Wenn Karin Vogelsang von ihrer Arbeit erzählt, leuchten ihre Augen. Sie näht nicht einfach Taschen – sie näht Lebensfreude. Das Handwerk begleitet sie, seit ihre Großmutter ihr als Kind zeigte, wie Faden und Stoff zu etwas Eigenem werden können. „Meine Oma hat alles genäht“, erinnert sich Karin. „Damals war das Überleben. Für mich wurde es Leidenschaft.“
Vom ersten Stich zur eigenen Nähwerkstatt
Die Schulzeit brachte Handarbeitsunterricht, zuhause warteten die ersten kleinen Projekte und irgendwann war klar: Das Nähen gehört zu Karin Vogelsang. Heute hat sie sich dafür zwei Räume in ihrem Haus eingerichtet, mit Maschinen, Zubehör und einem Stofflager, das von Outdoorstoffen über Kunstleder bis zu ihrem aktuellen Favoriten Breitcord reicht. „Damit kann man so schöne Strukturen schaffen“, sagt sie.
In ihrer Werkstatt werden Wünsche wahr: maßgeschneiderte Rucksäcke, Taschen, Accessoires. Jedes Stück ein Unikat, von Kundinnen und Kunden oft selbst zusammengestellt, von ihr präzise umgesetzt. Besonders liebt sie kleine Highlights: außergewöhnliche Reißverschlüsse, besondere Anhänger, farblich abgestimmte Details.
Rentnerin mit Vollzeit-Leidenschaft
Seit zwei Jahren ist Karin Vogelsang Rentnerin, doch wer sie kennt, weiß: Ruhestand ist für sie ein Startsignal. „Ich bin jetzt jeden Tag in der Nähwerkstatt“, sagt sie lachend. Märkte besucht sie ab und zu, die meisten Aufträge kommen jedoch über Mundpropaganda und ihren WhatsApp-Business-Katalog, in dem sie fertige Projekte präsentiert. Viele KundInnen schreiben ihr direkt, schicken Fotos, Stoffwünsche, Maße. Auf diesem Weg entstehen oft Stücke mit ganz persönlicher Bedeutung und man merkt schnell: Nähen ist für sie mehr als Handwerk. Es ist Ritual, Ausgleich, Kraftquelle. „Diese Leidenschaft hat mich durch manche schwierige Lebenslage getragen“, sagt sie. Und dann kommt ihr Satz, der vieles über sie erzählt: „Nähen ist mein Yoga.“