Werbung
Artikelfoto Privat

Erntedank - Regionale Produkte

Enorme Preissteigerungen haben in den vergangenen Monaten viele Bereiche erfasst.

Auch Lebensmittel werden teurer. Um sich gesunde Nahrung noch leisten zu können, ist ein Umdenken notwendig, in der Landwirtschaft und Industrie ebenso wie beim Endverbraucher.

 

Zu teuer oder wertlos?

Unsere Lebensmittel in der Krise

Zum Thema Ressourcenverschwendung heißt es in einer WWF-Studie, dass bis zu 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr allein in Deutschland im Müll landen, die zuvor mit einem hohen Arbeits- und Ressourcenaufwand hergestellt wurden. Das bedeute zudem, dass pro Jahr mehr als 2,6 Millionen Hektar Fläche für die Tonne bewirtschaftet und 48 Millionen Tonnen Treibhausgase umsonst ausgestoßen würden.  
Bei der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft, die immerhin über acht Milliarden Menschen weltweit ernähren sollte, verliert der Endverbraucher – insbesondere in den reicheren Ländern der westlichen Welt – wohl den Bezug zu dem, was die Erde hergibt.

Die ältere Generation erinnert sich vielleicht noch daran, wie viel Arbeit und Geduld es kostete, dem Boden Nahrung abzuringen, trotz Unwetter, Dürre, Schädlingen oder Kriegen. Heute wird erst die Corona-Pandemie für Lieferengpässe und schließlich der Ukraine-Krieg für steigende Energiekosten verantwortlich gemacht, die sich mit Produktion, Erntetechnik, Transport, Verarbeitung, Verpackung und Kühlung auch auf die Lebensmittelpreise auswirken.
Gespart werden kann also bereits, indem wir beim Einkaufen auf regionale Produktion ohne lange Lieferketten achten. Oder indem wir nur so viel frische Waren einkaufen, wie wir in einem überschaubaren Zeitraum verbrauchen können. So vermeiden wir, verdorbene Lebensmittel wegwerfen zu müssen.

Auch die EU-Normen könnten überdacht werden. Hat die Krümmung einer Gurke wirklich etwas mit ihrer Qualität zu tun? Allein in Deutschland würden zum Beispiel 30 Prozent der angebauten Möhren und zehn Prozent der Äpfel wegen nicht erreichter Normen und Standards nicht mal geerntet werden.

Im Groß- und Einzelhandel wäre laut WWF sogar 90 Prozent der Lebensmittelvernichtung vermeidbar, wenn man bei ständiger Verfügbarkeit und Optik Abstriche machen würde.

 

Obst sammeln:

Zum Eigenverbrauch oder für einen guten Zweck

Welche Bedeutung hat heute noch das Erntedankfest? 
Eine bewusste Wertschätzung für Lebensmittel wird wohl erst erreicht, wenn wir wieder die Nähe zu Anbau und Ernte finden. Vor allem in ländlichen Regionen wie dem Eichfeld ist es noch relativ einfach, an bezahlbare – oder sogar kostenfreie – regionale Produkte in Bioqualität zu kommen, auch wenn man manchmal dafür selbst etwas mehr tun muss, als nur im Supermarkt einzukaufen.
In einigen Gemeinden – zum Beispiel in Tiftlingerode – steht das Obst an den Gemeindewegen der Bevölkerung kostenfrei zur Verfügung. Es wurden in den vergangenen Jahren sogar weitere Obstbäume zu diesem Zweck auf Initiative des Ortsrates gepflanzt.

In Mingerode wird von den Äpfeln und Birnen entlang des Streuobstwanderweges Saft in Bioqualität gepresst und im Dorf verkauft. Das Obst wird in gemeinschaftlicher Aktion von den Mingerödern, vom Kind bis zum Rentner, gesammelt. Dafür fließen die Erlöse aus dem Saftverkauf wieder 
in Dorfprojekte.
Bei der Heinz Sielmann Stiftung auf Gut Herbigshagen finden alljährlich sogar die Apfelsammelmeisterschaften statt. Einzelpersonen und ganze Familien können teilnehmen. Auch hier wird Biosaft aus dem Obst gepresst, und die Erlöse fließen wieder in die Familien- und Umwelt-Projekte der Heinz Sielmann Stiftung.
https://www.gut-herbigshagen.de/

Wer selbst zu viel Obst im Garten hat, kann den Überschuss in eine Mosterei bringen.

