Mittendrin statt nur dabei
- Von Lutz Conrad --
- 05.04.2023
Nach zwei Jahren Corona-Pause gaben sich bei der Berlinale wieder die nationalen und internationalen Stars aus Kino, Film und Fernsehen die Klinke in die Hand. Highlight der 73. Internationalen Filmfestspiele in Berlin war die Verleihung des Ehrenbären für sein Lebenswerk an Regisseur Steven Spielberg („Einen Preis für mein Lebenswerk zu bekommen, alarmiert mich ein wenig, denn ich bin noch nicht fertig!“). Mittendrin zwischen all diesen Stars war auf Einladung der Gastgeber auch wieder der bekannte Göttinger Schauspieler Prashant Jaiswal (48). meineRegion Göttingen traf sich mit dem „Lieblingsinder“ der deutschen Produzenten und Regisseure.
Zuerst ein Einkaufsbummel im Asia-Laden „Himalaya“ in der Roten Straße, dann ein heißer Tee im India Haus in Göttingen, Prashant Jaiswal ist gut gelaunt und entspannt wie eigentlich immer. Von der Berlinale ist er auch Tage danach noch schwer beeindruckt. „Es ist schon Wahnsinn, was dort alles für Stars zusammenkommen.“ Dazu gehörten neben Spielberg unter anderem Anne Hathaway, Kristen Stewart, Matt Damon, Helen Mirren, Mathias Schweighöfer, Yvonne Catterfeld („Ihr Lächeln ist für mich wie die Behandlung durch eine Heilpraktikerin“), Jessica Schwarz, Ken Duken und viele, viele mehr. Für den Göttinger ist die Berlinale in erster Linie eine wichtige Kontaktbörse, hier trifft man nicht nur Kollegen, sondern auch alle wichtigen Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseure.
Kennengelernt hat der 48-Jährige Deutschland während der EXPO 2000 in Hannover. „Da hab ich mich sofort in Deutschland verliebt“, erinnert sich Prashant. Aufgewachsen in einer Großfamilie als Kind von Freiheitskämpfern, studierte er Psychologie, lernte deutsch und studierte Sozialwissenschaften. Inspiriert von seinem große Vorbild Amitabh Bachchan und seinen Lieblingsschauspielern Al Pacino und Kate Winslet widmete er sich der Schauspielerei, schon in Indien hatte er eine private Schauspielausbildung absolviert.
Mit dem Erfolg der Frosta-Werbung (Bami Goreng) begann die Karriere des Göttingers, der bis heute in über 90 Fernseh- und Kinofilmen oder Werbespots mitgewirkt hat. Sein erster Kinofilm war „Wüstenblume“, einem breiteren Publikum wurde er durch seine Rolle als Mitarbeiter Prashant in der Pro7-Sieben Kultserie „Stromberg“ und „Stromberg – der Film“ bekannt. Neben den Kinofilmen „Drei Türken und ein Baby“, „Männerherzen und die ganz große Liebe“ und „Willkommen bei den Hartmanns“ stehen mittlerweile fünf Auftritte im „Tatort“ ebenso in seiner Vita wie die Alarm für Cobra 11-Folge „Hooray for Bollywood“.
Der 48-Jährige, der sich auch immer wieder ehrenamtlich engagiert, kann also mittlerweile auf eine große Karriere zurückblicken: „Ich liebe die Kamera, und die Kamera liebt mich. Wir sind wie ein Ehepaar, nur noch nicht geschieden“, erklärt er augenzwinkernd. Als erfolgreicher Schauspieler war er auch Gast auf dem Roten Sofa des NDR bei Bettina Tietjen, die ihm ein überraschendes Treffen mit seiner „Traumfrau“ Barbara Schöneberger ermöglichte, ebenso war er bei „Das perfekte Diner“ und „Ein Tisch für 2“ dabei. Seine größten Wünsche: einmal die Rolle des Bösewichts und Schurken zu spielen, die Teilnahme an der RTL-Tanzshow „Let‘s dance“ und ein Buch zu schreiben irgendwie mit dem Titel „Von Ghandi bis Goebbels“ (Anm. d. Red.: in der Komödie „Und Äktschn!“ mit Gerhard Polt übernahm Jaiswal als indischer Koch Herr Suk die Rolle von Joseph Goebbels).
Pläne und Ziele hat Prashant Jaiswal also genug, zuletzt stand er für den Film „Der Spiegel“ über Demenzkranke gemeinsam mit Eva Habermann vor der Kamera, übrigens gemeinsam mit Tochter Jolina Jaiswal (14), die scheinbar ganz auf Vaters Spuren wandelt und auch in der Schule Theater spielt. Der Vater ist natürlich auch im anstehenden Hann. Münden-Krimi mit dabei.
Bei all den Erfolgen hatte Prashant Jaiswal auch immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen, Scheidung 2015, finanzielle Probleme, zudem wurde der Stromberg-Star bei einem Casting Opfer von Diskriminierung, aktuell hat er mit Vitiligo, einer Störung der Hautpigmentierung zu kämpfen. Doch Jammern ist für den Optimisten Prashant keine Option: „Ich liebe die deutsche Sprache, aber ich hasse Sätze wie ‚Lass den Kopf nicht hängen‘, ‚Das Leben geht weiter, immer positiv denken‘ oder ‚Am Ende des Tunnels gibt es auch ein Licht‘. Nein, Mitleid mag ich nicht. Was mir wirklich hilft, sind meine vielen deutschen Freunde und meine indische Familie“, so der liebevolle Vater, der gerne wieder eine glückliche Familie gründen würde. Ein positives Feedback gab es zumindest in Berlin: So gehörte es zu seinen schönsten Erlebnissen auf der Berlinale, dass viele Regisseure und Drehbuchautoren der Meinung waren, er wäre durch sein verändertes Aussehen noch interessanter geworden, was auch für eine Charakterrolle von Vorteil wäre. Wer mehr über den beliebten Göttinger Schauspieler erfahren möchte, schaut hier mal rein: prashant.eu.