Werbung
Artikelfoto Privat

Respekt vor dem Leben – und vor dem Tod

20 Jahre Hospizverein Eichsfeld e.V.

Trauer und Tod werden in unserer heutigen Gesellschaft meistens verdrängt. Wegducken hilft hier allerdings nicht. Spätestens, wenn ein geliebter Mensch stirbt oder die eigene Gesundheit verblasst, steht das 
Thema im Raum.
Der Hospizverein Eichsfeld e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, schwerstkranken, sterbenden und trauernden Menschen und deren Angehörigen beizustehen. Denn mit liebevoller Zuwendung trägt sich jede Last leichter.

1961 gründete die Britin Cicely Sauders (1918 – 2005) das erste Hospiz in London. Seit den 1980-er Jahren kam die Hospizbewegung auch in Deutschland an. Vor 20 Jahren hat sich dann eine etwa 30-köpfige Gruppe in Germershausen zur Vereinsgründung zusammengetan, um sich der Hospizarbeit im Eichsfeld zu widmen. Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter*innen setzen sich für eine würdevolle letzte 
Lebensphase in einer wertschätzenden Umgebung ein. 

Die Sterbebegleitung unterliegt der Schweigepflicht und wird vom Sterbenden selbst, von Familien oder Einrich-
tungen angefordert. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gehört zum Grundverständnis der Ehrenamtlichen. Die Mitglieder des Hospizvereins 
wollen nicht in Konkurrenz treten zur Seelsorge, Me-
dizin und Pflege, sondern sehen sich als unterstützende 
Kräfte in einer sich verändernden Gesellschaft.

„Wie sieht das Sterben im 21. Jahrhundert aus?“, fragte die Vereinsvorsitzende Dr. Mechthild Stumvoll in ihrer Rede zur Jubiläumsfeier im Duderstädter Jugendgästehaus. Die Familien und das häusliche Umfeld seien kleiner geworden, die Einsamkeit im Alter größer. „Es braucht Mut, sich der Grenze zwischen Tod und Leben zu nähern“, sagte Stumvoll.

Die Lebensbrücke wurde zum mehrdeutigen Logo für den Hospizverein, da die Ehrenamtlichen nicht nur den Sterbenden beim Schritt auf die andere Seite beistehen möchten. „Auch die Trauernden befinden sich am Anfang der Brücke in ein anderes Leben“, erklärt Gründungsmitglied Maria-Rita Thiele. „Wie wohltuend sind dann Menschen, die behutsam die Hand reichen“, weiß sie.
„Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Sinn des Sterbens werden uns gestellt. Hinzu kommen häufig ohnmächtige Angehörige, ausgebrannt und mit ihrer Kraft am Ende“, beschreibt Gründungsmitglied Lydia Ballhausen in der Jubiläumsfestschrift einige Gegebenheiten, die auch die Ehrenamtlichen im Hospizverein belasten können. Allerdings gebe es seit einigen Jahren zunehmende Unterstützung. Zu den positiven Entwicklungen gehörten die steigende Anzahl und Qualität der Pflegeheime, die Einführung der Pflegeversicherung, die Hospize, die flächendeckende Einführung von Palliativ Care, die Hausarztpraxen mit Spezialweiterbildung sowie eine breite Palette an Pflegediensten.

Auch die Hilfe und Förderung für Ehrenamtliche habe zugenommen. Es werden Weiterbildungen, Supervision, 
Versicherungsschutz und vieles mehr angeboten. Seit der Gründung des Hospizvereins Eichsfeld e.V. im Jahr 2001 ist die Mitgliederzahl von 34 bis Ende 2021 auf 163 gestiegen.