Jugend-App, feste Ansprechpartner und eigene Räume
- Von Susanne Wesche --
- 08.03.2023
Ein kostenloses Hessenticket für alle Schüler*innen, eine zentrale Anlaufstelle zur Information über Fördermittel sowie Beteiligungsformate für Jugendliche in allen Kommunen des Werra-Meißner-Kreises – so lauten nur drei von insgesamt weit über 20 Forderungen, die im Rahmen der kreisweiten Jugendkonferenz in Eschwege aufgestellt wurden. Das mittel- bis langfristige Ziel: ein jugendgerechter Werra-Meißner-Kreis.
Wir sprachen mit Armin Bahl, der für die Planung und Durchführung der Jugendkonferenz zuständig war sowie mit Lea Hüther, Jugendbildungsreferentin der Kreisjugendförderung und Kai Siebert, Leiter der Kreisjugendförderung.
meinWMK: Frau Hüther und Herr Bahl, der Masterplan Jugend wurde 2020 beschlossen. Die Ausgestaltung und Belebung blieb aufgrund von Corona zwei Jahre liegen. Jetzt sind Sie neu gestartet. Erzählen Sie uns vom „Neustart“.
Frau Hüther berichtet: Die Konferenz war ein voller Erfolg. 95 Jugendliche waren da und konnten ihre Ideen und Forderungen für einen jugendgerechteren Werra-Meißner-Kreis direkt mit den anwesenden Politikern diskutieren. Uns als Organisatoren waren dabei drei Dinge wichtig: Den Stand der Dinge bei den Forderungen aus dem Masterplan gemeinsam überprüfen. Zu hören, welche Auswirkungen zwei Jahre Corona-Pandemie auf Jugendliche hatten und von den Jugendlichen zu erfahren, ob neue Themen, Fragen und Ideen in der Zwischenzeit dazugekommen sind.
Herr Bahl ergänzt: Eigentlich wollten wir in 2020 mit den Ergebnissen aus dem gerade beschlossenen Masterplan direkt durch die politischen Gremien „touren“, unsere gute Netzwerkarbeit in der AG Masterplan fortsetzen und einige Projekte angehen. Aber dann kam Corona und wir konnten bestimmte Ideen nicht wie geplant umsetzen. Deshalb hat sich diese Konferenz wirklich wie ein Neustart angefühlt. Aber in der Zwischenzeit wurde trotz der Schwierigkeiten und Einschränkungen an einigen Punkten und Forderungen weitergearbeitet: Zum Beispiel an der Umsetzung der Jugend-App und an neuen Förderrichtlinien für die Jugendarbeit.
meinWMK: Ziel des Masterplans ist es, Jugendliche in Entscheidungsprozesse einzubinden und ihnen einen lebens- und liebenswerten WMK zu „präsentieren“. Was sind die wichtigsten Forderungen der Jugend an den Kreis?
Armin Bahl: Jugendliche brauchen selbstgestaltbare Räume als Treffpunkte: Jeder Ort sollte dafür sorgen, dass seinen Jugendlichen nach Bedarf Räume zur Verfügung stehen. Wie Jugendliche ihren Raum dann gestalten und nutzen, ist jeweils ihre Sache (Jugendraum, Proberaum, Partyraum, Werkstattraum).
Kostenfreies Hessenticket für alle Jugendlichen: Das hessenweite Schülerticket gilt zwar für alle Schüler, aber nur die Schüler der Sekundarstufe I, die weiter als zwei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, bekommen es erstattet. Es sollte aber ein kostenfreies Mobilitätsangebot für alle Jugendlichen sein.
Beteiligungsformate: Junge Menschen wollen als gleichwertige Gesprächspartner auf Augenhöhe mit ihren Anliegen wahrgenommen und behandelt werden. Allzu oft erleben sie sich in der Rolle eines Bittstellers. Erwachsene haben eine Mitverantwortung für das Gelingen der Beteiligung. Möglichkeiten dafür wären beispielsweise die Einrichtung eines Jugendrates. Als erster Schritt soll in allen 16 Städten und Gemeinden ein Beteiligungsprojekt für und mit Jugendlichen baldmöglichst umgesetzt werden. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln und eine geeignete Beteiligungsform zu finden. Die Kreisjugendförderung und kommunale Jugendförderung können dabei beraten und unterstützen.
