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„Holles Schaf“ – von der Landschaftspflege zum servierfertigen Gericht

Im Projekt „Schaf schafft Landschaft“ werden Schäfereien in ganzheitlichem Ansatz unterstützt

Viele Regionen in Deutschland stehen vor denselben Herausforderungen: Schäfereien, die für die Landschaftspflege unschätzbare Arbeit leisten, stehen vor dem Aus. Die Arbeitsbelastung der Schäfer*innen ist enorm – das Einkommen vergleichsweise gering. In der Folge finden viele Betriebe keine Nachfolge und geben auf, die Zahl der Schafe in der Landschaftspflege nimmt immer weiter ab.

Besonders Regionen wie der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land im Werra-Meißner-Kreis haben dabei viel zu verlieren, da hier die Schafhaltung in Kombination mit den naturräumlichen Gegebenheiten über Jahrhunderte eine enorme Vielfalt an Lebensräumen mit seltenen Tier- und Pflanzenarten hervorgebracht hat. Diese Region wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) als Hotspot Nr. 17 der Artenvielfalt ausgewiesen - Werratal mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald. In dieser Kulisse arbeitet seit 2019 das BfN-Projekt „Schaf schafft Landschaft“ in einem ganzheitlichen Ansatz, um an möglichst vielen Stellschrauben zu drehen, die einen Fortschritt für die Schäferei bewirken können.

Arbeitserleichterung, Öffentlichkeitsarbeit und eine bessere Honorierung der Leistungen der Betriebe und ihrer „vierbeinigen Landschaftspfleger“ sind dabei die zentralen Ansatzpunkte, an denen die Universität Kassel, der Werra-Meißner-Kreis und der Geo-Naturpark FrauHolle-Land gemeinsam arbeiten. Ein außergewöhnlicher Baustein des Projektes ist die Marke „Holles Schaf“, mit der der Geo-Naturpark nicht nur neue Vermarktungskanäle für Produkte der Schäfereien erschließt, sondern auch neue regionale Produkte hervorbringt.

Betriebe durch alternative Vermarktungsmöglichkeiten stärken

Die Schäfereien der Region haben sich auf die Landschaftspflege, die im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und im Hotspot 17 in großem Umfang geleistet werden muss, ausgerichtet. Die für die Landschaftspflege gezahlten Zuwendungen sind das verlässliche Standbein der Unternehmen, entlohnen jedoch eigentlich nur den zusätzlichen Aufwand für die Beweidung von Schutzgebietsflächen und sind damit für den Unternehmenserfolg nicht ausreichend. Für viele Betriebe ist die Fleischerzeugung das einzige weitere Standbein ihres Unternehmens, dessen Stabilität jedoch von den Weltmarktpreisen für Lammfleisch abhängt.

Ein Ziel des Projekts „Schaf schafft Landschaft“ ist es, über neue regionale Wertschöpfungsketten für Produkte vom Schaf einen weiteren Vermarktungsweg für die Schäfereien zu eröffnen, der konstant auskömmliche Preise garantiert. Bereits im Jahr 2020 hat der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land mit der Suche nach Partnern im WerraMeißner-Kreis begonnen. Die Basis zum Erfolg wurde mit der Erschließung einer neuen Schlachtstätte für Schafe gelegt. Der Familienbetrieb „Der Teichhof“ aus Ringgau-Grandenborn hat seine Schlachtstätte für Schweine nun auch auf Schafe ausgeweitet.

Um neben der Vermarktung von Fleisch eine weitere Einnahmequelle für die Schäfereien zu schaffen, wurden im Frühling 2021 vom Geo-Naturpark testweise Düngepellets aus Schafwolle hergestellt und in kleinen Gebinden für den Privatgebrauch auf den Markt gebracht. Mittlerweile hat sich für die gesamte Wolle im Projektgebiet ein regionaler Großabnehmer gefunden, der Düngepellets herstellt und vertreibt. Der Erlös aus der Wolle reicht nun aus, um wenigstens die Scherkosten zu decken. Auch spezielle Produkte einzelner Schäfereien aus dem Projektgebiet, wie Strickwolle von Schafen vom Hof Schwalbenthal oder Schafmilchseifen der Manufaktur Wellland sind mit im Portfolio, um die Betriebe bei der Vermarktung zu unterstützen.