Im Eichsfeld gibt es die Natursaftkelterei Ott in Gieboldehausen, in Teistungen die Obstkelterei Apel oder das Most-Mobil von Lars Denecke, das regelmäßig auf dem Betriebshof in Seulingen presst oder ab einer Menge von 1.500 kg Obst auch direkt in die Ortschaften bestellt werden kann.

 

Keine Ahnung vom Anbau und Verarbeiten?

Hier gibt es Hilfe:

Wer einen Garten hat und dort selbst Obstbäume anpflanzen möchte, kann sich bei diversen Kursen von regionalen Anbietern weiterbilden, vom
Obstbaumschnitt bis zur Veredelung. Ratschläge und Tipps gibt es zum Beispiel beim Streuobst e.V..
http://www.streuobstverein.de/Aktuelles/

Wem die Gartenarbeit allein zu viel ist, kann sich beim Projekt der Stadt Duderstadt „Garten der Generationen“ anschließen. Das Grundstück des ehemaligen NABU-Gartens am Stadtpark wird von verschiedenen Gruppen, darunter das Jufi-Mehrgenerationenhaus und das internationale Café Grenzenlos, gemeinschaftlich bewirtschaftet und soll allen Duderstädtern zugänglich sein. Infos über das Kinder- und Jugendbüro, Telefon 05527 841 110.

Wer Tipps zur Verarbeitung braucht, kann sich bei Koch- und Backkursen in der Kreisvolkshochschule Göttingen Osterode gGmbH weiterbilden. Hier werden auch Pilz- oder Kräuterwanderungen angeboten, wo schon beinahe verloren gegangenes Wissen zu kostbaren und doch kostenlosen Lebensmitteln vermittelt wird.
https://vhs-goettingen.de/

Vor allem Jugendgruppen und Schulklassen haben im 
Duderstädter Lehrgarten die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Anbau, Ernten und Verarbeiten von regionalen Lebensmitteln zu sammeln. Hier werden auch Kinder aus benachteiligten Familien von erfahrenen Dozenten auf spielerische Weise an die Grundlagen der gesunden Lebensmittel-
verwertung herangeführt.
https://www.lehrgartenduderstadt.de/

Wer sich einen Einblick verschaffen möchte, wie schon unsere Vorfahren ohne aufwändige Technik ihr Brot gebacken haben, kann einzeln oder mit der ganzen Familie an einer Backaktion im Europäischen Brotmuseum in Ebergötzen teilnehmen. Dort gibt es auch gleich einen Überblick zur Bedeutung des Getreides und des Brotes für die gesamte Menschheitsgeschichte.
http://brotmuseum.de/

 

„Aus eigener Herstellung“

Wer weder einen Garten noch die Zeit oder körperliche Verfassung besitzt, um selbst Lebensmittel anzubauen und zu ernten, findet im Eichsfeld zahlreiche Hofläden, die ihre Produkte aus eigener Herstellung verkaufen.
Einige der regionalen Anbieter sind außerdem regelmäßig auf dem Duderstädter Wochenmarkt oder auf den großen Themenmärkten des Treffpunkt Stadtmarketing zu finden, wie der Apfel- und Birnenmarkt oder der Wurstmarkt. Auch die großen Einzelhändler haben den Wert der Hersteller vor Ort erkannt. So gehören die regionalen Produkte längst zum positiven Image der Supermärkte.

„Aus eigener Herstellung“ ist kostengünstiger, nachhaltiger und ohne Zusatzstoffe sogar gesünder als die Lebensmittel aus industrieller Produktion. Das Eichsfeld ist heute nicht mehr nur bekannt für seine Mettwurst.
Eigene Brotbackmischungen, Honig und Marmeladen, Eier aus dem Mobilstall, Milchprodukte, Obstsäfte und -brände, Limonaden, Bier und sogar ein prämierter Gin – der Glücksfall No. 1 London Dry Gin aus Duderstadt hat 2022 den Silver Award in Deutschland gewonnen – sind nur 
einige Beispiele aus einer stetig wachsenden Angebotspalette mit hoher Wertschätzung.