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Artikelfoto Hartwig

„Frauen sind sichtbar und mischen mit“

Ausstellung in der Sparkasse will zum Einstieg ins Handwerk ermutigen

„Schwindelfrei sollte man sein“, sagt Annabel Schenke. Sie ist Schornsteinfegermeisterin und aus einer Laune heraus zu ihrem Beruf gekommen. Es sei ein technisches Handwerk, für das man Chemie, Physik und auch Mathe braucht, sonst gehe man sang- und klanglos unter. Oder Theresa Lange. Sie ist Malermeisterin und  überzeugt, dass es eine Wertsteigerung für einen Betrieb ist, wenn eine Frau ihm angehört. Als junge Chefin müsse man Rückgrat haben. Und manch ein Architekt habe lernen müssen, dass sie sich durchsetzen kann. Und Nadja Gilhaus. Sie ist Schneidermeisterin und bekommt Antrieb dadurch, Menschen zu überzeugen, ihre Persönlichkeit über den eigenen Kleidungsstil auszudrücken. 

Diese drei Damen sind Bestandteil einer Broschüre mit zehn Beispielen von Frauen, die mit Leidenschaft und Erfolg ganz unterschiedliche Handwerke ausüben, Betriebe leiten und Nachwuchs ausbilden. Die Broschüre mit dem Titel „Frauen im Handwerk von hier“ der Koordinierungsstelle „Frauen und Wirtschaft“ wurde nun durch eine gleichnamige Wanderausstellung in der Kundenhalle der Hauptfiliale der Sparkasse Göttingen ergänzt. 
Sowohl in der Broschüre als auch in der Ausstellung berichten die zehn Handwerkerinnen aus Stadt und Landkreis in Interviews, wie sie zum Handwerk gekommen sind, was sie erreicht haben und welche Hürden sie überwinden mussten. Dabei haben Broschüre wie Ausstellung ein gemeinsames Ziel: Frauen aus der Region zum Einstieg ins Handwerk zu ermutigen.
Handwerk immer noch Männerdomäne

Das Handwerk ist weiterhin eine Männerdomäne, das müssen wir ändern, unterstrich Michael Birlin mit Nachdruck. Er ist Vorstandsmitglied des Kreditinstituts, das sein Foyer für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Die Göttinger Gleichstellungsbeauftragte Christine Müller ergänzte anschließend Birlins Worte mit der Bemerkung, dass Frauen über die Mitarbeit im Handwerk ihren Einfluss geltend machen. „Sie werden sichtbar und mischen mit.“

Vorherrschende Klischees durchbrechen

Meike Lotze-Franke, Vorsitzende des Landesverbandes der Unternehmerfrauen im Handwerk, rechnete vor, dass aktuell jeder fünfte Betrieb von einer Frau geführt werde. „Wir brauchen uns nicht hinter unseren Männern zu verstecken.“ Sie zeigte sich zuversichtlich, dass diese Zahl nach oben steigen werde. In unternehmerischer Funktion seien Frauen gerade in familiär geführten Betrieben unverzichtbar. Sie ist sich sicher: Broschüre und Ausstellung in der Sparkasse werden den „Blick auf die Vielfalt weiblichen Handwerks verändern und vorherrschende Klischees durchbrechen.“
Für Kreishandwerksmeister Christian Frölich schließlich ist das Thema Frauen im Handwerk auch ein wichtiger Mosaikstein. Man dürfe, so sagte er, den Fachkräftemangel nicht nur mit klassischen Denkmustern bespielen.