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Streik bei Coherent in Göttingen: Mitarbeiter fordern Tarifbindung

Rund 150 Mitarbeitende von Coherent demonstrierten vor dem Werk im Industriegebiet Grone. Foto Bernard Marks
Rund 150 Mitarbeitende von Coherent demonstrierten vor dem Werk im Industriegebiet Grone. Foto Bernard Marks

Göttingen, 22. Mai 2025 – Rund 150 Beschäftigte der Coherent LaserSysteme GmbH & Co. KG in Göttingen haben die Arbeit niedergelegt und sind auf die Straße gegangen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Die zentrale Forderung: Die Umsetzung des Tarifvertrags der IG Metall.

„Wir fordern die Umsetzung des Tarifvertrages der IG Metall“, erklärte ein Mitarbeiter während der Kundgebung. Die Gewerkschaft IG Metall hatte bereits im Vorfeld angekündigt, notfalls den „Weg der Auseinandersetzung“ zu gehen, nachdem das Unternehmen sich weigerte, die Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie anzuerkennen.

Stattdessen plant das Management einen sogenannten „Zukunftspakt“ mit dem Betriebsrat – ein Schritt, den die Gewerkschaft als rechtswidrig kritisiert. Die Beschäftigten fordern unter anderem eine transparente Entgeltstruktur nach dem ERA-Tarifwerk, eine 35-Stunden-Woche sowie tariflich gesicherte Monatsentgelte und Weihnachtsgeld.


Die Beteiligung am Streik zeigt die wachsende Entschlossenheit der Belegschaft. Laut IG Metall ist der Organisationsgrad in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Ob das Unternehmen auf die Forderungen eingeht, bleibt abzuwarten.

IG Metall fordert ERA-Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen bei Coherent Göttingen

Lars Johnke, Verhandlungsführer der IG Metall, unterstreicht mit Nachdruck die zentrale Forderung der Gewerkschaft nach Einführung des ERA-Tarifvertrags (Entgelt-Rahmenabkommen). Dieses Tarifwerk soll für transparente, nachvollziehbare und gerechte Entgeltregelungen sorgen – ein entscheidender Schritt hin zu mehr Fairness und Planbarkeit für die Beschäftigten.

  • Neben der Einführung des ERA-Tarifwerks fordert die IG Metall weitere substanzielle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Dazu zählen:
  • Die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen.
  • Tariflich gesicherte Monatsentgelte, die den Beschäftigten finanzielle Stabilität und Verlässlichkeit bieten.
  • Ein verbindliches tarifliches Weihnachtsgeld, das als zusätzliche Anerkennung der geleisteten Arbeit dient.

Der Betriebsrat von Coherent in Göttingen hat sich jedoch einstimmig gegen Verhandlungen über Entgelte und Arbeitszeiten ausgesprochen. Er beruft sich dabei auf das Prinzip der Tarifautonomie, das besagt, dass solche Regelungen ausschließlich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ausgehandelt werden dürfen.

Coherent in Göttingen ist Teil der weltweit tätigen Coherent Corp., einem führenden Unternehmen in der Laser- und Photonikbranche mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien. Der Standort Göttingen, ansässig in der Hans-Böckler-Straße 12, ist einer von mehreren deutschen Standorten und spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Produktion von Lasersystemen für industrielle und wissenschaftliche Anwendungen 1. In Deutschland beschäftigt Coherent über 500 Mitarbeitende, weltweit sind es mehr als 2.000.


Laut Gewerkschaftssekretär Sascha Rossmann zeigt sich in der Belegschaft eine zunehmende Bereitschaft, sich für tarifliche Regelungen einzusetzen. Der Organisationsgrad sei in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen – ein klares Signal für die wachsende Mobilisierung. Die IG Metall macht deutlich, dass sie auf konstruktive Gespräche setzt, aber auch bereit ist, Konflikte nicht zu scheuen. Sollte es keine ernsthaften Fortschritte in den Verhandlungen geben, sei man entschlossen, „den Weg der Auseinandersetzung“ zu gehen – notfalls auch mit gewerkschaftlichen Aktionen wie Warnstreiks oder betrieblichen Kundgebungen.