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Artikelfoto Robert Koch erhielt 1905 den Nobelpreis für Medizin. Foto: RKI

Entdecker der Tuberkulose-Bazillen

Göttinger Nobelpreisträger Robert Koch: Vor 180 Jahren im Harz geboren

Sein Name war in den Corona-Jahren weltweit in aller Munde: Robert Koch und das nach ihm benannte Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. Geboren wurde der spätere Nobelpreisträger von 180 Jahren am 11. Dezember 1843 als Sohn einer Bergmannsfamilie mit 13 Kindern in Clausthal-Zellerfeld im Harz (Foto). An der Georg-August Universität in Göttingen studierte Koch ab 1862 Medizin, im Jahr 1966 schloss er sein Studium mit seiner Doktorarbeit auf dem Gebiet der Pathlogie erfolgreich ab. Weltweit für Aufsehen sorgte der Göttinger später mit der Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, wofür er am 10. Dezember 1905 den Nobelpreis für Medizin überreicht bekam.

Während seiner Studienzeit in Göttingen unternahm er auch zahlreiche kuriose Experimente mit Butter oder Spargel und am eigenen Leib, um zum Thema Harn zu forschen. Im 19. Jahrhundert waren Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Cholera, Diphtherie oder Wundinfektionen die Haupttodesursache weltweit. Allein in Deutschland starben daran jedes Jahr hunderttausende Menschen. Der Arzt Robert Koch entdeckte damals, dass Krankheiten wie diese durch winzige Organismen, durch Bakterien, verursacht werden. Ihm und seinen Weggefährten in Berlin ist es gelungen, Infektionserreger und Ansteckungswege gezielt zu identifizieren und so den Weg für Therapien und Präventionsmaßnahmen zu ebnen. Ermöglicht wurde all dies durch neue wissenschaftliche Methoden, mit denen sich die Erreger nicht nur aufspüren, sondern auch sichtbar machen ließen, etwa feste Nährböden zur Anzucht von Bakterien, Mikrofotografie und Färbetechniken. 1891 wurde Koch Direktor des neu gegründeten Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, dem heutigen Robert Koch-Institut. 1905 erhielt er für die Entdeckung der Tuberkulose-Bazillen den Nobelpreis für Medizin. Zusammen mit Louis Pasteur gilt Robert Koch heute als Wegbereiter der Mikrobiologie.

Die frühen Jahre und erste wissenschaftliche Erfolge

Robert Koch wurde am 11. Dezember 1843 als drittes von insgesamt dreizehn Kindern einer Bergmannfamilie in Clausthal im Harz geboren. Nach dem Abitur studierte er in Göttingen zunächst ein Semester Naturwissenschaften, dann Medizin. Im Januar 1866 wurde er promoviert, kurz darauf bestand er das Staatsexamen in Hannover. 1867 heiratete Koch seine Jugendfreundin Emmy Fraatz. Nach mehreren Stationen, unter anderem als Doktor in der Provinz und als Lazarettarzt im Deutsch-Französischen Krieg, trat er 1872 eine Stelle als Kreisphysikus in Wollstein (heute Wolsztyn, Polen) an. Nebenbei begann Robert Koch, Milzbrand zu erforschen: Die Krankheit forderte bei Menschen und Tieren rund um Wollstein immer wieder Todesopfer – ihre Ursache lag jedoch völlig im Dunkeln. 1876 wies Koch schließlich nach, dass Milzbrand von einem einzigen Erreger ausgelöst wird. Er entdeckte auch die Ruheform des Erregers, Milzbrandsporen, und erklärte so die bis dahin unverstandene Infektionskette und die hohe Widerstandsfähigkeit des Bakteriums gegenüber Umweltfaktoren. Damit hatte Robert Koch als erster nachgewiesen, dass ein Mikroorganismus die Ursache für eine Infektionskrankheit ist. 1878 veröffentlichte er das Buch „Über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten“, in dem er die Erreger von Wundinfektionen beschrieb. Entscheidend für den Erfolg seiner Arbeiten waren die Präzision, mit der Koch seine wissenschaftlichen Methoden entwickelt und angewandt hatte, und der logische Aufbau der Beweisketten – und das unter recht einfachen Bedingungen in einem dürftig ausgestatteten Labor in seinem Wohnhaus in Wollstein.

