Fast-Fashion: Wenn die Modewelt schnell und kostengünstig wird
Im Interview: Gabriele Maxisch spricht über die negativen Auswirkungen von Fast FashionDie Modeindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert, wobei das Phänomen der „Fast Fashion“ eine zentrale Rolle spielt. Es beschreibt die Praxis, Mode schnell und zu niedrigen Kosten zu produzieren, um aktuelle Trends auf den Markt zu bringen. Diese Entwicklung hat jedoch erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft, sowohl global als auch lokal. Die Produktion von Fast Fashion führt zu hohen CO2-Emissionen, enormem Wasserverbrauch und einer beträchtlichen Menge an Textilabfällen.
Zudem sind oft schlechte Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern an der Tagesordnung. Im Werra-Meißner-Kreis stehen diese Themen ebenfalls im Fokus. Gabriele Maxisch, die Umweltberaterin des Kreises, beschäftigt sich intensiv mit den regionalen Auswirkungen von Fast Fashion und den möglichen Maßnahmen zur Reduktion dieser negativen Effekte. In unserem Interview beleuchten wir die Problematik und diskutieren Lösungsansätze.
Wie sehen Sie die Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie auf die Umwelt im Allgemeinen und speziell auf den Werra-Meißner-Kreis?
Gabriele Maxisch: Der Trend hat fatale Wirkungen auf die Umwelt. Die gesamte Kleidungsindustrie verursacht schon heute mehr Emissionen als die Schifffahrt und Luftfahrt zusammen. die billig hergestellten Kleidungsstücke landen aufgrund ihrer meist schlechten Qualität nach kurzer Zeit in der Restmülltonne oder in der Altkleidersammlung, wo sie aber nicht mehr einer Wiederverwendung zugeführt, sondern nur noch entsorgt werden können.
Welche speziellen Herausforderungen bringt Fast Fashion für die Abfallbewirtschaftung in unserer Region mit sich?
Gabriele Maxisch: Für die Abfallwirtschaft sind noch keine gravierenden Auswirkungen feststellbar. Die Auswirkungen treffen den Markt der Secondhand Kleidungsindustrie.
Durch den anhaltenden Trend zu Fast Fashion haben die Mengen von Textilien minderer Qualität in den Sammlungen in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Damit steht letztlich das System der kostenlosen Kleiderspende an gemeinnützige Organisationen in Deutschland akut in Frage.
Bislang besteht FairWertung zufolge in Deutschland ein flächendeckendes, akzeptiertes und eingeübtes Altkleidererfassungssystem. Das System der Erfassung und Behandlung von Alttextilien finanziert sich derzeit über die Erlöse aus der Wiederverwendung der tragbaren Textilien in den Sammlungen. In den vergangenen Jahren sind die Mengen an Textilien von minderer Qualität allerdings drastisch gestiegen. Hinzukommen immer weiter steigende Kosten in der Erfassung. Hierdurch geraten die Altkleiderbranche und damit die gemeinnützige Sammlung zunehmend in eine Krise.
Welche Maßnahmen hat der Kreis bereits ergriffen, um die negativen Auswirkungen von Fast Fashion zu bekämpfen?
Gabriele Maxisch: Die Kreisverwaltung kann mit Information da entgegengenwirken. Wir haben beispielsweise zusammen mit dem Gebrauchtwarenzentrum Eschwege vor zwei Jahren eine tolle Modenschau mit Secondhand Mode veranstaltet. Diese Mode ist schick und hochwertig. Der Hauptgewinner des diesjährigen Umweltpreises hatte das Thema Fast Fashion von allen möglichen Seiten eingehend beleuchtet und beurteilt. Das hat mich persönlich sehr gefreut, da es sich um junge Menschen der Johannisbergschule in Witzenhausen handelt, die sich mit ihrem eigenem Modekonsum auseinandersetzen. In diesen Köpfen ist viel passiert.
Wie können lokale Unternehmen und Verbraucher dazu beitragen, die Umweltbelastung durch Fast Fashion zu reduzieren?
Gabriele Maxisch: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung. Beim Shoppen will man sich ja belohnen und keine Gedanken machen sondern sich nur am schönen neuen Stück erfreuen. Man sollte sich aber vor dem Kauf fragen: Kann ich mich auch länger an dem Stück freuen oder weisen der sehr günstige Preis, die Verarbeitung oder das Material auf Fast Fashion hin. In dem Fall ist es besser zu hochwertigerer Mode zu greifen auch wenn die teurer ist.