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„Musik ist mein Leben“ - die Göttinger Hornistin Sakura Koyama

Aufstrebende Musikerin: Die 31-jährige Japanerin Sakura Koyama ist Hornistin des Göttinger Symphonieorchesters. Fotos: Bernard Marks
Aufstrebende Musikerin: Die 31-jährige Japanerin Sakura Koyama ist Hornistin des Göttinger Symphonieorchesters. Fotos: Bernard Marks

Ortstermin Stadthalle Osterode:Es ist der Moment kurz vor dem Konzert des Göttinger Symphonieorchesters – eines von vier Konzerten in Südniedersachsen allein in dieser Woche. Die Bühne liegt noch im Halbdunkel, die Sitzreihen sind leer, doch die Luft ist bereits mit Energie aufgeladen. Seit Mittag sind GSO-Mitarbeiter*innen mit dem Aufbau beschäftigt. Jetzt betreten die Musiker*innen nacheinander die Bühne, öffnen ihre Instrumentenkoffer, stimmen, tauschen Blicke. Dann: erste Töne – noch zaghaft, bald kraftvoll. Es ist die Generalprobe für „Dance!“ – ein Abend voller Bewegung und Emotionen, dirigiert von Nicholas Milton. Im Mittelpunkt steht die bekannte französisch-belgische Cellistin Camille Thomas, die mit einem Violoncello von Stradivari aus dem Jahr 1730 das Werk „Dance“ der Komponistin Anna Clyne interpretiert.

Wir treffen Sakura Koyama, Hornistin des Göttinger Symphonieorchesters, die sich mächtig auf die Zusammenarbeit mit Camille Thomas freut. Sakura wirkt fokussiert, aber offen und sehr herzlich.


Die GSO-Musikerin Sakura Koyama.

In einer kurzen Pause nimmt sie sich Zeit für ein Gespräch. Ihre Augen leuchten, als sie über das bevorstehende Konzert spricht.  „Es ist mir eine Ehre, mit Camille zu musizieren“, schwärmt sie. „Ihr Spiel ist unglaublich kraftvoll und voller Energie.“

Ein weiter Weg von Yokohama nach Göttingen 

Sakura ist 31 Jahre alt und stammt aus Yokohama, der pulsierenden japanischen Hafenstadt südlich von Tokio. Im Jahr 2016 kam sie allein nach Deutschland – ohne Kontakte, ohne festen Plan. Nur mit einer Idee: Musik studieren. Horn spielen. In Deutschland. „Am Anfang hatte ich nur eine abstrakte Vorstellung: Ich wollte unbedingt in Deutschland Musik, also Horn, studieren. Ich wollte in einer Großstadt leben, also bin ich ziemlich unüberlegt nach Berlin gegangen.“ Sie lacht. „Am Ende war das eine sehr gute Entscheidung, denn ich habe dort einen wunderbaren Professor gefunden, bei dem ich studieren durfte.“ Nach dem Studium folgten rund 50 bis 60 Probespiele in ganz Deutschland. „Ich habe mich überall beworben, bin viel gereist, habe gehofft.“ Dann kam die Entscheidung für Göttingen und für das GSO. „Das war ein reiner Zufall – aber ein schöner.“

Ein Orchester, das berührt  

Heute lebt Sakura gerne in Göttingen und spricht mit viel Wärme über das Göttinger Symphonieorchester. „Ich bin überzeugt, dass das GSO ein sehr gutes Orchester ist. Es gibt viele Momente, die mich beim Spielen tief berühren. Das Orchester klingt nicht wie ein Reiseorchester, sondern wie ein großes, differenziertes Ensemble, das in Göttingen verwurzelt ist, aber national und international auftritt.“ 

Was sie besonders beeindruckt: die Haltung ihrer Kolleg*innen.  „Wir sind zwar fest angestellt und unser Gehalt bleibt immer gleich – egal, ob ein Konzert gut oder schlecht war. Doch keiner der GSO-Musiker*innen ruht sich darauf aus. Im Gegenteil: Die Musiker*innen erreichen mit jahrelanger Arbeit eine Qualität bei jedem Konzert, die man in jedem Ton hört. Das beeindruckt mich sehr. Ich habe großen Respekt vor allen Kolleg*innen, die hier seit vielen Jahren spielen, und ich empfinde Stolz und Freude, selbst Teil davon zu sein.“


Zwischen Ausdauer und Hingabe

„Das Leben als Musikerin ist intensiv“, erzählt Sakura weiter. „Die Arbeit ist körperlich – Ausdauer ist die wichtigste Voraussetzung. Und wenn wir in einer Woche zwei oder drei verschiedene Programme spielen, ist das auch für den Kopf eine Herausforderung.“ Sakura übt jeden Tag – auch in den Ferien. „Musik ist mein Leben. Die Musik ist für mich wie der Herzschlag, der automatisch weiterschlägt – sie ist längst eins mit mir. Nicht alle Musiker*innen fühlen das so, aber viele.“ Was man braucht, um in einem guten Orchester zu bestehen? „Ausdauer, Geduld – und Liebe zum Beruf. Fortschritte entstehen durch winzige Schritte im Millimeterbereich. Lernen ist ein lebenslanger Prozess“, sagt Sakura. Neben der Musik sind ihr tiefe Gespräche mit Freunden wichtig – beim Kaffee, beim Essen, draußen in der Natur. Und ein ganz persönlicher Traum begleitet sie: „Ich liebe Tiere, besonders Hunde. Ich würde gerne einmal mit 30 Hunden zusammenleben – realistischerweise wohl eher mit zwei“, sagt sie und lacht.

Stadt und Landkreis sichern Zukunft des GSO

Das GSO, gegründet 1862, ist ein kulturelles Herzstück der Region. Mit rund 60 Musiker*innen aus 24 Nationen und über 100 Konzerten jährlich prägt es das musikalische Leben weit über Südniedersachsen hinaus. Doch die finanzielle Lage war zuletzt kritisch. Die Rücklagen aus der Corona-Zeit reichen nur noch bis 2027. Die kommunalen Zuschüsse blieben eingefroren, während die Kosten stiegen – etwa durch Tarifsteigerungen und die Nutzung der sanierten Stadthalle Göttingen. Kürzlich beschlossen Stadt und Landkreis Göttingen eine deutliche Erhöhung der finanziellen Unterstützung ab 2027. Ein starkes Zeichen der Solidarität.  

Gute Stimmung unter den Musikern des Orchesters. 

„Diese Unterstützung verschafft uns dringend benötigte Planungssicherheit“, sagt Geschäftsführerin Franziska Vivaldi. „Sie zeigt, wie stark das GSO in der Region verwurzelt ist.“ Jetzt liegt es am Land Niedersachsen, diesem Beispiel zu folgen – damit Musiker*innen wie Sakura Koyama auch in Zukunft mit Hingabe und Leidenschaft auf den Bühnen dieser Region stehen können und die Musikkultur in Stadt und Landkreis weiterhin erhalten bleibt.

Infos, Tickets und Programm zum GSO gibt es hier: https://gso-online.de/