Durchbruch in Berlin: Die Entdeckung der Tuberkulose-Bakterien

Von Wollstein aus zog Robert Koch mit Frau Emmy und Tochter Gertrud zunächst nach Breslau, bevor er 1880 an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin berufen wurde. Hier baute er die bakteriologische Methodik aus, die für die Erforschung von Infektionskrankheiten ebenso nützlich war wie für die Entwicklung von gezielten Gegenmaßnahmen, etwa Desinfektionsverfahren. Am 24. März 1882 verkündete Koch am Berliner Institut für Physiologie die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers – sein Vortrag über die „Ätiologie der Tuberkulose” machte ihn schlagartig weltberühmt. Die Tuberkulose hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer Volkskrankheit entwickelt. Etwa ein Siebtel der Bevölkerung im Deutschen Reich starb damals an der so genannten Weißen Pest, Ursache und Verbreitungswege der Krankheit waren lange unklar. Koch zeigte nun, dass Tuberkulose durch Tuberkelbazillen ausgelöst wird. Um diese aufspüren zu können, waren spezielle Nährböden, neue Kulturbedingungen und spezifische Färbetechniken notwendig. Für die Entdeckung der Tuberkulose-Bazillen erhielt Robert Koch 1905 den Nobelpreis für Medizin.

Auf den Spuren der „Asiatischen Hydra“

Wie viele Wissenschaftler seiner Zeit erforschte Robert Koch auch die Cholera. Die „Asiatische Hydra“ hatte im 19. Jahrhundert auch in Deutschland immer wieder größere Ausbrüche verursacht, vor allem in den Elendsvierteln der Großstädte. Unter anderem reiste Koch Ende 1883 mit einem Forscherteam nach Kalkutta in Indien, um die Krankheit während eines Ausbruchs zu untersuchen. Anfang 1884 gelang es ihm dort, das Bakterium Vibrio cholerae zu identifizieren. Auch wenn Robert Koch Zeit seines Lebens als Entdecker des Cholera-Erregers gefeiert wurde: Der Ruhm gebührt ihm nicht allein. Der italienische Anatom Filippo Pacini hatte den Erreger schon 1854 unter dem Mikroskop gesehen und beschrieben – eine Arbeit, die in Deutschland zur damaligen Zeit aber nur wenig Beachtung fand und die Koch nicht kannte. Mit seinem Wissen über die Verbreitungswege der Cholera und entsprechende Hygienemaßnahmen half Koch 1892 dabei, eine schwere Cholera-Epidemie in Hamburg einzudämmen.

Neuer Posten in Berlin und der Tuberkulin-Flop

1885 gründete die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität das Hygienische Institut und berief Robert Koch als ersten Ordentlichen Professor für Hygiene zum Direktor. Hier baute er die neue wissenschaftliche Disziplin der Bakteriologie weiter aus. Die Zahl der Mitarbeiter und Schüler Robert Kochs mehrte sich; das Hygiene-Institut wurde zum Zentrum bakteriologisch interessierter Ärzte aus der ganzen Welt. Tuberkulose und Cholera blieben bedeutende Forschungsthemen. Koch suchte nach Wegen, um Infektionskrankheiten gezielt einzudämmen oder gleich von vorneherein zu verhindern. Sein Wunsch, ein Therapeutikum oder gar eine Impfung gegen Tuberkulose zu finden, erfüllte sich jedoch nicht. Das von ihm entwickelte Heilmittel „Tuberkulin“ – eine Mischung aus Bestandteilen abgetöteter Tuberkelbazillen, die Koch beim X. Internationalen Medizinischen Kongress 1890 in Berlin vorstellte – erwies sich später als nicht wirksam. Langzeitheilungen traten nicht ein, einige Patienten starben nach der Behandlung sogar. Heutzutage wird Tuberkulin neben neueren Verfahren immer noch eingesetzt, um eine Tuberkulose-Infektion zu diagnostizieren. Dennoch: Die wissenschaftlichen Leistungen Kochs und die zunehmende Bedeutung der Bakteriologie Ende des 19. Jahrhunderts veranlassten die preußische Regierung, ein eigenes Forschungsinstitut für Robert Koch zu errichten.

