Wenn Udo Fischer in seiner Werkstatt steht, irgendwo zwischen ehrwürdigen Handhobel-Kanten und dem Geruch von frisch geschliffenem Fichtenholz, dann sieht man sofort: Hier hat jemand seinen Ort gefunden. Seine Hände sind ruhig, die Augen wach, und in jedem Handgriff steckt ein Leben voller Zuneigung zum Werkstoff, der ihn schon seit seiner Kindheit begleitet. „Ich hatte Glück“, sagt er, und meint damit die vielen kleinen Wege, die ihn früh zur Werkbank führten. Udo Fischer ist 71 Jahre alt, lebt in Reinhardshagen, und das Holz hat ihn seit seinem zehnten Lebensjahr nicht mehr losgelassen. Sein Vater war „Vollblut-Schreiner“, wie er es ausdrückt, und so durfte er schon als Kind mitlaufen. Sockelleisten anbringen, Holzdecken montieren, Bretter schleppen.
Nach der Schule wollte er natürlich Schreiner werden. Das war für ihn so selbstverständlich wie der Duft von Sägemehl im Sommer. Doch ausgerechnet sein Vater zog die Bremse. „Er wollte, dass ich einmal mit einem weißen Hemd zur Arbeit gehe und nicht im Blaumann wie er“, erzählt Udo. Und so wurde Fischers beruflicher Weg ein anderer. Die Werkstatt blieb ein Traum, den er zunächst nicht leben durfte. Aber das Holz blieb in seinem Leben.
Ein Umweg und die Rückkehr zur Leidenschaft
Während andere nach Feierabend Fernsehen schauten oder zum Stammtisch gingen, zog es Fischer in die Garage. Er baute weiter. Erst kleine Sachen, dann größere. Das Holz ließ ihn nicht los. Der Schritt zum Krippen- und Modellbau kam aus eigener Initiative. Am Anfang wurde er belächelt: zu detailverliebt, zu ehrgeizig, zu eigen. Doch er setzte sich durch. Seine Krippen wurden präziser, atmosphärischer, anspruchsvoller. Modelle, die Geschichten erzählten, standen plötzlich in Wohnzimmern und auf Ausstellungen.
Udo Fischer arbeitet langsam, konzentriert. Seine Werkstatt bezeichnet er liebevoll als „Meister-Eder-Raum“. Er achtet auf Details, winzige Fugen, Schattenspiele im Holz, Proportionen, die erst im fertigen Modell ihre Wirkung entfalten. „Akribisch muss man sein“, sagt er. Es ist dieser innere Anspruch, der seine Arbeiten so besonders macht.
Heute, mit 71, ist Udo Fischers Leidenschaft kein Hobby mehr, sondern ein Teil seiner Identität. Holz ist für ihn nie nur Material gewesen, sondern Ausdruck und Erinnerung an seinen Vater und an den Traum, den er sich, auf Umwegen, doch erfüllt hat.