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Artikelfoto Mundus

„Meine Arbeit hat mich jung gehalten“

Spielwaren Hendrich in der Marktstraße schließt im März 2022

Eine Ära geht zu Ende. Nach 32 Jahren schließt im März 2022 das alteingesessen Spielwarengeschäft Hendrich in der Marktstraße. „Wir müssen schließen. Der Vermieter hat uns gekündigt“, berichtet die Geschäftsführerin Ilona Stadler. Gern hätte sie noch einige Jahre weitergemacht, um vor allem auch den jungen Familien in Hann. Münden eine Anlaufstelle zu geben. „Mir tun die Kinder so leid“, erklärt Stadler. „Jeden Tag schauen mich traurige Augen an, wenn unsere kleinen Kunden erfahren, dass es künftig ihre beliebten Geburtstagskisten nicht mehr geben wird.“

Auf 280 Quadratmetern haben Ilona Stadler, Jessica Riddell und ihr Team über drei Jahrzehnte Puppen, Baukästen, Gesellschaftsspiele und Babyartikel verkauft. „Ein Spielwarengeschäft zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus“, erklärt die Geschäftsführerin. Dies sei auch der Grund gewesen, warum kein anderes Ladengeschäft den Anforderungen entsprochen habe. „Wir haben uns einige Lokale angeschaut, aber es hat einfach nicht gepasst. Und dabei wollten wir so gern weitermachen.“
Gemeinsam mit ihrer Freundin Anneliese Radtke übernahm Ilona Stadler im März 1990 den Laden „Spielwaren Hendrich“. Damals, so erinnert sich die 74-Jährige, gab es noch kein Internet. Die Leute kauften alles noch in den Geschäften vor Ort. Hinzu kam die Wende und die damit einhergehende Wiedervereinigung. „Unglaublich viele Besucher kamen und kauften Spielzeuge für ihren Nachwuchs ein.“ Traurig sei sie, betont sie immer wieder, denn mit der Aufgabe ihres Geschäftes wird sich auch ihr Leben komplett verändern. „Seit 32 Jahren stehe ich jeden Morgen auf, frühstücke und mache mich fertig, um pünktlich um 10 Uhr im Laden zu stehen. Das wird bald anders werden.“ Doch sie zeigt sich zuversichtlich. Sie liebe es zu reisen und so werde sie Ende März, nach der Schließung, Urlaub mit der Familie machen. Außerdem habe sie fünf Enkelkinder, die für die nächsten Jahre ihre Oma ganz oft bei sich haben werden. „Und ich will morgens ins Schwimmbad gehen. Das war schon immer mein Traum, aber das habe ich zeitlich nie geschafft.“

Auf unsere Frage, wie sich die Spielzeuglandschaft in den letzten 32 Jahren verändert hat, lacht Stadler: „Also damals gab es für die Jungen Autos und für die Mädchen Puppen. Das hat sich grundlegend gewandelt.“ Viele Marken wie Playmobil, Schleich und Lego seien beständig geblieben und haben nur ihre eigenen Produkte variiert. Aber durch die modernen Medien seien Artikel, wie Pokemonkarten hinzugekommen. Kassettenrecorder und CD-Player wurden durch Tonieboxes, einem stoßfesten, robusten Hörwürfel abgelöst worden.

„Es hat mich jung gehalten, so viele Jahre Veränderung mitzuerleben und immer mit unseren Kunden in Kontakt zu sein. Mir wird wirklich schwer ums Herz, wenn ich daran denke, dass ich im März 2022 unseren Laden zum letzten Mal betreten werde.“