Das „Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten“

Am 1. Juli 1891 wurde das „Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten“ eröffnet, Robert Koch leitete das Institut bis 1904. Neben den Forschungsarbeiten erledigten die Mitarbeiter auch Aufgaben für Städte und Reichsbehörden, sie beantworteten auch internationale Anfragen und erstellten beispielsweise Gutachten. Das „Koch‘sche Institut“ zählte zu den ersten biomedizinischen Forschungsinstituten weltweit. Das Institut befand sich zunächst in Berlin-Mitte neben der Charité, dem größten und ältesten Krankenhaus der Stadt. Die wissenschaftliche Abteilung wurde in einem umgebauten Wohnhaus eingerichtet, aufgrund seines dreieckigen Grundrisses auch „Triangel“ genannt. Die Krankenabteilung war in einzelnen Baracken auf dem Charité-Gelände untergebracht. Von 1897 bis 1900 wurde am Nordufer in Berlin-Wedding ein neues Institutsgebäude gebaut, das Robert Koch selbst mitgeplant hatte. Auf dem weitläufigen Gelände gab es Ställe für Versuchstiere wie Pferde, Schafe und zeitweise sogar Kamele. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde 1906 das Rudolf-Virchow-Krankenhaus eröffnet; der Leiter der dortigen Infektionsabteilung war gleichzeitig Mitarbeiter des Koch’schen Instituts. Das Backsteinhaus am Nordufer ist bis heute Hauptsitz des Robert Koch-Instituts.

Späte Jahre: Robert Koch auf Reisen

Von 1896 an war Robert Koch jedes Jahr für mehrere Monate auf Expedition, um Tropenkrankheiten zu erforschen – seine zweite Ehefrau Hedwig Freiberg begleitete ihn fast immer dabei. Er widmete sich zunächst Tierseuchen im südlichen Afrika, darunter Rinderpest, Texas- und Küsten¬fieber. Später untersuchte er Tropenkrankheiten bei Menschen, deren Übertragungswege noch nicht bekannt waren – vor allem Malaria und die Schlafkrankheit. 1906 und 1907 wurde eine Kommission unter Kochs Leitung nach Ostafrika entsandt, um Therapiemöglichkeiten gegen die Schlafkrankheit auszuloten. Durch den Einsatz von Atoxyl, einer arsenhaltigen Arznei, konnte Koch anfangs Erfolge bei der Behandlung von Schlafkranken erzielen. Doch der Parasit, der die Infektion verursacht, ließ sich im Blut der Kranken nur für eine kurze Zeit zurückdrängen. Daraufhin verdoppelte Koch die Atoxyl-Dosis - obwohl er um die Risiken des Mittels wusste. Bei vielen Betroffenen kam es zu Schmerzen und Koliken, manche erblindeten sogar. Trotzdem blieb Koch vom prinzipiellen Nutzen des Atoxyls überzeugt. Seine letzte Forschungsreise war das dunkelste Kapitel seiner Laufbahn. Anfang April 1910 erlitt Robert Koch einen schweren Herzanfall in Berlin. Während eines darauffolgenden Kuraufenthaltes starb er am 27. Mai 1910 in Baden-Baden. Die Urne mit der Asche Robert Kochs wurde am 4. Dezember 1910 in einem eigens errichteten Mausoleum in seinem Institut beigesetzt. Der wissenschaftliche Nachlass Robert Kochs - darunter um die 1.100 Briefe, Urkunden über Auszeichnungen, Manuskripte für Vorträge und Veröffentlichungen, Fotografien und mikroskopische Präparate – wird im Robert Koch-Institut aufbewahrt. Sein Matrikel-Buch sowie weitere Unterlagen aus seiner Göttinger Studienzeit sind im Universitätsarchiv zu finden.

Studium und Privates

11.12.1843     geboren in Clausthal / Harz

02.04.1862     Abitur

1862 – 1866   Studium der Physik und Medizin in Göttingen

16.01.1866     Promotion in Göttingen; danach kurzer Studienaufenthalt in Berlin unter anderem bei Virchow

12.03.1866     Approbation in Hannover

16.07.1867     Hochzeit mit Emmy Fraatz

06.09.1868     Geburt der Tochter Gertrud

1870/71         Deutsch-Französischer Krieg, Lazarett-Dienst

16.03.1872     Physikat-Prüfung in Berlin

02.06.1893     Scheidung von Emmy Koch

13.09.1893     Hochzeit mit Hedwig Freiberg

01.10.1904     Ausscheiden als Direktor des Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten auf eigenen Wunsch

10.12.1905     Nobelpreisverleihung in Stockholm / Schweden

27.05.1910     Tod in Baden-Baden

30.05.1910     Einäscherung in Baden-Baden

04.12.1910     Beisetzung Robert Kochs im eigens errichteten Mausoleum im Königlich Preußischen Institut für Infektionskrankheiten