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Artikelfoto Fritjof Look, Anja Krause, Kay Zetsche, Petra Broistedt, Sandra Hinz und Erich Sidler während der Pressekonferenz im DT. Foto: Marks

178 Millionen Euro für das Deutsche Theater

Die Sanierung des Deutschen Theaters in Göttingen wird teuer. 178 Millionen Euro sollen für die umfassende Modernisierung aufgebracht werden.

Das historische Theaterensemble am Wall gehört seit 1890 zur Identität der Göttinger*innen und ist ein bedeutendes Kulturdenkmal der Stadt. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte ist am und im Gebäude – Spielstätte des ‚Deutschen Theaters in Göttingen‘ – ein deutlicher Sanierungsbedarf entstanden. Die Verpflichtung, das historische Gebäudeensemble zu erhalten, stellt die Stadt Göttingen vor große Herausforderungen. Am Montag, 17. Juni 2024 hat sie ihre Pläne für eine umfassende Sanierung der Öffentlichkeit präsentiert.

 

„Die Sanierung des Deutschen Theaters ist ein bedeutendes und unverzichtbares Vorhaben für unsere Stadt. Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass dieses bedeutende Bauwerk unserer Stadt erhalten bleibt und weiterhin ein Ort der Kreativität und Inspiration für alle Menschen in Göttingen ist – so wie schon seit über 100 Jahren“, unterstreicht Oberbürgermeisterin Petra Broistedt.

Der Zeitablauf und der intensive Gebrauch durch ein sehr aktives Theater haben an dem Gebäude seine Spuren hinterlassen. Die gebäudetechnischen Anlagen haben die Grenze ihrer Lebensdauer erreicht. Das veraltete Raumangebot passt nicht mehr zu der Nutzung durch einen zeitgemäßen Theaterbetrieb. Die inzwischen veraltete Theatertechnik lässt eine zukunftsfähige Ausrichtung auch mit Blick auf neue Zielgruppen nicht zu. „Mit diesem Mammutprojekt wollen wir die Mängel beseitigen und das Gebäude zukunftsfähig aufstellen“, so Broistedt.  

 

Das Projekt soll der Sanierung und dem Werterhalt des Gebäudeensembles des historischen Kulturdenkmals dienen und dabei insbesondere die Haus- und Theatertechnik auf den neuesten Stand bringen. Die Einhaltung und Umsetzung der Vorgaben des Arbeitsschutzes sowie die zukunftssichere Ausrichtung des Hauses als Theaterstandort für die kommenden Jahrzehnte sollen das Deutsche Theater Göttingen auch in Zukunft als Ort des demokratischen Austauschs, der kulturellen Bildung und der Unterhaltung erhalten. 

Ab Montag, 17. Juni 2024, wird zudem eine Webseite unter dem Motto „Was soll dieses Theater?“ online geschaltet. Die Webseite lädt zum Dialog ein, es wird dort regelmäßig Informationen zum Projektstand sowie Einblicke in den Sanierungsprozess geben. Wer beispielsweise an einer Vor-Ort-Besichtigung interessiert ist, kann direkt auf der Webseite einen Termin buchen. 

 

Neue Kulturbauabteilung der Stadt Göttingen sorgt für Sanierungsfahrplan auf einer intensiv abgestimmten Grundlage

Eine Vielzahl von Großprojekten leidet an dem grundsätzlichen Problem von Beginn an, dass die Zielsetzung des Projektes am Anfang nicht klar definiert wird und sich dann im laufenden Prozess wandelt. Dieses führt dann zu erheblichen Schwierigkeiten im Projektablauf mit den verbundenen Kosten- und Zeitfolgen.

Die neue Kulturbauabteilung der Stadt Göttingen sorgt deswegen von Beginn an für einen klar strukturierten Projektablauf: 

Die auf die Realisierung komplexer Projekte spezialisierte W+P Gesellschaft für Projektrealisierung mbH, eine Tochter der Wolff Gruppe Holding, wurde daher von der Stadt Göttingen damit beauftragt, das Ziel des Sanierungsprozess gründlich und frühzeitig mit dem Nutzer Deutsches Theater und in Abstimmung mit der Stadt Göttingen zu erarbeiten. Das Ergebnis ist eine Raumanforderung an die Sanierung, nach der das vorhandene Gebäudeensemble zukunftsfähig und unter Erhalt insbesondere des denkmalgeschützten Altbaus von 1890 angepasst wird. 