„Holles Schaf“ – eine eigene Regionalmarke für den Vertrieb

Der Vertrieb kann nur gelingen, wenn die Schäfereien und ihre Erzeugnisse in der Region und darüber hinaus sichtbar werden. Der Geo-Naturpark hat deshalb im Jahr 2021 die Marke „Holles Schaf“ ins Leben gerufen und beim Deutschen Patent- und Markenamt eintragen lassen. Unter der Marke werden Naturprodukte aus dem Frau-Holle-Land angeboten, mit denen ein Versprechen des Geo-Naturparks einhergeht: Nur authentische und hochwertige Produkte, die wirklich aus der Region stammen, tragen den Markennamen. Im Fokus stehen dabei Erzeugnisse vom Schaf, aber auch weitere nachhaltige, regionaltypische und biodiversitätsfördernde Produkte z.B. von Streuobstwiesen, den Mohnfeldern im Geo-Naturpark oder Honig sowie Wurstwaren vom Wild sind erhältlich.

Vertrieb in der Region und im Onlineshop

Die Produktpalette wächst und das Verkaufsnetz bei den Erzeugern selbst, in den Hofläden, auf Märkten, in Tourist-Informationen und im Einzelhandel im Werra-Meißner-Kreis und darüber hinaus wird zurzeit aufgebaut. Dabei soll die Marke „Holles Schaf“ auch für Schafprodukte in Direktvermarktung der inzwischen 17 kooperierenden Schäfereien genutzt werden. Zusätzlich startete im Sommer 2021 der neue Onlineshop des Geo-Naturparks unter www.holles-schaf.de, über den das gesamte Angebot der Marke auch über die Grenzen der Region hinaus bezogen werden kann.

Die Marke wird dabei maßgeblich durch die bestehenden Strukturen und die Bekanntheit des Geo-Naturparks befördert. Denn alle Tätigkeitsbereiche des Geo-Naturparks werden im Projekt „Schaf schafft Landschaft“ und unter der Marke „Holles Schaf“ zusammengebracht: Die Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sorgen für mehr Bekanntheit und Reichweite, im touristischen Bereich finden sich unter den Gästen sowohl interessierte Kunden als auch viele Werbemöglichkeiten auf Wandertafeln und in Prospektmaterialien. In der Freizeit lässt sich auch direkt erleben, welche Naturschutzleistungen die Schäfereien für die Erhaltung der Kulturlandschaft erbringen, sei es auf einem Wanderweg durch die Wacholderheiden oder bei einer geführten Wanderung mit Besuch beim Schäfer oder der Schäferin. „Den Menschen zu vermitteln, dass ihr Konsumverhalten den Erhalt der Natur vor der eigenen Haustür fördern kann, zählt gerade in Zeiten von Klimawandel und Artensterben sicher zu den neuen Kernaufgaben der Naturparke“ erklärt Marco Lenarduzzi, Geschäftsführer des Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und ergänzt: „Ein Naturpark-Onlineshop, der biodiversitätsfördernde regionale Produkte bündelt und diese Themen verfolgt und erklärt, ist in Deutschland wohl einzigartig.“

Ziel ist es, bis zum Projektende von „Schaf schafft Landschaft“ im Jahr 2025 in allen Bereichen tragfähige Strukturen aufzubauen, die den Bestand der Schäfereien im Geo-Naturpark und damit die Landschaftspflege im Hotspot 17 langfristig sichern. Die Marke „Holles Schaf“ wird auch nach Projektende unter der Regie des Geo-Naturparks weitergeführt, um auf diesem Weg möglichst viele Tiere, aber auch Wolle und Milchprodukte der kooperierenden Schäfereibetriebe zu auskömmlichen Preisen zu vermarkten. Denn nur mit ausreichendem Einkommen können die Schäfereibetriebe und mit ihnen die Vielfalt der Hotspotregion um Werratal und Hohen Meißner langfristig erhalten werden.

Weitere Infos:
www.holles-schaf.de | www.schafland17.de