet in eine eher ländlich geprägte Umgebung. Das Kern-Einzugsgebiet des Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter liegt rund 150 bis 200 Kilometer um Göttingen herum.
Aber auch außerhalb dieses Einzugsbereiches können betroffene Familien aufgenommen werden – und zwar aus dem gesamten Bundesgebiet. Neue Arbeitsplätze entstehen Positiver Nebeneffekt: Am Helvesanger 10 in Grone entstehen auch viele neue Arbeitsplätze. 25 Pflegekräfte und HeilerziehungspflegerInnen, vier bis fünf SozialarbeiterInnen und Pädagoginnen und Pädagogen, fünf Hauswirtschaftskräfte, eine Verwaltungskraft, „am Ende rechnen wir inklusive der Teilzeitkräfte mit 50 bis 60 Mitarbeitenden im Haus Sternenlichter“, rechnet Zimmer vor. Und: „Bewerbungen gerade auch im Pflegebereich sind jederzeit herzlich willkommen!“ Grundsätzlich wird der Aufenthalt des schwer kranken Kindes oder Jugendlichen durch die Kranken- und Pflegekassen zu 95 Prozent finanziert. Jedes stationäre Kinder- und Jugendhospiz muss hierfür eigene Regelsatz-Verhandlungen mit dem Spitzenverband der Krankenkassen führen.
Zimmer: „Diese Verhandlungen werden üblicherweise erst kurz vor der offiziellen Eröffnung eines Kinder- und Jugendhospizes geführt. Da steht uns sicherlich noch mal eine große Herausforderung bevor.“ Die restlichen fünf Prozent müssen durch Spenden finanziert werden. Darüber hinaus sind weitere Spenden nötig, da auch die gesunden Geschwister und Eltern aufgenommen werden und für sie ein vielfältiges Angebot vorgehalten wird. Thema Spenden wird nie aufhören Apropos Spenden: Die Sparkasse Göttingen hatte über ihre Tochtergesellschaft Casa Gutingi GmbH & Co. KG als Investor das rund 8.000 Quadratmeter große Baugrundstück am Helvesanger 10 gekauft und als Bauherr alle erforderlichen Baumaßnahmen des Kinder- und Jugendhospiz koordiniert und umgesetzt. Parallel wurden in den letzten Jahren Spenden für die komplette Inneneinrichtung des Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter gesammelt. „Spenden wird für uns ein Thema sein, das nie aufhören wird“, sagt Maren Iben, neben der Öffentlichkeitsarbeit auch für das Fundraising zuständig. Schließlich muss der laufende Betrieb mitfinanziert werden, und diese Kosten liegen deutlich höher als bei einem Erwachsenenhospiz.
Viel Platz zum Spielen und Verweilen
Das Haus im Portrait Das Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter verfügt über vier Gebäudekomplexe, die barrierefrei miteinander verbunden sind. Rechts vom Haupthaus befinden sich in dem eingeschossigen Gebäude die zwölf Zimmer, in denen die Kinder und Jugendlichen unterkommen werden. Links vom Haupthaus befinden sich zweigeschossig die acht Eltern-Apartments sowie die Verwaltung. Hinter den Elternapartments und dem Gebäude mit Verwaltung sowie Sozial- und Funktionsräumen, sind die Therapieräumlichkeiten sowie der Kreativbereich angesiedelt. Alle Zimmer für die Gäste des Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter sehen überhaupt nicht nach „Krankenhaus“, sondern eher nach "Hotel" aus. Zu jedem Zimmer gehört eine eigene Terrasse, durch deren Tür auch ein Bett geschoben werden kann. Der Gemeinschaftsbereich ist besonders großzügig angelegt, damit alle Gäste gemütlich Platz finden – entweder zum gemeinsamen Austausch mit anderen Gästen, zum Verweilen, Lesen, Spielen… Ganz viel Platz zum Spielen und zum gemeinsamen Austausch bietet der Außenbereich. Die Erholung aller Gäste hat hier oberste Priorität. So können die Gäste am Wasserspiel verweilen, sich auf den runden Sitzbänken austauschen, spazieren gehen oder in den Spielbereichen toben. Gäste, die im Innenhof verweilen, blicken auf einen rund 4.000 Quadratmeter großen Gartenbereich.
Infos und Kontakt unter: https://www.sternenlichter-goettingen.de