In mehreren Optimierungsrunden wurden die Anforderungen des Nutzers Deutsches Theater in den vergangenen Monaten immer wieder hinterfragt, angepasst, optimiert und anschließend in einer Beispielplanung visualisiert. Das Endergebnis wurde beschrieben, mit einer Budgetaufstellung hinterlegt und dient als Vorbereitung der weiteren Handlungsempfehlungen für die Sanierung des Deutschen Theaters. Stadtbaurat Frithjof Look: „Wir wollen die Sanierungsarbeiten mit höchster Qualität und Präzision vorbereiten – beginnend in der sogenannten Phase Null. Durch die sorgfältige Planung gemeinsam mit dem Deutschen Theater Göttingen wollen wir sicherstellen, dass die anstehenden Sanierungsarbeiten bestmöglich vorbereitet und umgesetzt werden.“ Zur Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen seien bereits erste Überlegungen getroffen, etwa zur Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus, des Glasanbaus von Brandi sowie zum Ersatz des nicht funktionsfähigen Anbaus von 1984 durch einen Neubau, so Look.

 

178,3 Millionen Euro sind erforderlich

Das Budget für die Sanierung besteht aus vier Komponenten: 

Raumprogramm
Reserve, insbesondere Denkmalschutz und Unbekanntes
Reserve Kostensteigerung Baupreise und 
Interimsspielstätte. 


Diese umfassende Budgetierung berücksichtigt dabei die sehr frühe Projektphase des Projektes, den Zeitablauf und die Tatsache, dass während der langen Sanierungsarbeiten der Nutzer Deutsches Theater eine Ausweichspielstätte benötigt wird.

In Summe ergeben sich so 178,3 Millionen Euro brutto inklusive Mehrwertsteuer: 123 Millionen Euro für das Raumprogramm entsprechend der Budgetierung der W+P, zusätzlich eine Reserve in Höhe von 24,6 Millionen Euro (20 %) für Unbekanntes, insbesondere begründet in der Altbausubstanz und Anforderungen Denkmalschutz. Da das Projekt über einen langen Zeitraum umgesetzt werden muss, wird heute bereits eine Reserve für zukünftige Baupreisveränderungen im Umfang von 23,5 Millionen Euro gebildet. Für die mit dem Deutschen Theater unter Budgetgesichtspunkten vereinbarte temporäre Interimsspielstätte wurden 7,2 Millionen Euro durch die W+P ermittelt.

 

„Mir ist es wichtig, dass wir bei der Sanierung nicht nur das Sanierungsbudget betrachten, sondern ein zusätzliches Sicherheitsnetz spannen, um auch unvorhergesehene Entwicklungen abzufedern. Deshalb planen wir mit den üblichen 20 Prozent für Kostensteigerungen, basierend auf den Empfehlungen des Statistischen Bundesamtes. Dies gibt uns jederzeit die nötige Flexibilität“, betont Look. Zusätzlich werde eine nach aktuellem Stand für den Hochbau dreiprozentige Baupreissteigerungsrate über den Zeitraum bis zum Abschluss der Bauverträge berücksichtigt, um sicherzustellen, dass finanzielle Mittel auch in Zukunft ausreichend sind. Außerdem soll eine funktionale Interimslösung Teil der Planungen sein, die weitere 7,2 Millionen kosten wird. 

Göttingens Kulturdezernentin Anja Krause ergänzt: „Wir stehen heute vor einer kulturpolitischen Weichenstellung, die die Neugestaltung des Deutschen Theaters in Göttingen betreffen. Das Theater spielt eine zentrale Rolle in der kulturellen Identität unserer Stadt und der ganzen Region. Es ist nicht nur ein Ort der Unterhaltung, sondern auch ein Ort des kulturellen Austauschs, der Bildung und der Reflexion.“ Die geplante Sanierung des Theaters sei daher nicht nur eine infrastrukturelle Maßnahme, sondern darüber hinaus auch von großer kulturpolitischer Bedeutung, so Krause. Sie trage dazu bei, die kulturelle Vielfalt und Traditionen zu bewahren und gleichzeitig zeitgemäß zu gestalten. Anja Krause betont: „Ein modern ausgestattetes Theater ist ein kulturelles Aushängeschild, das das Publikum anzieht und Künstlerinnen und Künstler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inspiriert. Es stärkt das kulturelle Leben einer Stadt und trägt zur Identitätsbildung einer Gemeinschaft bei. Gemeinsam werden wir Göttingen als lebendige Kulturmetropole stärken und das Theater als bedeutenden kulturellen Ort für die Zukunft sichern.“

