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Begegnungen schaffen in Zeiten des Lockdowns

Karina Badura leitet das Begegnungszentrum in Neumünden

Das Begegnungszentrum in Neumünden, unter der Leitung von Karina Badura, ist mehr als ein Treffpunkt für Jung und Alt. Hier sollen für generations- und kulturübergreifende Zielgruppen mit variierenden Problemlagen passende Hilfsformen und Angebotsstrukturen entwickelt und installiert werden. Karina Badura übernahm die Leitung des Zentrums im März 2020 unter denkbar schwierigen Voraussetzungen.

MeinMünden: Frau Badura, Sie leiten jetzt seit anderthalb Jahren das Begegnungszentrum in Hann. Münden. Welches Resümee ziehen sie nach den 18 Monaten?

Karina Badura: Es war pandemiebedingt ein schwerer Start. Meine erste und vorerst letzte Veranstaltung für Bürger*innen war ein Nachbarschafts-Café im März 2020 und dann kam auch gleich der erste Lockdown. Ein neues Begegnungszentrum im Quartier Neumünden, das mit Leben gefüllt werden möchte, ich als neue Leitung dieses Zentrums und in der Gemeinwesenarbeit und die veränderte Situation durch Corona – das waren viele Hürden! Vieles haben wir geplant und mussten es wieder absagen. Im ersten Jahr habe ich viel Netzwerkarbeit geleistet, habe geschaut, wo es Parallelen mit anderen Einrichtungen gibt und wie wir eine Zusammenarbeit gestalten können. Als Resümee kann ich sagen, dass es trotz aller Widrigkeiten eine tolle, spannende Zeit war, in der ich viel gelernt habe.

MeinMünden: Im Begegnungszentrum sollen für generations- und kulturübergreifende Zielgruppen passende Hilfsformen und Angebote entwickelt werden. Können Sie uns hierfür einige Beispiele nennen?

Karina Badura: Es sollen Kommunikationsanlässe geschaffen werden, gut denkbar wäre ein Frauencafé, Spieleabende, aber auch Selbsthilfegruppen. Eine sehr große Aufgabe ist die Gemeinwesenarbeit im Quartier zu gestalten. Hier liegt auch das Hauptaugenmerk, die Bewohnerschaft zu erreichen und zu aktivieren. Derzeit mache ich einen Zertifikatkurs zur Gemeinwesenarbeiterin in Hannover, der über ein Jahr geht. Ich selbst lebe und arbeite schon seit vielen Jahren in dem Stadtteil, hier fühle ich mich wohl und zu Hause.

MeinMünden: Mit welchen Problemstellungen/Fragen kommen besonders viele Besucher zu Ihnen?

Karina Badura: Nach der langen Zeit der Isolation sehnen sich besonders viele Menschen nach Begegnung und gemeinsamen Aktivitäten. Einige kommen aber auch mit persönlichen Problemlagen.

MeinMünden: Welches Angebot wird besonders gut angenommen/nachgefragt?

Karina Badura: Die Angebote für Kinder, Hausaufgabenhilfe, Ferienprogramme, Interökologische Projekte und Angebote für Frauen werden gern genutzt. Menschen sind auch eingeladen, selbst aktiv zu werden und selbstorganisiert Angebote anzubieten. Dafür steht der Gemeinschaftsraum zur Verfügung. Gut vorstellbar wäre, dass sich eine Gruppe bildet, die zusammen Karten spielt.

MeinMünden: Erzählen Sie uns von einem Schicksal, das Sie in den letzten Monaten besonders bewegt hat?

Karina Badura: Mich bewegen die Schicksale der Menschen generell. Sehr bewegend empfinde ich es, wenn die geflüchteten Menschen ihre Fluchterlebnisse erzählen. Das ist oftmals ziemlich emotional und persönlich, dazu bedarf es auch Vertrauen. Ich empfinde es als „Geschenk“, wenn Menschen ihre persönlichen Schicksale mit mir teilen.

MeinMünden: Welche Hürden und Schwierigkeiten müssen Sie in Ihrem Arbeitsalltag meistern? Wo wünschen Sie sich mehr Unterstützung aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft?

Karina Badura: Eine Schwierigkeit ist sicherlich die Aktivierung der Menschen in Neumünden. In unserem Stadtteil gab es bisher noch keinen Gemeinschaftsraum und keine Gemeinwesenarbeit. Hier muss Pionierarbeit geleistet werden. Eine große Hürde ist auch die befristete Projektlaufzeit der Gemeinwesenarbeit. Hier bedarf es einer Verstetigung der Finanzierung, um die Gemeinwesenarbeit dauerhaft nachhaltig zu verankern. Schnell verliert sich das Vertrauen der Anwohnerschaft, wenn Dinge angeschoben werden, aber nach Projektende nicht weitergeführt werden. Als weitere Hürde empfinde ich es auch, dass der Begriff „Gemeinwesenarbeit“, nicht überall bekannt ist.

MeinMünden: Welche Pläne haben Sie für die kommenden Monate im Begegnungszentrum?

Karina Badura: Für den Herbst planen wir ein weiteres Ferienprogramm und ein Herbst-Nachbarschaftscafé. Auch arbeiten wir intensiv an der Bürgerbeteiligung. Zurzeit gibt es das Format „Stammtisch am Netzwerk“ (jeden 1. Donnerstag im Monat, 18:30 Uhr), das Neumündener*innen die Möglichkeit bietet, sich über ihr Quartier auszutauschen, Probleme zu benennen und gemeinsam mit der Stadt Hann. Münden, mit dem Planungsbüro ANP Kassel (beauftragt von der Stadt Hann. Münden zur vorbereitenden Untersuchung zur Städtebauförderung im Stadtteil Neumünden) und der Gemeinwesenarbeit an Verbesserungen und Lösungen zu arbeiten und Arbeitsgruppen zu bilden. Ziel ist die Schaffung von partizipativen Strukturen auf verschiedenen Ebenen und die Verbesserung der Lebenssituation.