Mit 56 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt
Marion Wachsmuth schneidert außergewöhnliche und nachhaltige UnikateLange hatte sie gezögert. Aber 2020 fasste sich Marion Wachsmuth ein Herz: Im Alter von 56 Jahren machte sie sich doch noch selbstständig. Mit Erfolg! In ihrer Änderungsschneiderei „Hemd und Hose“ herrscht das Motto „Nähen macht glücklich!“ Und dass das kein leeres Versprechen ist, fällt sofort bei einem Besuch im Dachgeschoss- Atelier der Grotefendstraße 14 auf. Überall laden farbenfrohe Stoffe, Taschen und Accessoires zum Stöbern ein. Dabei stechen außergewöhnliche Unikate sofort ins Auge: Schicke Gürtel aus alten Krawatten, Sofakissen aus getragenen Jeanshosen, raffiniert geschnittene Einkaufsbeutel, die sich durch ein paar Handgriffe in Brötchenkörbe verwandeln, Handytaschen, Rucksäcke, an denen sich der Reißverschluss zum Diebstahlschutz nur zur Rückenseite öffnen lässt.
Marion Wachsmuth sprüht nur so vor Ideen. Sie hilft auch ihren Kunden, Träume zu verwirklichen. „Geht nicht, gibt‘s nicht!“ lautet der Grundsatz der gelernten Änderungsschneiderin. Ihr Vorzeigestück ist zurzeit ein Brautkleid, das sie auf Wunsch der Eigentümerin in ein Dirndl verwandelt. „Darin soll dann in Österreich noch einmal geheiratet werden“, erklärt sie lächelnd. Großen Wert legt Marion Wachsmuth auf Nachhaltigkeit. „Wir wollen doch alle vom Plastik weg“, sagt sie. „Deshalb habe ich aus Stoffresten bunte Einkaufsbeutel genäht, die man bei jedem Einkauf wieder mitnehmen kann.“ Das Besondere daran sei die Seite mit dem eingearbeiteten Tüll: „Nehme ich mir eine Birne aus der Auslage des Discounters und verstaue sie in diesem Einkaufsbeutel, können die Kassierer an der Kasse gleich erkennen, was ich kaufen will und die Birne samt Einkaufsbeutel abwiegen. Alle meine Artikel sind zudem größtenteils aus Baumwolle und bei 40 Grad in der Maschine waschbar, so dass sie sehr häufig wiederverwendbar sind“, erklärt Wachsmuth.
Dass Marion Wachsmuth auch ihre Kernkomptenzen ausreizt, versteht sich von selbst. Sie näht umgehend neue Reißverschlüsse ein - sogar in Bettwäsche. Darüber hinaus übernimmt sie Änderungen jeglicher Art. Auf Wunsch bringt sie die geänderten Artikel bis an die Haustür.
Gelernt hat Marion Wachsmuth einst in der Schneiderei Hoyer in Friedland. Danach nähte sie Zahnarztbestuhlungen sowie Spanngurte für Lkws. „Die Jobs waren ok“, sagt sie. „Ich konnte meine Kreativität aber nie richtig ausleben.“ Nebenbei habe sie deshalb für Verwandte genäht - was den Wunsch nach einer Selbstständigkeit nur verstärkt habe. Nun ist der Absprung geschafft. Marion Wachsmuth möchte mit ihrem Beispiel anderen Frauen Mut machen, auch im reiferen Alter noch einmal etwas Neues zu probieren. „Traut euch!“ sagt sie.