 

„Die Sanierung des Deutschen Theaters in Göttingen ist ein anspruchsvolles Projekt. Dieses Projekt hat viele komplexe Abhängigkeiten und es setzt voraus, dass alle Beteiligten eng und professionell zusammenarbeiten, vorausschauend und ganzheitlich denken und den Erfolg wollen. Die nun zusammen mit der Kulturbauabteilung der Stadt Göttingen und dem Deutschen Theater gründlich vorbereitete Projektgrundlage zeigt, dass die Basis für dieses anspruchsvolle Projekt vorhanden ist“, untermauert Kay Zetzsche, Geschäftsführer der W + P Gesellschaft für Projektrealisierung, eine Tochter der Wolff Gruppe. „Das von uns erarbeitete Budget mit Sicherheiten auf Grundlage der vereinbarten Anforderungen und des vorgeschlagenen Zeitplanes sind die eine Grundlage für das Projekt Sanierung Deutsches Theater. Die andere, noch viel wesentlichere Grundlage in Form des fantastischen Theater - Gebäudes von 1890, das bis heute sehr engagiert durch ein professionelles Theater bespielt wird, hat die Stadt Göttingen bereits vor weit 100 Jahren geschaffen. Nun ist es an der Stadt Göttingen, dieses seit 1890 bestehende Theaterensemble in die Zukunft zu führen.“

 

Finanzierung durch Stadt, Land und Bund 

Angesichts der hohen Sanierungskosten macht Oberbürgermeisterin Broistedt deutlich: „Ein Projekt dieser Größenordnung kann nicht allein von der Stadt Göttingen finanziert werden. Hier ist ein Schulterschluss von Stadt, Land und Bund notwendig. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten sich ihrer Verantwortung für den Erhalt des Theaters bewusst sind und ihren Beitrag leisten.“ 

 

Deutsches Theater als kultureller Fixpunkt der Stadt

Aus Sicht des Theaters geht es darum, Begegnungs- und Aushandlungsräume als Bestandteil gelebter Demokratie immer wieder neu zu erschaffen, neu zu organisieren und zu erhalten. „Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass wir vor massiven Problemen durch das in vielerlei Hinsicht dysfunktionale Gebäude stehen. Dazu zählt, dass Arbeitsabläufe vom Bestandsgebäude nicht abgebildet werden können, beziehungsweise zu aufwendig und umständlich sind. Zu nennen sind die Themen Barrierefreiheit, Brandschutz und Belange bezüglich Arbeitsstättenverordnung. Und dazu gehört auch eine stark veraltete Haus- und vor allem Theatertechnik. Zu guter Letzt sehen wir massive Schäden am historischen Gebäude und der Bausubstanz“, sagt Erich Sidler, Intendant Deutsches Theater. 

Sandra Hinz, Geschäftsführerin Deutsches Theater ergänzt: „Die Sanierung des Deutschen Theaters in Göttingen ist ein wichtiger Schritt, um unser Theater zu erhalten und in die Zukunft zu führen. Mit den geplanten Maßnahmen werden wir unseren Mitarbeitenden ein modernes Arbeitsumfeld und den Besucher*innen auch in Zukunft ein inspirierendes und anspruchsvolles Theatererlebnis bieten können. Gleichzeitig wollen wir alles dafür tun, dass die Sanierung so gut und effizient wie möglich vonstattengehen kann.“ Das Deutsche Theater spiele eine entscheidende Rolle als Standortfaktor für Göttingen, so Hinz, es sei nicht nur ein Anziehungspunkt für Unternehmen, sondern auch für die zahlreichen Bildungseinrichtungen wie Hochschulen, Universitäten und Institute.