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Artikelfoto Blühwiese

Blühflächen im Herbst

Wenn der Sommer vorübergeht, kommt eine Phase, da sehen sogenannte Blühwiesen struppig aus und die Pracht des Sommers ist vorbei.

Dr. Hermann Dreyer von der Initiative „Münden blüht und summt“ hat sich dennoch jedes Mal, wenn er am Tanzwerder vorbeikommt, über die dortigen Blühflächen gefreut, denn es war immer ein sehr artenreiches Treiben auf den Flächen zu beobachten. Positiv wertet der Biologe, dass nicht einfach nur gemäht und abgeräumt wurde, sondern besonders schonend gemäht und der Schnitt zum Aussamen liegen gelassen wurde.

Die Stadt Hann. Münden hat in den Jahren 2019 bis 2020 mit Förderung durch das Projekt BieneBlütenReich des Netzwerks blühende Landschaft in der Kernstadt und in den Ortsteilen über 5000 qm Blühflächen angelegt. Die Förderung beinhaltet Beratung zur Verwendung von geeignetem Saatgut und das Saatgut selbst.

„Solange so ein Blühstreifen voll in der Blüte steht, gibt es eigentlich niemanden, der das nicht schön findet. Zur Blühflächenpflege gehört aber auch das insektenschonende Mähen und das für einige Tage Liegenlassen der verblühten Kräuter. Für viele ein unschöner Anblick, der aber erforderlich ist, wenn im nächsten Jahr wieder alles so schön blühen und die Insekten wie in diesem Jahr wieder fliegen sollen“, so Volker Meng, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Hann. Münden.

Hier wird deutlich, dass die kontinuierliche Pflege vor Ort, der aufmerksame fachkundige Umgang mit der je nach Standort, Saatgut und Pflege unterschiedlichen Dynamik des Vegetationsbestandes der Flächen ein anspruchsvolles Handwerk ist. Was hierbei entscheidend ist, beschreibt der zuständige Mitarbeiter Winfried Trottenberg, der die Auszubildende Vanessa Franz in die Theamatik einarbeitet.
Es braucht seine Zeit, bis sich ein artenreicher Bestand als Pflanzengemeinschaft auf vormals Vielschnittrasenflächen entsprechend der gegebenen Standortfaktoren und der geänderten Pflege entwickelt. „Die Natur zeigt uns den Weg, wie wir uns einbringen können. Sie entschleunigt uns und baut uns wieder auf, lehrt uns wieder Geduld zu haben. Denn von heute auf morgen, wie es immer von den Menschen heutzutage als selbstverständlich angesehen wird, geht eine nachhaltige Umgestaltung in der Natur nicht. Darum liegt es an uns, sich mit unseren Pflanzenarten wieder zu beschäftigen. Genauso, wie es Menschen vergangener Generationen stets getan haben. Denn sie lebten von der Natur. Darum hatten sie ein sensibles Verhältnis zu ihr. Diese Sensibilität ist für uns in Planung und Pflege der Flächen sehr hilfreich. Den Blick zu schärfen auf schon vorhandenen Bewuchs. Manche Flächen brauchen nur sich selbst überlassen werden, es sind ja viele Blühpflanzen vorhanden. Auf den meisten Flächen geht es heute aber nicht ohne unsere Unterstützung.“

So beschreibt Winfried Trottenberg seinen Ansatz. Er steht im Kontakt mit der Firma Küppers, die lokales Saatgut produzieren, welches in Hann. Münden zum Einsatz kommt. Durch Erproben soll die richtige Aussaatmischung für die einzelne Fläche gefunden werden. Grundlegend entscheidend ist auch der Aussaat- und der Mähzeitpunkt. Damit sich die Pflanzenmischung vor Ort weiter vermehrt, wird das Saatgut am Boden zum Reifen und Aussamen liegen gelassen. Darum sind zeitweise eher unansehnliche Mähhaufen zu sehen. Je nach Notwendigkeit wird dann nach einer Zeit das Mähgut zum Kompostieren abgefahren oder eingemulcht, um eine Bodenverbesserung zu erlangen.

Winfried Trottenberg verweist auf die Vorbilder und Herkunft der in der Grünflächenpflege erwünschten Vergetationsbestände. „Wir hatten früher für die Feldbegrenzung natürliche Blühstreifen. Erinnern wir uns an Kamille, Klatschmohn, Kornblume, Margerite und andere schöne Blüher.“

Wenn die Zielsetzung eine ökologischen Grünflächenpflege ist, geht es nur mit Geduld und solchen qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diesen müssen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stehen. Das ist eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Stadt. (Quelle: J. Bytom, Stadt Hann. Münden)