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Nordhessische Spezialität

Die Ahle Wurscht

Vor 16 Jahren wurden in Nordhessen Bemühungen gestartet, das EU-Siegel für die Nordhessische Ahle Wurscht zu erlangen. Am 15. Februar dieses Jahres wurde der endgültig akzeptierte Antrag im Markenblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Wenn innerhalb von drei Monaten keine begründeten Einsprüche erhoben werden, darf die Nordhessische Ahle Wurscht nur noch mit dem EU-Siegel der geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) bezeichnet werden. Die Rohwurst darf dann nur aus in Nordhessen geschlachteten Schweinen hergestellt werden und in nordhessischen Betrieben verarbeitet und gereift werden. Die Transportzeiten dürfen die regelhaften zwei Stunden von den Bauernhöfen zu den Schlachtstätten nicht überschreiten. Es sind jedoch auch angrenzende Aufzuchtregionen möglich, wobei kurze Fahrwege unter Tierwohlaspekten festgelegt werden. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Nordhessische Ahle Wurscht, Rolf Schott und dem Obermeister der Fleischerei-Innung, Markus Dressler.

Die Metzgerei – ein Traditionshandwerk

Seit Jahrhunderten wird es in vielen Kulturen weltweit ausgeübt. Es beinhaltet die Kunst der Verarbeitung von Fleisch, um daraus verschiedene Produkte herzustellen, die oft in der regionalen Küche verwendet werden. Obwohl die Metzgerei in vielen Ländern stark von der industriellen Fleischproduktion verdrängt wurde, gibt es immer noch zahlreiche Metzger, die ihr Handwerk mit Stolz ausüben und hochwertige Fleischprodukte herstellen.

Das Traditionshandwerk der Metzgerei spielt dabei eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft und bei der Erhaltung der regionalen Küche. Eine Metzgerei, die qualitativ hochwertige Produkte herstellt, ist eine wichtige Quelle für frisches Fleisch und andere Fleischprodukte in der Region. Sie bietet den Verbrauchern eine Alternative zu den standardisierten und oft geschmacklosen Fleischprodukten, die in den Supermärkten erhältlich sind. Die Metzgerei hat darüber hinaus aber auch eine kulturelle Bedeutung. Sie ist Teil der lokalen Tradition und Geschichte und trägt dazu bei, diese zu bewahren. Um das Traditionshandwerk zu er‐ halten, ist es notwendig, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Es gibt zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten, die von den Handwerkskammern oder lokalen Metzgerverbänden angeboten werden. Während der Ausbildung lernen die angehenden Metzger die verschiedenen Techniken der Fleischverarbeitung und ‐herstellung sowie die Sicherheits- und Hygienevorschriften kennen. Doch auch das Verbraucherverhalten spielt eine entscheidende Rolle. Auf nur fünf Großunternehmen entfallen zwei Drittel der deutschen Schweinefleischproduktion (Quelle: Heinrich Böll Stiftung, Fleischatlas). Indem Sie bei lokalen Metzgereien einkaufen, unterstützen Sie das Handwerk und tragen dazu bei, es zu er‐ halten. Metzger, die ihr Handwerk mit Leidenschaft und Engagement ausüben, haben oft ein enges Verhältnis zu den Tieren, von denen sie das Fleisch beziehen. Sie achten darauf, dass die Tiere artgerecht gehalten und geschlachtet werden und dass das Fleisch von höchster Qualität ist.

Die Botschafterin Nordhessens

Der Vorsitzende des Fördervereins Nordhessische Ahle Wurscht, Rolf Schott, freut sich über diesen Meilenstein der Qualitätssicherung und Anerkennung der nordhessischen kulinarischen Spezialität. Er bedankt sich ausdrücklich bei Fritz Kästel vom “Verein zur Förderung und Erhaltung traditioneller nordhessischer Wurst e.V.”, der federführend die Antragstellung in Brüssel verfolgt hat. Wir sprachen darüber hinaus mit Obermeister Markus Dreßler.

Mein WMK: Herr Dressler, wie können die Fleischerei‑ betriebe Nordhessens von der Eintragung der „Ahlen Wurscht“ als geschützte geografische Marke profitieren?

M. Dreßler: Die Eintragung ist für uns ein wichtiges Kriterium, um uns am Markt zu behaupten sowie Regionalität und Qualität sicherzustellen. Unsere Ahle Wurscht ist ein Produkt, das viele Faktoren unseres Handwerks hervorhebt und bewahrt.

Mein WMK: Was ist das Geheimnis der „Ahlen Wurscht“, was macht sie zu etwas Besonderem?

M. Dreßler: Unsere „Ahle Wurscht“ ist ein Traditionsprodukt und vereint eine Reihe herausragender Qualitätsstandards. So achten wir auf eine artgerechte Tierhaltung, kurze Transportwege und stressfreie Schlachtung. Das Fleisch wird warm verarbeitet und bildet so sein typisches Aroma aus. Wir verwenden Naturgewürze und lassen die Produkte mindestens vier Wochen – je nach Dicke – reifen. Häufig hängt die Ahle Wurscht in urtypischen Lehmkammern, um eine optimale Luftzirkulation zu gewährleisten.

Mein WMK: Was bedeutet es für die Fleischer‑Innung, dass die „Ahle Wurscht“ als geschützte geografische Marke eingetragen wurde?

M. Dreßler: Neben der Sicherung von Qualität und der damit ein‐ hergehenden Möglichkeit, europa‐ und weltweit ein besonderes Produkt zu veräußern, nutzen wir die „Ahle Wurscht“ auch als Marketinginstrument, um auf unser Handwerk aufmerksam zu machen und begeisterten Nachwuchs zu gewinnen. Die „Ahle Wurscht“ ist die Botschafterin Nordhessens. Wir machen junge Schulabsolventen darauf aufmerksam, dass sie mit einer Ausbildung im Fleischerhandwerk nicht nur einen krisensicheren Beruf erlernen können, sondern auch Teil einer besonderen Marke sind und so ein Teil ihrer Heimat sein können.