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Die Mitte der Welt ist da, wo man sich trifft: Im Kino

Kino in Witzenhausen: Neueröffnung nach Umbau

Das Witzenhäuser Kino hat Tradition. Erbaut in 1927 prägt das einstige Landkino eine fast 100-jährige Geschichte. Zahlreiche Filme flimmerten hier über die Leinwand, tausende Besucher erfreuten sich an aktuellen Blockbustern und außergewöhnlichen Programmen. 

Vor anderthalb Jahren wurde das Capitol-Kino in der Mühlstraße für Renovierungs- und Umbaumaßnahmen geschlossen. Und nun strahlt es wieder und öffnet die Türen weit für sein neues und altes Publikum. Wolfgang Würker, Journalist, Filmemacher und jetziger Kinobetreiber, lernte in den 70er Jahren die Einrichtung kennen, als er eine Dokumentation über Landkinos drehte. Seine Freundschaft zu Ralf Schumacher, der mehr als zwanzig Jahre das Capitol belebte, ausbaute, weiterentwickelte und zu einer echten Kultstätte machte, war die Basis für gemeinsame Zukunftspläne: „Manchmal haben wir einfach zu zweit in einem Film gesessen und uns anschließend darüber ausgetauscht.“

Nach dem plötzlichen Tod Schuhmachers zögerte Würker nicht lange und führte die Spielstätte in der Witzenhäuser Innenstadt zusammen mit Ulrike Schuhmacher, der Erbin des Kinos, weiter. Beide haben dafür gesorgt, dass die vor Jahren gemeinsam geschmiedeten Pläne in die Tat umgesetzt werden. Heute strahlt der Eingangsbereich wie ein hochmodernes Theaterfoyer. Hier gibt es eine gemütliche Sitzgruppe, einen hellen Tresen und viel Platz zum Ankommen und Verweilen. 

„Wir wollen mehr sein als ein Vorführungsort. Wir haben einen Treffpunkt geschaffen, der zum Innehalten und Austauschen einlädt.“ Es gibt Heißgetränke wie Kaffee und Cappuccino, kühles Bier und alkoholfreie Bio-Getränke. Würker ist sich sicher: „Die Kulturförderung auf dem Land ist nachhaltige Standortsicherung. Wenn wir wollen, dass junge Menschen bleiben oder zuziehen, dürfen Kunst und Kultur nicht fehlen.

 

Ein Interview mit Dr. Wolfgang Wurker

meinWMK: Herr Würker, Sie stehen kurz vor der Neueröffnung des Witzenhäuser Kinos. Beschreiben Sie kurz die konkreten Maßnahmen, die in den vergangenen Monaten durchgeführt wurden.

Unser Ziel war, das Capitol in Witzenhausen schöner und komfortabler zu machen. Wir haben dafür den Eingangsbereich erweitert und dem Kino ein größeres Foyer gegeben. Sowohl im Erdgeschoss wie im ersten Stock, vor dem kleinen Saal, findet unser Publikum jetzt genügend Platz, um zu verweilen. Eine tragende Wand musste dafür abgerissen und unterstützt werden. Eine große Herausforderung waren auch die elektrischen Installationen. Bis zur ersehnten Wiedereröffnung dauerte es schließlich mehr als ein Jahr.

meinWMK: Wie viele Kinosäle gibt es mit welcher Platzkapazität, welche technischen Highlights und wieviel „Altbaucharme“ dürfen Ihre Gäste erwarten?

Was die beiden Kinosäle angeht, ist vieles beim Alten geblieben. Das obere Kino hat weiterhin 40 Plätze, es wurde schon in den letzten Jahren saniert. Neuer Boden, neue Bestuhlung, neues Licht, Klimaanlage – es ist ein kleines, feines Studiokino. Der große Kinosaal hat seinen hinteren Bereich an das neue Foyer abgegeben. Dadurch wurde der Saal kompakter und harmonischer, die Projektion erfolgt jetzt von der Mitte der Rückwand (und nicht mehr aus der Saalecke) heraus – ein großer Gewinn. Mit nach wie vor mehr als 120 Plätzen hat der große Saal den alten, eigenwilligen Charme bewahrt, den unsere Besucher so sehr schätzen.

meinWMK: Gab es während der Umbauphase Schwierigkeiten oder nicht vorhersehbare Probleme? Wie viel Geld wurde investiert und haben Sie öffentliche Fördergelder in Anspruch genommen?

Schwierigkeiten gab es mehr als genug, sowohl in baulicher Hinsicht wie durch die Pandemie. Aber die gehören nun der Vergangenheit an, wir haben es geschafft! Rund 350.000 Euro Fördergelder sind geflossen, mehr als 20 Prozent beträgt die Eigenbeteiligung. Wir konnten einigermaßen im Rahmen bleiben, am Ende ist dann leider doch vieles teurer geworden.

meinWMK: Wie sind Ihre Zukunftspläne: Welche Filme, welche Genres, welche Veranstaltungen stehen bevor?

Arthouse und Mainstream, Dokumentarfilme und Sonderveranstaltungen werden unser Programm weiterhin prägen. Auf eine Reihe herausragender deutscher Produktionen sind wir gerade besonders gespannt:  Die Dörte Hansen-Verfilmung “Mittagsstunde“ mit Charly Hübner zum Beispiel oder den wunderbar-persönlichen Rückblick auf die DDR: „In einem Land, das es nicht mehr gibt“, und natürlich Sönke Worthmanns Komödie „Der Nachname“, Kino, das uns zum Lachen bringt. Das nächste Mega-Event kommt dann allerdings doch wieder aus Amerika: „Avatar – The Way of Water“, an Weihnachten.

meinWMK: Was wird aus dem Kino in Hann. Münden, das ursprünglich ja als „Ausweichort für Cineasten“ von Ihnen instandgesetzt wurde?

Das traditionsreiche Kino in Hann. Münden soll bleiben. Wir wollen künftig beide Kinos gemeinsam betreiben, wovon die Menschen in der Region doppelt profitieren können. In Witzenhausen werden wir ein „mutigeres“, in Hann. Münden ein etwas „gefälligeres“ Programm machen. Das sollte sich so ergänzen, dass für jeden Kinogänger in der Region immer etwas Attraktives dabei ist.

meinWMK: Was liegt Ihnen besonders am Herzen - was möchten Sie unseren Lesern noch mitteilen?

Die vergangenen Jahre waren infolge der Pandemie vom Rückzug aus dem öffentlichen Leben geprägt, bei der Arbeit wie privat. Das hat vielen Menschen nicht gutgetan, ich persönlich leide darunter. 

Wenn wir unser Kino jetzt wieder öffnen, dann verstehen wir es, zumal mit seinem großzügig gestalteten Eingangsbereich, als Angebot, langsam wieder mehr Öffentlichkeit zu wagen, sich bei uns zu verabreden, wenn andere Anlaufpunkte in der Stadt gegen Abend oder am Abend schließen. Zu einem Cappuccino oder einem Glas Wein, einfach um miteinander zu reden oder gemeinsam etwas zu erleben. Die Mitte der Welt ist nach einem alten Slogan noch immer da, wo man sich trifft: Im Kino.  

 

www.capitolkino.de
Mühlstraße 16, 37213 Witzenhausen
Tel. 05542 5747