„Lost Place“ in der Duderstädter Leddergasse wird zum Inklusiven Stadtquartier
Der katholische Kindergarten St. Klaus zog 2020 aus der Leddergasse in den neu eröffneten Inklusiven Campus der Caritas Südniedersachsen in der Neutorstraße. Seitdem steht das ehemalige Kita-Gebäude aus den 1970-er Jahren leer. Nun formen sich konkrete Pläne für ein „Inklusives Stadtquartier Leddergasse“ an diesem Ort. Mehrere Projektpartner sind daran beteiligt und teilen sich die verschiedenen Aufgaben- und Investitionsbereiche. Zur Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung trafen sie sich im Duderstädter Rathaus.
Im Inklusiven Stadtquartier sollen moderne Wohn- und Sozialräume unter den Aspekten von drei Schwerpunktmodulen entstehen: Mehrgenerationen-Wohnen, Wohnraum für Menschen mit Behinderung und Tagespflege. Im Sinne einer „caring community“ sollen die Bewohner und Tagesgäste auf den Grundlagen der Achtsamkeit, Vielfalt, Offenheit und Partizipation auch füreinander da sein.
Möglich wäre in diesem Rahmen ein angegliedertes Café, das als Treffpunkt auch Besuchern des LNS-Parks und Touristen offen stünde. Die Projektpartner stellten in einer Gesprächsrunde ihre Pläne vor.
Daran beteiligt waren Bürgermeister Thorsten Feike für die Stadt Duderstadt, Kreisrat Conrad Finger für den Landkreis Göttingen, Dr. Melanie Mahr von der Harz-Weser-Werke gGmbH, der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Eichsfeld mbH Thomas Kistner, vom Caritasverband Südniedersachsen Ralf Regenhardt als Vorstandssprecher, Vorstand Holger Gatzenmeyer und Manuela Kunze als Geschäftsbereichsleitung Altenhilfe und Pflege sowie Dr. Alfons Merten vom Kirchenvorstand St. Cyriakus. Mit der Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung wurde eine Grundlage geschaffen für ein neues inklusives Modellprojekt in Duderstadt, das im Zeitraum zwischen 2024 und 2026 baulich umgesetzt und fertiggestellt werden sollte.
Die Projektpartner und ihre Aufgaben:Die Wohnungsbaugesellschaft Eichsfeld mbH übernimmt die Vermietung und Verwaltung von etwa 20 Wohneinheiten, wovon 10 Wohneinheiten bedarfsgerecht für Menschen mit Beeinträchtigung und/oder Betreuungsbedarf konzipiert werden. Thomas Kistner erläuterte, dass die HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten in mögliche Bauentwürfe involviert sei. Nach Auswertungen eines städtebaulichen und architektonischen Entwurfes der Masterstudierenden soll ein Architekturbüro die weiteren Planungen und Umsetzungen übernehmen.
Die Harz-Weser-Werke gGmbH wird langfristig 10 Wohneinheiten für Menschen mit Behinderungen anmieten, wobei auch gleich eine entsprechende Betreuung und Begleitung für die zukünftigen Bewohner gewährleistet werde, bestätigte Dr. Melanie Mahr als Bereichsleitung Wohnen, Ambulante Dienste & Tagesstruktur der Harz-Weser-Werke gGmbH.
Außerdem sollen in dem Stadtquartier bis zu 25 Tagespflegeplätze geschaffen werden. Die Caritas Südnieder-
sachsen wird für die Erstellung und den Betrieb der Tagespflege die Verantwortung übernehmen, versicherten Ralf Regenhardt und Holger Gatzenmeyer. Sie hoben zudem die besondere Lage des Areals hervor: „Wie eine grüne Oase direkt am LNS-Park und zugleich zentrumsnah.“
Manuela Kunze bestätigte einen nach wie vor hohen Bedarf an Wohnraum für Ältere und Menschen mit Behinderung und lobte das Konzept “Stadtquartier” mit der Verbindung von Wohn- und Sozialraum.
Das ca. 5000 m² große Grundstück in der Leddergasse gehört der Kirchengemeinde St. Cyriakus. „Der Wunsch der Gemeinde war es, an diesem Ort etwas entstehen zu lassen, das auch unseren christlichen Ansichten entspricht“, sagte Dr. Alfons Merten. Eine Sanierung des maroden Gebäudes wäre bei den hohen Investitionskosten für die Gemeinde allerdings nicht zu stemmen. Daher sei die Idee, hier gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern eine zentrumsnahe Einrichtung für ältere und hilfsbedürftige Menschen entstehen zu lassen, sehr positiv aufgenommen worden.
Auch Bürgermeister Thorsten Feike zeigte sich von dieser Idee begeistert, zumal der Stadtrat einstimmig für das sogenannte „Inklusionspapier“, eine 12-Punkte-Agenda zur Förderung der Inklusion, gestimmt habe.
Das Inklusive Stadtquartier sei für Duderstadt ein weiterer Schritt in Richtung Modellkommune. Thorsten Feike versprach seine persönliche Unterstützung für dieses Projekt sowie von Seiten der Stadt Duderstadt die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen.
Kreisrat Conrad Finger lobte das besondere Engagement in Duderstadt. „Hier gibt es verlässliche Partnerinnen und Partner, guten Willen, gute Absichten und die richtigen Leute, die wissen wie man etwas macht“, so sein Statement. Er wolle sich auf Kreisebene besonders für das Projekt einsetzen, auch bei der Einwerbung von Fördermitteln. Zudem solle es politische Unterstützung vom Landkreis Göttingen geben.
Beim Bau selbst würden dann Aspekte der Nachhaltigkeit oberste Priorität haben. Energieeffizienz und ökologisches Bauen unter Einhaltung denkmalrechtlicher Rahmenbedingungen seien das Ziel, bestätigten alle Projektpartner. Die “Bewahrung der Schöpfung im Einklang mit der Natur” sei ebenso zu berücksichtigen wie die Verwirklichung eines ganzheitlichen Konzeptes. Dabei soll der Wohnraum für die Mieterinnen und Mieter bezahlbar bleiben und die Nebenkosten kalkulierbar.
Unter dem Motto „Stadtvisionen #3“ stellten Studierende der HAWK Fakultät Bauen und Erhalten am Standort Hildesheim ihre Entwürfe für ein Inklusives Stadtquartier Duderstadt vor. Die Caritas verlieh in diesem Rahmen einen Preis für den Entwurf “Zeitlos Inklusiv“ von Jeannine Rohrberg, Kevin Tornau und Fynn-Niels Weberling.
Die Jury bildeten die teilnehmenden Gäste. Bei dem Entwurf sei es in besonderer Weise gelungen, die Ansprüche der Inklusion und und die umliegende grüne Natur mit dem Inneren des Quartiers zu verbinden.