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Artikelfoto Mundus

Floristen brauchen Kreativität und Teamgeist

Ausbildungs-Check „Nicht verzagen - Janne fragen“

Unsere Azubine Janne fühlt sich bei der Mundus Marketing und Interactive GmbH pudelwohl. Sie hat ihren Traum-Ausbildungsplatz gefunden. Aber sie weiß, dass es vielen jungen Schulabsolventen*innen nicht so geht. Deswegen geht Janne ab sofort in jeder Ausgabe von „meinMünden“ auf die Reise und testet regionale Ausbildungsbetriebe und die dazugehörige Ausbildung. Ihr erster Besuch führte sie zu „Blumen Christ“ in Neumünden. Hier können junge Menschen den Beruf des/der Florist*in erlernen. Im Gespräch mit der Inhaberin Nadine Christ erfragte sie, was ein Azubi braucht und was ihn/sie erwartet.

Frau Christ, wie sieht der typische Tagesablauf eines Azubis in Ihrem Unternehmen aus?
Morgens beginnen wir mit dem Aufbau der Ware und achten darauf, alles nett zu präsentieren. Dreimal pro Woche bekommen wir frische Ware. Diese muss dann angeschnitten und gewässert werden. 80 Prozent unserer Arbeit besteht aus Vorbereitung, Blumenpflege, Reinigung, Gießen und Schnittstiele säubern. Der Rest ist Kreativität.

Welche Qualifikationen / Schulabschlüsse benötigt man als Florist*in?
Ein Hauptschulabschluss ist gut. Auch gute Kenntnisse in Mathe sind wichtig. Außerdem sollte man den richtigen Blick für Form- und Farbgebung mitbringen.

Welche persönlichen Skills muss ein Bewerber mitbringen?
Spaß an der Arbeit, eine positive Grundstimmung, die Liebe zur Natur und Kreativität sind sehr wichtig. Wir sind sehr offen: Wenn man gewillt ist, kann man ganz viel lernen. Man darf sich auch nicht vor Schmutz ekeln. Wenn jemand keine Erde oder kein Wasser berühren möchte, ist das schwierig.

Wie lange dauert die Ausbildung?
In der Regel sind es 3 Jahre, bis man den Abschluss hat, es sei denn, man ist schulisch wirklich sehr gut, kommt aus dem Fachabitur-Bereich oder hat schon eine Ausbildung abgeschlossen. Dann kann man ein halbes Jahr verkürzen.

Wechseln sich schulischer und praktischer Teil der Ausbildung ab? Wie oft ist man im Unternehmen und wie oft in der Schule?
Das kommt immer darauf an, welche Berufsschule wir wählen. Normalerweise geht der Azubi in dem Bundesland in die Schule, in dem auch der Ausbildungsbetrieb ist. Wir können aber für die hessische Schule in Kassel einen Sonderantrag stellen. Dort findet Blockunterricht im Wechsel statt: 3 Wochen Praxis und 2 Wochen Unterricht. In der Göttinger Schule findet der Wechsel tageweise statt: Im 1. und 2. Ausbildungsjahr gehen die Azubis 2 Tage und im letzten Jahr einen Tag in die Berufsschule.

Welche Fächer hat man im Berufsschulunterricht?
Gestaltung, Mathe, Politik und Wirtschaft, Stilkunde, Farblehre. Es werden auch praktische Sachen wie Anschnitt oder Fachbauweise gelehrt. Im ersten Jahr werden die Azubis auch in Sport, Religion und Englisch unterrichtet.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten / Aufstiegschancen hat man im Beruf?
Man kann in der Floristik den Meister machen. Allerdings braucht man keinen Meister, um ein Geschäft zu eröffnen. Ich selbst habe keinen Meister gemacht. Aber ich habe nach 5 Jahren meinen Ausbildereignungsschein absolviert, weil ich den Nachwuchs fördern wollte.

Wie viele Azubis stellen Sie jedes Jahr ein?
Wir würden gern ausbilden. Aber wir haben seit drei Jahren keinen Auszubildenen mehr gehabt. Wir hatten keine Bewerbungen und auch Stellenanzeigen haben nichts gebracht.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Wir haben 5 Mitarbeiter*innen.

Seit wann gibt es Ihr Unternehmen?
Ich habe mich 2001 selbstständig gemacht. Das sind jetzt also 20 Jahre.

Wieviel Geld kann man verdienen – während der Ausbildung und später?
Im ersten Jahr verdienen die Azubis etwa 500 Euro. Im dritten Jahr sind es dann ca. 700 Euro. Als ausgelernte Kraft verdient man bei einer Vollzeitstelle zwischen 2.200 und 2.500 Euro brutto.

War der Beruf als Floristin schon immer ihr Traumberuf?
Eigentlich war es „Eingebung“. Meine Mutter sagte immer, ich habe in meiner Kindheit die schönsten Unkrautsträuße gemacht. Nach der Schule habe ich ein Praktikum in der Floristik gemacht und mich zunächst dagegen entschieden: langes Stehen, kalte Lagerräume, arbeiten, wenn andere frei haben, viel Nässe. Aber im Büro wäre ich auch nicht glücklich geworden. Meine Mutter sagte dann: „Mach erstmal etwas, was dir Spaß macht.“ Und das war die richtige Entscheidung. Es gibt keinen Tag, an dem ich sage, ich möchte nicht zur Arbeit gehen. Wenn ich zwei Wochen Urlaub mache, kribbelt es mir schon in den Fingern.

Worauf legen Sie bei Ihren Mitarbeitern besonderen Wert?
Dass sie teamfähig sind. Wir verbringen so viel Zeit zusammen. Und sie müssen Lust haben, zu arbeiten. Ich lege nicht viel Wert auf die beste Mathe-Note, wenn jemand vor Leidenschaft für den Beruf brennt.