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Artikelfoto Ein Blick in den Ratssaal des neuen Rathauses in Göttingen. Bild: zVg.

Mitbestimmen und Zukunft gestalten

Die Stimme der Jugend im politischen Dialog.

Viele junge Menschen engagieren sich in Göttingen für politische Themen. Doch wie genau? Um das herauszufinden, haben wir einmal hinter die Kulissen des Jugendparlamentes der Stadt Göttingen geschaut. Aus dem kleinen Lautsprecher erklingt coole Pop-Musik und auf dem Tisch von Mia und Lena vom Hainberg-Gymnasium fliegt bereits jede Menge buntes Bonbonpapier. Dazu eine Cola - warum eigentlich nicht? Noch ist es unruhig im ehrwürdigen Ratssaal des neuen Rathauses der Stadt Göttingen. Aber das macht gar nichts. Es ist schließlich noch nicht 16 Uhr und die letzten jugendlichen Parlamentarierinnen und Parlamentarier trudeln gerade erst ein.

Dann ist es soweit: Die Glocke erklingt. Hier in dem runden Saal, wo sonst der Rat der Stadt Göttingen über wichtige Themen diskutiert, beginnt die Sitzung des Jugendparlamentes. Vertreten sind fast alle Gymnasien der Stadt Göttingen und einige engagierte Jungpolitiker. Jeder der sich engagieren will, ist im Jugendparlament willkommen. Einziges Kriterium: Interesse an Politik.

 

Kunstprojekt in den Sommerferien

In Göttingen gibt es seit 2020 ein Jugendparlament, das in geheimer Wahl von allen Schüler*innen Göttingens gewählt wird und für Jugendliche in und um Göttingen eine Möglichkeit bietet, auf kommunaler Ebene Einfluss auf die Politik zu nehmen. Um das Interesse am Jugendparlament zu fördern findet in diesem Jahr in den Sommerferien ein Kunstprojekt mit den Jugendlichen statt. Vom 29.7. bis zum 2.8. findet ein Kunstcamp mit dem Thema „JugendART“ statt. „Dabei geht es um die Erlebniswelt der Jugendlichen und welche Herausforderungen und Ängste die Jugendlichen haben. Ich bin schon gespannt darauf“, sagt Kerstin Jäger-Hartmann. Am 1. Oktober ist eine Vernissage zusammen mit einem Empfang des Jugendparlamentes geplant.

 

Laurenz Muigg, (18) vom Theodor-HeussGymnasium ist Mitglied der Schüler-Union: „Ich bin seit 2020 im Parlament und finde, dass es sich großartig entwickelt hat. Wir werden von den Ratsfraktionen ernst genommen. Das gilt es weiter auszubauen, denn für die Leute, die unter 18 sind, fehlt die Repräsentation in der Stadt. Das ermöglicht das Jugendparlament. Deshalb ist das Jugendparlament eine so tolle Möglichkeit, weil wir auch direkt in die Ausschüsse gehen können und dort unsere Themen ansprechen können. Die Ratsmitglieder müssen das dann aufnehmen.“

 

Wie zum Beispiel Niclas Decke, (16) von den Jungen Liberalen Göttingen: „Ich finde es wichtig, dass sich Jugendliche engagieren,denn wir sollten die Werte unserer Demokratie verteidigen! Ich bin für eine vielfältigeGesellschaft, in der sich jeder frei entfalten kann. Auch möchte ich die Meinung der Jugend vertreten.“

 

Helge Ostertag, (18): „Mir ist es wichtig, dass wir uns in einer demokratischen Gesellschaft politisch engagieren. Es geht dabei um persönliche Freiheit und darum sich einzubringen. Mir ist wichtig, dass alle Menschen selbstbestimmt leben können, dass jeder so sein kann, wie er will und sich frei ausleben kann.“

 

Auch dabei ist die Schülerin Tomke-Anna Smetan, (15) vom Otto-Hahn-Gymnasium: „Ich engagiere mich an der Schule für ein Projekt im Bereich Drogenprävention. Die herkömmlichen Projekte sind aber oft schon veraltet, wenn sie an die Schule kommen und haben dann für die Jugendlichen oft keine Bedeutung mehr. Das sollte sich ändern. Ich bin ins Jugendparlament gegangen, um solche Projekte mit mehr Nachdruck durchzuführen. Ich habe festgestellt, dass wir in der Schule die Dinge nicht allein bewältigten können sondern, in solchen Dingen mehr Unterstützung benötigen.“

 

„Ich bin auch in der Schule politisch sehr interessiert und komme gerne ins Jugendparlament“, erzählt Devid Dik (16), MaxPlanck-Gymnasium. Der Schülersprecher hat das Gefühl, dass er im Jugendparament etwas bewirken kann. „Hier läuft alles nach dem Prinzip der Abstimmung. Allein kann ich nichts bewegen, aber ich bringe schon meine Ideen ein. Der Rechtsruck unter den Jugendlichen ist kein gutes Zeichen. Es zeigt, dass in der Politik einiges falsch läuft. Wir müssen das dringend ändern und den Jugendlichen eine Stimme geben, denn die Jugend ist unsere Zukunft.“

 

Die Jugendlichen nutzen diese besondere Form der Jugendbeteiligung gerne, weil sie das Gefühl haben, ernst genommen zu werden“, berichtet Kerstin Jäger-Hartmann. Sie ist seit fünf Jahren die gute Seele für das Göttinger Jugendparlament und leitet die Geschäftsstelle. Die 31 Parlamentarier*innen verfügen über einen eigenen Etat, sowie Rede- und Antragsrecht in den meisten Ausschüssen des Rates. „Sich im Jugendparlament zu engagieren, ist deshalb etwas anderes als zum Beispiel Projektarbeit im sozialen Bereich“, sagt Jäger-Hartmann. Mitmachen kann jeder. „Es gibt zwar ausreichend Parlamentarier*innen, aber ich stelle mir vor, dass wir im Jugendparlament noch mehr die Vielfalt der Jugendlichen abbilden können und in unseren Arbeitsgruppen integrieren - zum Beispiel als Freie Mitarbeiter*innen“, sagt Kerstin Jäger-Hartmann.