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„Frieden beginnt in der Gemeinschaft“ – Göttingen erinnert an Hiroshima und Nagasaki

Kranzniederlegung am Fukushima-Gedenkstein in Göttingen. Auf Initiative der Anti-Atom-Initiative Göttingen wurde der Gedenkstein am 5. März 2012 in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit übergeben. Fotos Bernard Marks
Kranzniederlegung am Fukushima-Gedenkstein in Göttingen. Auf Initiative der Anti-Atom-Initiative Göttingen wurde der Gedenkstein am 5. März 2012 in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit übergeben. Fotos Bernard Marks

Göttingen, 6. August 2025 – Auf dem Hiroshimaplatz vor dem Neuen Rathaus versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen, Vertreterinnen von Religionsgemeinschaften und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), um gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor genau 80 Jahren zu gedenken.

In einer bewegenden Rede erinnerte Broistedt an das unermessliche Leid, das die beiden Atombomben im August 1945 über die japanischen Städte brachten. „Die Explosionen der Bomben lösten in beiden Städten ein nie da gewesenes Inferno aus“, sagte sie. „Erst zwei sich überlagernde Druckwellen, sodann eine Feuerbrunst, zum Schluss radioaktiver Niederschlag – die Menschen waren hilflos, unvorbereitet, unwissend und ungeschützt.“

Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD). 

Die Oberbürgermeisterin betonte, dass das Gedenken nicht nur der Vergangenheit gelte, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart und eine Verpflichtung für die Zukunft sei. „Unser Gedenken heute ist ein stilles, aber deutliches Zeichen, ein Ausdruck von Mitgefühl und Verantwortung“, so Broistedt. „Gleichzeitig solidarisieren wir uns mit allen, die sich weltweit für atomare Abrüstung einsetzen. Einen Atomangriff darf es unter keinen Umständen wieder geben!“


Sie erinnerte daran, dass Göttingen seit 1987 Mitglied der internationalen Initiative Mayors for Peace ist – einer Bewegung, die von den Bürgermeistern Hiroshimas und Nagasakis gegründet wurde. „Inzwischen sind über 8.400 Städte weltweit Teil dieses Netzwerks. Darunter über 900 Kommunen in Deutschland – auch Göttingen. Alle mit dem gleichen Ziel: Atomare Abrüstung und eine Welt ohne nukleare Bedrohung.“

Broistedt schlug den Bogen zur heutigen geopolitischen Lage: „Unsere Welt ist zunehmend gespalten. Immer mehr Autokraten kommen an die Macht. Der Krieg gegen die Ukraine dauert an. Drohungen mit atomaren Mitteln kehren in die Sprache der Macht zurück.“ Sie warnte eindringlich: „Das Handeln einzelner Staatsoberhäupter ist nicht mehr kalkulierbar. Ein atomarer Krieg auf anonymen Knopfdruck ist um ein Vielfaches leichter als ein konventioneller Krieg, so Broistedt.


Mit Blick auf die lokale Verantwortung sagte sie: „Für uns als Stadt bedeutet das: Wir übernehmen Verantwortung über das Lokale hinaus. Wir setzen Zeichen – im Alltag, in der Bildung, in der Erinnerungskultur.“ Göttingen sei ein Ort, an dem Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder Sprache friedlich zusammenleben. „Frieden beginnt in der Gemeinschaft – auch auf kommunaler Ebene, hier im täglichen Zusammenleben vor Ort.“

Ein besonderes historisches Zeichen sei auch die Göttinger Erklärung von 1957, in der sich 18 führende Wissenschaftler – darunter viele Nobelpreisträger – gegen die atomare Aufrüstung der Bundeswehr aussprachen. „Ein mutiger Schritt, wissenschaftlich begründet und moralisch klar – seiner Zeit voraus. Daran knüpfen wir an, ", so Broistedt.


Zum Abschluss ihrer Rede sagte Broistedt: „Frieden beginnt nicht mit Aufrüstung. Und er endet nicht mit Gewalt. Frieden braucht Vertrauen, verlässliche Kommunikation, das stetige Bemühen um Zusammenarbeit und eine klare Haltung gegen Massenvernichtungswaffen.“ Ein ökumenisches Gebet der Abrahamsreligionen und eine Kranzniederlegung am Fukushima-Gedenkstein rundeten die Gedenkstunde ab.