Chillen an der Leine
Freibad Brauweg: Rundum-Sanierung ab Herbst – Zugang zum Leineufer als Highlight1927 ist die Anlage entstanden, jetzt bekommt das Freibad Brauweg eine Rundum-Sanierung. Nachdem ursprüngliche Pläne aus 2018 mangels Förderzusage des Bundes nicht realisiert werden konnten, liegt nun ein Förderbescheid aus dem Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ über drei Millionen Euro vor. Knapp vier Millionen Euro steuert die Stadt selbst bei. Insgesamt stehen nun rund sieben Millionen Euro für eine Auffrischung des ältesten und gleichzeitig traditionsreichsten Freibades Göttingens bereit.
Generalüberholung notwendig
Vor gut 35 Jahren erfolgte die letzte Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Anlage im Jahnpark. Einige Reparaturen haben sich seitdem angestaut. Auf dem Plan steht eine Generalüberholung von Becken und Technik. Für Gäste sichtbare Sanierungen betreffen das Funktionsgebäude, das unter Denkmalschutz steht, sowie den Kinderplanschbereich, der komplett modernisiert wird. Als Highlight erhält das Freibad seinen direkten Zugang zur Leine zurück – eine Reminiszenz an frühe Zeiten. Der Zeitplan sieht vor, dass die Arbeiten nach der Saison 2022 beginnen, um dann im Sommer 2023 neu starten zu können.
120.000 Badegäste im Jahr
Es sei ein sehr wichtiger Standort, um den die Stadt herum gewachsen ist, sagt Alexander Hirt, Prokurist der Göttinger Sport- und Freizeit GmbH. „Wir erreichen mit diesem Bad etwa 30.000 Menschen fußläufig, das heißt, sie können das Freibad Brauweg innerhalb einer Viertelstunde erreichen, ohne irgendwelche Verkehrsmittel benutzen zu müssen. 1927 befand sich die Anlage noch vor den Toren der Stadt, 120.000 Badegäste haben wir im Jahr.“
Nach der Sanierung 1986/87 erfolgte 2016/17 eine Teilsanierung im Nassbereich des Funktions- sowie des großen Umkleidegebäudes. Was ist nun der Anlass für die anstehende Rundum-Sanierung? Alexander Hirt listet die Mängel auf: Defekte Reinwasserleitungen zu den Becken hin sowie marode Beckenköpfe erschweren den Betrieb. Die Beckenauskleidung – eine Folie – ist mit den Jahren wasserdurchlässig geworden. Und gerissene Düsen lassen den Wassereinlauf in die Becken schwächeln. Zudem fehlt ein eigenständiger Wasserkreislauf für das Kinderbecken, das 1996 die Anlage ergänzt hat.
„Ständige Reparaturen nicht mehr wirtschaftlich“
„Es ist nicht einfach zu erklären, was zum Funktionieren eines Freibades beiträgt. Denn das meiste an Technik ist unsichtbar, befindet sich unter der Grasnabe und der Wasseroberfläche“, fasst Hirt zusammen und vergleicht den Vorgang mit dem Betrieb eines alten Autos: Irgendwann sei die Finanzierung und die ständige Reparatur nicht mehr wirtschaftlich. „An diesem Punkt sind wir angekommen.“ Und Andreas Gruber, Geschäftsführer der Göttinger Sport- und Freizeit GmbH ergänzt: „Ob es die Duschen, das Kinderbecken oder die Innenbereiche waren: Es wurde immer wieder im Laufe der Zeit im Bestand saniert. Jetzt geht es an die Grundsubstanz“.
Aufwertung durch Klie'sche Badeanstalt
Der Fokus liegt auch auf der sogenannten Klie'schen Badeanstalt. Vor dem Bau des Freibades gab es dort, wo die Leine das Wehr passiert, eine natürliche Badestelle, die, so Hirt, Ideengeber war für das angrenzende Freibad. „Wir wollen diese Badestelle auch im Sinne der Attraktivität des gesamten Freibadareals reaktivieren und neue Zielgruppen erreichen. Da der Fluss an dieser Stelle zum Baden nicht tief genug ist, wird es hier eine Gelegenheit zum Chillen an der Leine geben, zu vergleichen mit einem Strandbesuch.“ Die vorhandene Brücke soll durch eine weitere Brücke, eine Hängebrücke, ergänzt und die Wiese samt Liegebereich aufgewertet werden.
Kein drittes Naturbad
„Wir wollen im Zuge der Sanierung kein drittes Naturbad errichten“, betont Alexander Hirt. Man bleibe bei konventioneller Wasseraufbereitung und insgesamt konventionellem Angebot. „Die zusätzliche Reaktivierung der ehemaligen Badeanstalt wird die Aufenthaltsqualität des gesamten Areals verbessern“, da ist sich der Prokurist sicher. Freuen werden sich in jedem Fall die ganz jungen Besucher. Für sie wird ein Planschbereich im westlich gelegenen Nichtschwimmerbecken angelegt. Und aus dem vorherigen Plantschbecken entsteht ein Sand- und Matschbereich.
„Areal mit hohem Entwicklungspotenzial“
Weil dieses Bad aus 1927 weiterhin in Betrieb ist, legt der Fördermittelgeber großen Wert auf Denkmalschutz. „Die Öffnung zur Leine bezeichnet er als Alleinstellungsmerkmal dieses Projekts.“ Dieses habe, so Hirt, zur Bewilligung der Fördergelder geführt. „Wir haben hier ein Areal mit hohem Entwicklungspotenzial“, ist der Prokurist überzeugt, denn zusätzlich zur Freibadsanierung werde derzeit das Gesundheitszentrum im Jahnstadion ausgebaut. Generell entwickle sich das Ensemble aus Jahnstadion, Freibad und Badeparadies mehr und mehr zur Freizeitoase.
Für die nächsten Planungsschritte wird es eine Bürgerbeteiligung geben. Angesprochen sind Nutzer des Bades wie der Turn- und Wassersportverein Göttingen, die DLRG, junge Familien mit Kindern sowie die Migrations-, Senioren- und Behindertenbeirate und Schulbeauftragte. hwg