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Tadashi Endo ist gestorben

Butoh-Tänzer und Choreograf Tadashi Endo. Foto:  Butoh Centrum MAMU
Butoh-Tänzer und Choreograf Tadashi Endo. Foto: Butoh Centrum MAMU

Der international renommierte Butoh-Tänzer und Choreograf Tadashi Endo ist am 25. Mai 2025 im Alter von 78 Jahren verstorben. Mit seinem Tod verliert nicht nur die internationale Tanzszene eine prägende Persönlichkeit – auch Göttingen und Kassel, wo Endo über Jahrzehnte hinweg künstlerisch wirkte, trauern um einen außergewöhnlichen Menschen, Lehrer und Künstler.

Seit vielen Jahren war Göttingen Tadashi Endos Lebensmittelpunkt. Hier gründete er das Butoh Centrum MAMU, das sich zu einem bedeutenden Ort für die Lehre und Weiterentwicklung des japanischen Butoh-Tanzes entwickelte. Mit dem jährlich stattfindenden Butoh Festival MAMU brachte er Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt nach Südniedersachsen und machte Göttingen zu einem Zentrum dieser avantgardistischen Tanzform. Auch in Kassel, wo er regelmäßig Workshops und Performances gab, hinterlässt er eine künstlerische Spur – nicht zuletzt durch seine enge Verbindung zur dortigen freien Theaterszene und zur Kunsthochschule.

Geboren 1947 in Peking, begann Endo seine künstlerische Laufbahn mit einem Regiestudium in Wien. Doch es war der Butoh – der japanische „Tanz der Finsternis“ – der ihn tief bewegte und zu seiner künstlerischen Heimat wurde. Er lernte bei den Begründern des Butoh, Kazuo Ohno und Tatsumi Hijikata, und entwickelte daraus seinen eigenen Stil: intensiv, expressiv, oft in Soloperformances, begleitet von Jazzmusik – eine Verbindung, die auch in Kassel mehrfach zu erleben war.

In Deutschland wurde Endo einem breiteren Publikum durch seine Zusammenarbeit mit der Regisseurin Doris Dörrie bekannt. Im Film Kirschblüten – Hanami (2008) war er nicht nur als Berater tätig, sondern auch selbst in einer eindrucksvollen Szene zu sehen – für viele Zuschauer der erste Kontakt mit dem Butoh.

Tadashi Endo war nicht nur ein Tänzer, sondern ein Vermittler zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Moderne. In seinen Workshops – ob in Göttingen, Kassel oder auf internationalen Bühnen – ermutigte er seine Schüler, ihren eigenen Ausdruck zu finden. Ganz im Sinne seines Lehrers Kazuo Ohno: „Jeder kann Butoh tanzen.“

Mit seinem Tod verliert die Region einen Künstler von internationalem Rang, der dennoch stets tief in der lokalen Kulturszene verwurzelt blieb. Sein Vermächtnis lebt weiter – in seinen Aufführungen, in seinen Schülern und in den Herzen all jener, die durch ihn erfahren durften, dass selbst im „Tanz der Finsternis“ Licht und Hoffnung wohnen.