Werbung
Artikelfoto Bettina Sangerhausen

Hospizjubiläum mitten im Denkmal-Kunst-Festival

Projekt „Before I Die…“ der Künstlerin Candy Chang

Das Denkmal-Kunst-Kunst-Denkmal-Festival (DKKD) in Hann. Münden ist eröffnet und das Mündener Doppeljubiläum der Hospizarbeit ist mittendrin: Das Projekt „Before I Die…“ der Künstlerin Candy Chang lädt dazu ein, eigene Gedanken und Wünsche kundzutun und damit Teil eines globalen Kunstwerks zu werden, das seit dem Jahr 2011 wächst. „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ – ja, was eigentlich? Die Festivalbesucher*Innen griffen schon am ersten Tag zur Kreide und hinterließen ihre Botschaften. Die sind anrührend bis augenzwinkernd: „…noch einmal meine Oma wiedersehen“ schrieb ein Kind, dessen Familie 
aus seinem Heimatland hatte fliehen müssen. Ein anderer möchte „reich werden“ oder vielleicht wenigstens „ein Fahrrad haben“. Das Kunstprojekt holt auf unaufdringliche und niedrigschwellige Weise das Thema Tod und Sterben mitten in den Festivaltrubel. In den offenen Bereich des Geschwister-Scholl-Hauses, 
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 4, haben alle Interessierten Zugang, auch ohne Festivalticket. Mitmachen kann man während des ganzen DKKD bis zum 9. Oktober. Ermöglicht wurde dieses Projekt in Hann. Münden durch die Kooperation des Stationären Hospizes der AWO am Vogelsang und des ambulanten Hospizdienstes Alpha mit dem Mehrgenerationenhaus, dem Stadtjugendring und dem DKKD, unterstützt durch den Hagebaumarkt Dreyer, der das 
Material stellte. In ihrer Heimatstadt New Orleans hatte die taiwanesisch-amerikanische Künstlerin Candy Chang nach einem persönlichen Verlust einst den Halbsatz „Before I Die…“ mit Kreide auf eine Hauswand geschrieben – und wenige Tage später eine Wand voller Gedanken und Wünsche vorgefunden, sagt sie auf ihrer Webseite. Seitdem ermutigt sie weltweit Menschen, sich in dieser Art mitzuteilen und auszutauschen. Über 5000 Mal haben Menschen in 78 Ländern diese Anregung bereits aufgegriffen. Noch ein weiteres Mal ist das Hospizjubiläum mit seinen Kooperationspartnern Teil des Festivalprogramms: „Hann. Münden slammt!“ heißt es am Freitag, 7. Oktober 2022, im Mehrgenerationenhaus/Geschwister-Scholl-Haus. Lars Ruppel, der mehrfache Gewinner der 
deutschen Meisterschaften im Dichten, will mit jugendlichen Teilnehmer*Innen coole Texte schreiben und wer möchte, kann den eigenen Text abends ab 20 Uhr in einer gemeinsamen Show, dem Poetry-Slam, im Mehrgenerationenhaus präsentieren. Eintritt mit Festivalticket. 

Hintergrund: Hospizarbeit in Hann. Münden

Vor 30 Jahren, nämlich zum 01. Juni 1992 wurde durch die „Initiative der Arbeitsgemeinschaft für die Beratung und Begleitung Schwerkranker und Sterbender“, die bereits seit 1987 den Aufbau einer Hospizgruppe plante und vorbereitete, der ambulante Hospizdienst ins Leben gerufen. Die 
Finanzierung wurde durch Mittel der Landeskirche Hannover, der Stadt Hann. Münden, der Ortsgruppe Omega sowie der Arbeitsagentur sichergestellt. Die neue Beratungsstelle bekam mit der Diakonin Christine Stockstrom ein Gesicht. Der ambulante Hospizdienst ALPHA bietet Betroffenen und Interessierten psychosoziale Beratung im Rahmen der palliativen Lebensgestaltung. Auch Fragen zur Vorsorgeplanung, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht können erörtert werden. Die Gewinnung, Schulung, Koordination und Unterstützung der ehrenamtlich Tätigen, die für die Sterbebegleitung zur Verfügung stehen, ist ein weiteres Angebot des Ambulanten Hospizdienstes. Zwei hauptamtliche Koordinatorinnen sowie 30 Ehrenamtliche unterschiedlichen Alters und 
verschiedener Herkunft bieten Beistand in der Zeit des Abschiednehmens und schwerer Krankheit, sind als zusätzliche, verlässliche Helfer*innen im Einsatz: zu Hause, in Pflegeeinrichtungen, im Krankenhaus und im stationären Hospiz unabhängig von Nationalität, Weltanschauung, Konfession und Erkrankung. In den vergangenen 30 Jahren sind mehr als 1400 Sterbende und Trauernde begleitet worden. Das Stationäre Hospiz Hann. Münden wurde am 01.02.2012 in Betrieb genommen. Seit diesem Zeitpunkt sind inzwischen mehr als eintausend Menschen im Hospiz begleitet worden. Ideengeber und Initiatoren waren die Mitglieder der Bürgerstiftung für ein stationäres Hospiz Hann. Münden e.V. um Prof. Dr. Eduard Quellhorst. Als Betreiber wurde die AWO Hannover gewonnen. Ziel der Bürgerstiftung war es, für die Mündener Bürger eine Versorgunglücke zwischen palliativer Versorgung und ambulanter Hospizbegleitung in der Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen, die nicht in der häuslichen Umgebung versorgt werden können, zu schließen.
Im Hospiz sollen diese Menschen und ihre An- und Zugehörigen in einer liebevollen, häuslichen und wertschätzenden Atmosphäre unabhängig von ihrer Weltanschauung, sozialen Stellung, religiösen Überzeugung, Nationalität und Lebensform begleitet, gepflegt und umsorgt werden. Das AWO Hospiz Hann. Münden bietet Platz für acht Gäste. Zum Team des Hospizes gehören neben den 26 Hauptamtlichen auch 10 Ehrenamtliche, die ihre Freizeit für die Betreuung der Gäste einbringen.

Bild: Richard Köhler vom Stationären Hospiz der AWO in Hann. Münden griff ebenfalls zur Kreide bei "Before I Die..."

(Foto: Bettina Sangerhausen)