Kreisweite Jugend-App mit Infos zu Veranstaltungen und Angeboten: Mit der Jugend-App sollen junge Menschen im Werra-Meißner-Kreis die Möglichkeit haben, schnell und unkompliziert jugendrelevante Informationen zu erhalten. Zusätzlich soll dabei auf bestehende Mobilitätsangebote hingewiesen werden. Daneben soll es auch redaktionelle Inhalte zu lokaler Jugendkultur, Szene, Politik geben. Diese werden idealerweise von einer Jugendredaktion recherchiert.
Ansprechpartner*in für Jugendbelange: Diese Person (Fürsprecher*in) vertritt die Belange der Jugendlichen und unterstützt sie. Sie hält Kontakt zu Verwaltung und Politik der Kommune und berät und unterstützt die Jugendlichen, wie sie ihre Ideen am besten umsetzen können. Sie informiert über lokale Unterstützungsmöglichkeiten, hilft bei Anträgen und/oder vermittelt an die richtigen Stellen.
meinWMK: Die Einbindung der Jugend ist ein wesentlicher Bestandteil des Plans - nach dem Motto: „Nicht nur meckern, sondern auch machen“. Gibt es da schon klare Ziele oder Projekte, die umgesetzt werden sollen?
Herr Siebert: Ich würde das Äußern von Ideen, Wünschen und Forderungen nicht als Meckern bezeichnen, aber richtig und wichtig ist, dass wir alle gemeinsam gefragt sind, wenn es um die Umsetzung geht.
Das bedeutet auch, die Jugendlichen selbst zu beteiligen und mit in die Verantwortung zu nehmen. Aber dabei müssen wir fair bleiben: Jugendliche haben konkrete Forderungen und Vorstellungen. Aber sie brauchen auch Unterstützung bei der Einschätzung von Perspektiven und bei der Umsetzung von Vorhaben. Und wenn es ein ernsthaftes Interesse an einer gemeinsamen Gestaltung des lokalen Lebensraums für viele verschiedene Interessen und Generationen gibt, dürfen wir nicht nur auf Forderungen der jungen Generation warten.
Wir müssen auch aktiv Angebote machen, das Gespräch suchen und Möglichkeiten aufzeigen. „Wir“ bedeutet in diesem Fall alle diejenigen, welche heute die Gestaltungsmöglichkeiten in der Hand halten: Politiker und Vereinsvorstände, Verwaltungen und Fachkräfte, Bildungseinrichtungen und Projektverantwortliche, etc.
Herr Bahl: Konkret suchen wir aktuell interessierte Jugendliche, die im Redaktionsteam an der Jugend-App mitarbeiten wollen. Das medienWERK in Eschwege kümmert sich um die Umsetzung der App. Kontakt: info@medienwerk-wm.de oder Tel. 05651 96154.
meinWMK: Herr Bahl, Sie arbeiten als Jugendpfleger beim Werra-Meißner-Kreis. Was ist Ihre Aufgabe bei der Prozessgestaltung „Masterplan Jugend“?
Herr Bahl: Die Kreisjugendförderung koordiniert den Prozess der Umsetzung des Masterplans Jugend. Dazu gehört die Planung und Moderation von Netzwerktreffen, Jugendkonferenzen und Vorstellung der Ergebnisse des Masterplans in Gremien. Allerdings lässt sich so ein großes Projekt wie der Masterplan nicht alleine realisieren. Hier sind wir dankbar über ein Netzwerk mit vielen Partnern bestehend aus Akteuren der kommunalen Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Kreisjugendring, medienWERK, Medienzentrum, Partnerschaft für Demokratie, der Freiwilligenagentur Omnibus und dem Verein für Regionalentwicklung.