Werbung
Artikelfoto Privat

Nachhaltige Innenstadtlogistik nimmt Fahrt auf

Logistik- und Software-Experte berät Einzelhändler

Der umfangreiche Lieferverkehr auch zu Zeiten, in denen er eigentlich nicht mehr erlaubt ist, verringert zunehmend die ­Aufenthaltsqualität in den Einkaufsstraßen des Stadtzentrums. Smarte Lösungen sind gefragt. Im Rahmen eines „Treffpunkts“ der Mitglieder des Göttingen Pro City e.V. hat Initiator Felix Dossmann über den aktuellen Stand des Projekts „SLAM“ berichtet. SLAM steht für Sustainable Last Mile, die nachhaltige letzte Meile. Diese ist in der Paketzu-
stellung der schwierigste Teil – und jener, der auch in der Göttinger Innenstadt am meisten Probleme verursacht. 

Dossmanns Idee: Künftig übernimmt nur noch der Göttinger Paketdienst diese letzte Meile (respektive auf umgekehrten Weg die erste). Die klassischen Paketdienstleister würden für Lieferungen in die Innenstadt nur noch ein einziges Logistik-Hub anfahren, von wo es dann für die Pakete mit E-Fahrzeugen und Lastenfahrrädern im Zeichen des Maskottchens, dem Grünen Fuchs, bis ans Ziel weitergeht. Das erlaubt erhebliche Einsparungen bei der Anzahl der Verkehre, den gefahrenen Kilometern, den notwendigen Touren und nicht zuletzt den Emissionen, wie Dossmann vorrechnete. 

Für die Händler würde es andersherum sogar möglich, ihren Kunden im Stadtgebiet Same-Day-Delivery anzubieten – und damit schneller als Amazon zu werden. Der Vorteil wiederum für DHL, UPS, Hermes und Co.: Ihnen bliebe die für sie teure letzte Meile erspart, die der lokale Anbieter effizienter organisieren kann. 

Wie weit das Projekt bereits fortgeschritten ist, welche Partner schon an Bord sind und welche Schritte als nächstes folgen, stellte Dossmann ausführlich vor und beantwortete anschließend ­zahlreiche Fragen. Pro City kooperiert mit dem Logistik- und Softwareexperten und könnte mit SLAM eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen. Vor rund einem halben Jahr hatte der Pro City e.V. erstmals über die Zusammenarbeit informiert. 

Robert Vogel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Göttingen Pro City e.V., freute sich über das Tempo des Projekts und die „gelungene Veranstaltung mit vielen beeindruckten Besuchern und sogar einigen beeindruckten Spediteuren. Sechs Monate nach dem ersten Treffen und Diskutieren der Idee, nach Firmengründung und Präsentation der Fulfillment-App steht „SLAM“ nahezu vor dem Erreichen der Marktreife – das ist beachtlich!“

Dossmann sagt: „Mein persönlicher Höhepunkt war die Präsentation der ersten „First-Look-Demo“ ­unserer Android- und iOs-Fulfillment-App für den Göttinger Paketdienst.“ Gemeinsam habe man schon sehr viel geschafft, was ihn zuversichtlich stimme, dass die nachhaltige Lieferung auf der letzten Meile in Göttingen kurzfristig umsetzbar sei, so Dossmann. Auch in anderen Städten besteht Interesse an „SLAM“.

Dossmanns Konzept setzt darauf, Verbote zu vermeiden und stattdessen echte Angebote zu machen: Moderne Fördertechnik, Software und Smartbikes sollen Händler wie klassische Paketdienstleister ­gleichermaßen überzeugen, das Ende bzw. den Anfang der logistischen Lieferkette in die Hände des lokalen Anbieters zu legen. 

Dossmann betonte: „Das funktioniert, wenn das Angebot für alle Seiten kostendeckend, gewinnbringend, emissionsfrei, komfortabel und zufriedenstellend ist – wir wollen nicht auf Förderung und andere Stützräder angewiesen sein.“ Dafür will der Göttinger Paketdienst auch an anderer Stelle neue Wege gehen: Die Unternehmensstruktur soll so aufgesetzt werden, dass es im Rahmen einer Genossenschaft für örtlichen Firmen und Privatpersonen möglich wird, ­Anteilseigner zu werden, um vom Erfolg zu profitieren.