Wer Doreen Andritzke in ihrem Kelleratelier besucht, betritt einen Raum, der sofort erzählt, worum es hier geht: Stoffe in kräftigen Farben, sauber gestapelte Buchbinderpappen, Gläser mit Buchecken, Pinsel, Leimtöpfe. Eine kleine, konzentrierte Werkstatt, die nach Ruhe und Handarbeit klingt. „Hier kann ich komplett abschalten“, sagt die 58-Jährige.
Der Ursprung ihres heutigen Gewerbes war unspektakulär – ein Workshop, den sie aus Neugier besuchte. Was sie dort lernte, ließ sie nicht mehr los: Pappe schneiden, Leim auftragen, Stoffe spannen, Ecken setzen. Zuhause begann sie sofort weiterzuarbeiten, erst für sich, dann für Familie und Freunde. Die Begeisterung sprach sich herum, bald folgten Bestellungen. „Es wurde schnell mehr, als ich je geplant hatte“, erinnert sie sich. Die Anmeldung eines Gewerbes war irgendwann nur noch der logische Schritt.
Vom Esszimmer in den Keller
Was mit ein paar Werkzeugen begann, wuchs sich bald aus dem Esszimmer heraus. Heute hat Doreen eine eigene kleine Werkstatt im Keller mit Arbeitsflächen, Lagerecke, Regalen voller Stoffe und fertiger Wunschbücher. Hier entstehen Collegeblock-Hüllen, Notizblock-Cover in A6 und A7, Impfpass- und Mutterpasshüllen, Klemmbretter, Ordner in zwei Größen und immer wieder Sonderanfertigungen. Alles langlebig, sauber verarbeitet, austauschbare Blöcke, stabile Buchecken.
Die Familie ist längst Teil des Projekts: Ihr Ehemann schneidet Pappe zu und packt beim Transport an, die Kinder und Schwiegerkinder stehen bei Marktauftritten, Ideen oder Online-Fragen bereit. „Ohne sie wäre das nicht so gewachsen“, sagt sie.
Corona-Pause und Neustart
Fünfzehn Jahre macht sie das nun. Die Pandemie brachte eine Zwangspause, die unerwartet zu einem Neuanfang wurde: sortieren, neue Motive suchen, anders denken. Als die Märkte wieder öffneten, lief es besser denn je. Heute verkauft sie fast ausschließlich dort. Persönlich, im direkten Gespräch. Manchmal verbindet sie das mit ihren Reisen im Wohnmobil: „So sehe ich Neues und lerne neue Menschen kennen.“ Viele KundInnen kommen wegen ihrer Stoffauswahl. Doreen Andritzke hat ein feines Gespür für Motive, die Menschen ansprechen – von Schulanfang und Tierliebe über Handwerk und Hobby bis zu Reise- und Kunstthemen. Sie verbringt Stunden damit, neue Stoffe zu entdecken. „Manchmal weiß ich schon beim ersten Blick, wer sich darüber freuen würde“, sagt sie.