Grünfuchs - Ende in Göttingen, doch in Köln läuft das Geschäft weiter
Grünfuchs ist insolvent. Trotzdem schaffte es das hochgelobte Göttinger Startup unter die letzten sechs Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, der kürzlich verliehen wurde.Die Idee war brillant - doch am Ende entschieden die roten Zahlen gegen den Göttinger Lieferdienst Grünfuchs. Seit Ende September läuft die vorläufige Insolvenz, Anfang Dezember war schliesslich klar, dass das Göttinger Startup den Betrieb einstellen muss. "Ich habe versucht, Käufer, Investoren, interessierte Parteien vom Grünfuchs zu überzeugen", berichtet einer der Grünfuchs-Gründer Felix Dossmann. Davon waren bis Ende November einige Interessenten übrig, mit denen er gleichzeitig verhandelt habe. "Aber dann kristallisierte sich endgültig heraus, dass die möglichen Käufer allesamt kein Interesse am Weiterbetrieb des Standorts Göttingen haben. Und somit war ich gezwungen, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter das Ende des operativen Geschäfts in Göttingen zum 01.12.23 zu bestätigen. Viele Mitarbeiter haben bereits neue Jobs in Aussicht und ich bin zuversichtlich, dass wir auch den restlichen Kolleg*innen bei der Jobsuche helfen können", erzählt Dossmann.
Gleichzeitig musste der Göttinger Unternehmer alle Kunden darüber informieren, dass sie ab Anfang Dezember auf Grünfuchs-Lieferung im Göttinger Stadtgebiet verzichten müssen. "Es waren Gespräche, die mir schwer gefallen sind und auf die ich sehr gerne verzichtet hätte", so Dossmann.
Aber ebenso gleichzeitig zeigte sich, dass der Grünfuchs sich auf seine Partner verlassen kann: "Denn die newWEYS Logistics GmbH in Köln liefert weiter - und weil sie ja auch eine komplett eigene Firma sind, können sie das auch ohne uns. Aber dort bleibt man wirklich treu an unserer Seite und zählt darauf, dass wir gemeinsam eine Lösung für eine Zukunft des Grünfuchs finden", so Dossmann.
Dies zeigte sich auch bei der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in Düsseldorf. "Das Auswahlkomitee des "Next Economy Award“ des Deutscher Nachhaltigkeitspreis wußte über unsere Situation Bescheid - und hat uns trotzdem ins Finale des renommiertesten deutschen Nachaltigkeitspreises aufgenommen", freut sich Dossmann. Dies sei eine hohe Anerkennung für das Göttinger Startup und seine Mitarbeiter.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Kurier-, Express- und Paketdienste, Andreas Schumann lobte des Göttinger Unternehmen Grünfuchs in den höchsten Tönen: „Ich bin beeindruckt von Deinem Engagement bis zur „letzten Stunde“. Ich bedauere sehr die Einstellung des Geschäftes in Göttingen. Dein Team hat intensiv wie kaum ein anderes am Thema Bündelung gearbeitet. Ihr seid so dicht dran gewesen, wie niemand vor Euch. Leider hat das nicht gereicht. Trotzdem wird der Name Grünfuchs in Köln und darüber hinaus im Gedächtnis haften bleiben. Es ist unglaublich, welche Öffentlichkeit ihr für dieses Thema erreicht habt."
Ein Lieferdienst, der sieben Pakete abliefert, statt sieben Lieferdienste, die jeweils ein Paket abliefern: Das war die Grundidee von Grünfuchs. Die Auslieferung fand mit immissionsfreien Fahrzeugen statt. Geschäftsführer Felix Dossmann sagte, er habe mit den Großen in der Logistikbranche darüber verhandelt. Doch ohne Ergebnis. Göttingen sollte eine Modellstadt für urbane Logistik werden. Die Grünfuchs GmbH gewann deshalb im Jahr 2022 den Göttinger Innovationspreis.