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Hospizarbeit feiert Jubiläum

30 Jahre ambulanter Hospizdienst Alpha und 10 Jahre Stationäres Hospiz am Vogelsang

Gemeinsam bringen sie es auf vier Jahrzehnte Hospizarbeit in Hann. Münden: Der ambulante Hospizdienst Alpha hat seine Arbeit vor 30 Jahren aufgenommen, das Stationäre Hospiz am Vogelsang ging vor zehn Jahren in Betrieb. Das feiern beide Einrichtungen gemeinsam mit einer Veranstaltungsreihe, die am 12. Juni beginnt.

Das Programm ist gar nicht leise oder traurig, sondern widmet sich dem Thema Leben und Sterben in all seinen Facetten: Vom Open-Air-Rock-Festival bis zur Lesung, vom Gottesdienst bis zur Mitmachaktion, von Ausstellungen bis zu Franz Schuberts Winterreise reicht die Palette. „Wir wollten das Thema für alle Interessiertenöffnen“, sagt Stefan Kletetzka, stellvertretender Hospizleiter am Vogelsang. „Sterbebegleitung ist nicht nur seelenschwer, sondern es geht ums Leben bis zuletzt“, ergänzt Elke Helberg, ambulanter Hospizdienst Alpha, und nimmt damit gleich Bezug auf zwei Programmpunkte. „Auch im Hospiz stehen die Menschen im Leben.“

Das Festkomitee, zu dem außer Stefan Kletetzka und Elke Helberg noch Richard Köhler (Stationäres Hospiz), Eva Maschinski (Alpha) und Heide Michaela Panke (Seelsorgerin für Klinik und Hospiz) gehören arbeitet seit fast einem Jahr am Programm. Um möglichst viele Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen, holte das Team andere ins Boot: So ist der Mündener Kulturring dabei und das Denkmal-Kunst-Kunst-Denkmal-Festival, die Stadtkirchengemeinde und die Freilichtbühne Tannenkamp, das Mehrgenerationenhaus und die Stadtjugendpflege. Bei allen habe man „offene Türen vorgefunden“, sagen Elke Helberg und Stefan Kletetzka. So kamen spannende Konstellationen zustande. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, es wird um eine freiwillige Spende gebeten. Auch dadurch wollen die Initiatoren die Schwelle möglichst niedrig legen. Den Poetry-Slam kann man mit einem Ticket des Denkmalkunst-Festivals (Abendveranstaltung) besuchen. 

Die beiden Einrichtungen

Vor 30 Jahren, nämlich zum 01. Juni 1992, wurde durch die „Initiative der Arbeitsgemeinschaft für die Beratung und Begleitung Schwerkranker und Sterbender“, die bereits seit 1987 den Aufbau einer Hospizgruppe plante und vorbereitete, der ambulante Hospizdienst ins Leben gerufen. Die Finanzierung wurde durch Mittel der Landeskirche Hannover, der Stadt Hann. Münden, der Ortsgruppe Omega sowie der Arbeitsagentur sichergestellt. Die neue Beratungsstelle bekam mit der Diakonin Christine Stockstrom ein Gesicht. 

Der ambulante Hospizdienst ALPHA bietet Betroffenen und Interessierten psychosoziale Beratung im Rahmen der palliativen Lebensgestaltung. Auch Fragen zur Vorsorgeplanung, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht können erörtert werden. Die Gewinnung, Schulung, Koordination und Unterstützung der ehrenamtlich Tätigen, die für die Sterbebegleitung zur Verfügung stehen, ist ein weiteres Angebot des Ambulanten Hospizdienstes. Zwei hauptamtliche Koordinatorinnen sowie 30 Ehrenamtliche unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft bieten Beistand in der Zeit des Abschiednehmens und schwerer Krankheit, sind als zusätzliche, verlässliche Helfer*innen im Einsatz: Zu Hause, in Pflegeeinrichtungen, im Krankenhaus und im stationären Hospiz unabhängig von Nationalität, Weltanschauung, Konfession und Erkrankung. In den vergangenen 30 Jahren sind mehr als 1400 Sterbende und Trauernde begleitet worden. 

Das Stationäre Hospiz Hann. Münden wurde am 01.02.2012 in Betrieb genommen. Seit diesem Zeitpunkt sind inzwischen mehr als Eintausend Menschen im Hospiz begleitet worden. Ideengeber und Initiatoren waren die Mitglieder der Bürgerstiftung für ein stationäres Hospiz Hann. Münden e.V. um Prof. Dr. Eduard Quellhorst. Als Betreiber wurde die AWO Hannover gewonnen. Ziel der Bürgerstiftung war es, für die Mündener Bürger eine Versorgungslücke zwischen palliativer Versorgung und ambulanter Hospizbegleitung in der Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen, die nicht in der häuslichen Umgebung versorgt werden können, zu schließen. Im Hospiz sollen diese Menschen und ihre An- und Zugehörigen in einer liebevollen, häuslichen und wertschätzenden Atmosphäre unabhängig von ihrer Weltanschauung, sozialen Stellung, religiösen Überzeugung, Nationalität und Lebensform begleitet, gepflegt und umsorgt werden. Das AWO Hospiz Hann. Münden bietet Platz für acht Gäste.  Zum Team des Hospizes gehören neben den 26 Hauptamtlichen auch 10 Ehrenamtliche, die ihre Freizeit für die Betreuung der Gäste einbringen. 

Jutta Nickel
"Ich bin im Hospiz Hann. Münden für die Einwerbung von Spenden und die dazugehörige Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.
Für mich ist es besonders wichtig, „unser Hospiz“ in die Hände der Mündener zu legen. Das ist uns gelungen.
Ohne die Unterstützung der Mündener Bevölkerung und den ortsansässigen Unternehmen, wäre die Art und Weise, wie wir eine würdevolle und respektvolle Begleitung am Lebensende sehen, tatsächlich nicht zu leisten. Meine Aufgabe im Hospiz erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und ich bin froh ein kleiner Teil des Ganzen zu sein."

Stefan Kletezka
"Als ich mich 2007 entschieden habe mich beruflich zu verändern und in der Palliativ- und Hospizarbeit zu engagieren, war mir im Grunde noch nicht klar, worauf ich mich einlasse. Den Entschluss habe ich damals eher intuitiv gefasst. Sozusagen aus dem Bauch heraus, mit dem klaren Wunsch mich beruflich wieder an dem zu orientieren, was Krankenpflege für mich im Grunde ausmacht. 
Nah an den Menschen und ihren Familien zu sein, Zeit zu haben und individuell pflegen und betreuen zu können, zu begleiten durch alle Höhen und Tiefen bis zum Lebensende. Nach ein paar Monaten konnte ich dann für mich feststellen, dass ich seit langer Zeit  wieder das Gefühl hatte, tatsächlich Menschen helfen zu können, denen man im Sinne der kurativen Medizin eigentlich nicht mehr helfen kann. 
Dieses Gefühl trägt bis heute. Die Herausforderung, ständig im oft sehr engen Kontakt mit Menschen in emotionalen Ausnahmezuständen zu sein und das daraus resultierende positive Feedback machen es mir möglich, diese nicht immer einfache Aufgabe nach wie vor zu erfüllen."