Mit Worten Ideale und Werte schaffen
Samuel-Bogumił-Linde-Preis 2024 geht an Anne Weber und Zbigniew RokitaDer von den beiden Partnerstädten Toruń in Polen und Göttingen gemeinsam gestiftete und zum 28. Mal vergebene Samuel-Bogumił-Linde-Literaturpreis geht für das Jahr 2024 an die deutsche Literatin Anne Weber und an den polnischen Schriftsteller Zbigniew Rokita.
Der Preis wird am Sonntag, 16. Juni 2024, in Anwesenheit beider Preisträger*innen sowie einer Delegation aus Göttingen in Toruń verliehen. Als Laudatorin für Anne Weber hat die Literaturkritikerin, Moderatorin und Jurorin Beate Tröger ihr Kommen zugesagt. Die Laudatio auf Zbigniew Rokita wird der polnische Literaturwissenschaftler und Literaturhistoriker Prof. Ryszard Koziołek halten.
Anne Weber
Anne Weber, 1964 in Offenbach am Main geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und literarische Übersetzerin in Paris. Nach ihrem Abitur verließ sie ihre Heimat und zog nach Paris. Dort studierte sie zunächst französische Literatur und Komparatistik an der Sorbonne. Sie arbeitete von 1989 bis 1996 bei verschiedenen französischen Verlagen und übersetzte nebenbei Texte deutscher Gegenwartsautor*innen und Sachbücher ins Französische. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (unter anderem Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt (Pierre Michon, Marguerite Duras). Ihre eigenen Bücher schreibt sie seit 1998 sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden unter anderem mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis (2004), dem 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (2005), dem Kranichsteiner Literaturpreis (2010), dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung (2016) und dem Solothurner Literaturpreis (2024) ausgezeichnet. Ihr Roman „Kirio“ stand auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse 2017. Für „Annette, ein Heldinnenepos“ wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet. Für ihre Übersetzung von Cécile Wajsbrots „Nevermore“ erhielt sie 2022 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Übersetzung“.
Wichtige Werke:
Ida erfindet das Schießpulver, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999
Im Anfang war, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000
Erste Person, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002
Besuch bei Zerberus, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004
Gold im Mund, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005
Luft und Liebe, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010
Ein bürgerliches Puppentrauerspiel, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011.
Tal der Herrlichkeiten, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012
Ein Zeitreisetagebuch, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015
Roman, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
Annette, ein Heldinnenepos, Matthes & Seitz, Berlin 2020
Zbigniew Rokita
Zbigniew Rokita, geboren 1989 in Gliwice, ist Reporter, Journalist und Schriftsteller und spezialisiert auf die Themen Mittel- und Osteuropa sowie Oberschlesien. Er schloss zunächst sein Studium an der Jagiellonen-Universität in Krakau ab. Er ist Autor von Reportagetagebüchern. Sein Buch „Kajś. Eine Geschichte aus Oberschlesien“ wurde mit dem Nike-Literaturpreis ausgezeichnet und nominiert für den Angelus Central European Literary Award, den Ambassador of New Europe Award und den Witold Pilecki International Award. Sein Buch „Królowie Strzelców / Könige der Torschützen. Fußball im Schatten des Imperiums“ wurde ins Ukrainische übersetzt, und die darauf basierende Theaterinszenierung wurde im Nowy-Theater in Zabrze (Regie: Piotr Ratajczak) uraufgeführt. Er ist Autor des Theaterstücks „Nikaj“, welches im Teatr Zaglebia in Sosnowiec (Regie: Robert Talarczyk) uraufgeführt wurde. Er lebt in Katowice.
Wichtige Werke:
Atlantische Republik, Jan Nowak-Jeziorański (Hrsg.), College of Eastern Europe, Breslau 2014.
Auf der Zungenspitze, Fundacja Sąsiedzi, Białystok 2015
Könige der Torschützen. Fußball im Schatten des Imperiums, Wydawnictwo Czarne, Wołowiec 2018
Kajś. Eine Geschichte aus Oberschlesien, Wydawnictwo Czarne, Wołowiec 2020
Eine Reise durch die wiederhergestellten Länder, Wydawnictwo Znak Litera Nova, Krakau 2023
Über den Linde-Preis
Seit 1978 besteht die Partnerschaft zwischen den Städten Göttingen und Toruń. Als ein gemeinsames kulturelles Projekt wurde 1996 der nach dem polnischen Sprachforscher Samuel Bogumił Linde (1771-1847) benannte Preis ins Leben gerufen. Mit ihm werden Autor*innen ausgezeichnet, deren Wort Ideale und Werte schafft, die Menschen, Gesellschaften und Nationen zum gemeinsamen Gespräch führen. Der Preis wird Autor*innen zuerkannt, die auf den Feldern Lyrik, Prosa, Drama, Essayistik im umfassenden Sinn, Literaturkritik, Publizistik, Übersetzung und Edition Hervorragendes geleistet haben. Der Linde-Preis wird auf Vorschlag einer von beiden Partnerstädten berufenen Jury im jährlichen Wechsel in Toruń und Göttingen vergeben und ist mit jeweils 5.000 Euro (ca. 21.472 Poln. Złoty) dotiert.
Weitere Informationen auf lindepreis.goettingen.de.
Preisträger*innen des Samuel-Bogumił-Linde-Preises: Wisława Szymborska und Günter Grass (1996), Zbigniew Herbert und Karl Dedecius (1997), Tadeusz Różewicz und Siegfried Lenz (1998), Ryszard Kapuściński und Christa Wolf (1999), Hanna Krall und Marcel Reich-Ranicki (2000), Jan Józef Szczepański und Henryk Bereska (2001), Andrzej Stasiuk und Friedrich Christian Delius (2002), Włodzimierz Kowalewski und Barbara Köhler (2003), Hubert Orłowski und Klaus Zernack (2004), Paweł Huelle und Hans-Joachim Schädlich (2005), Sławomir Mrożek und Tankred Dorst (2006), Ewa Lipska und Sarah Kirsch (2007), Olga Tokarczuk und Ingo Schulze (2008), Adam Zagajewski und Durs Grünbein (2009), Adam Krzemiński und Karl Schlögel (2010), Wiesław Myśliwski und Herta Müller (2011), Andrzej Bart und Stephan Wackwitz (2012), Eustachy Rylski und Brigitte Kronauer (2013), Janusz Rudnicki und Wilhelm Genazino (2014), Stefan Chwin und Marie-Luise Scherer (2015), Kazimierz Brakoniecki und Jan Wagner (2016), Magdalena Tulli und Juli Zeh (2017), Małgorzata Szejnert und Navid Kermani (2018), Szczepan Twardoch und Christoph Hein (2019), Dorota Masłowska und Dea Loher (2020), Joanna Bator und Terézia Mora (2022), Tomasz Różycki und Marcel Beyer (2023).