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Rötungen und Tränen: Augenreizungen können viele Ursachen haben

Das Auge ist rot, es tränt: Deshalb gleich in die Arztpraxis?

Nicht unbedingt. Es kann auch ganz harmlos sein.

«Mitunter kommt es vor, dass ein kleines Blutgefäß in der Bindehaut platzt und eine Blutung an der Augenoberfläche auftritt», sagt der Essener Augenarzt Ludger Wollring. Das sieht oft beunruhigend aus, ist aber zumeist harmlos.

Auch ein Staubkörnchen, das ins Auge geraten ist, kann zu einer Rötung der Bindehaut führen. Die lässt aber in aller Regel schnell wieder nach. «Dauern die Beschwerden länger als ein bis zwei Tage an, sollte auf jeden Fall eine augenärztliche Untersuchung Klarheit über die Ursache schaffen», rät Wollring.

Ist die Rötung gefährlich?

Manchmal rühren die Beschwerden daher, dass dem Auge einfach Tränenflüssigkeit fehlt. Die Folge: Die Augenoberfläche ist gereizt und rötet sich. Ein rotes Auge kann aber etwa auch mit einer Allergie oder mit einer Infektion durch Viren oder Bakterien einhergehen.

Entzündet sich die mittlere Augenhaut (Uvea), hat dies ebenfalls oft eine Rötung des Auges zur Folge. „Unbehandelt kann eine solche sogenannte Uveitis zu Sehbehinderung oder im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führen“, sagt Wollring, der Sprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands ist.

Entzündungen an Hornhaut oder Bindehaut

Eine weitere mögliche Erklärung für ein rotes Auge sind eine Bindehaut- oder eine Hornhautentzündung. Eine Bindehautentzündung bringt typischerweise verstärkten Tränenfluss und Juckreiz mit sich.

„Eine Hornhautentzündung ist dagegen oft, aber nicht immer, sehr schmerzhaft“, sagt Prof. Philipp Steven vom Zentrum für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln. Bei einer Hornhautentzündung kann es dazu kommen, dass das Sehvermögen mehr oder weniger stark eingeschränkt ist. Weitere mögliche Anzeichen für eine Hornhautentzündung können ein „Brennen“ sowie das Gefühl sein, einen Fremdkörper im Auge zu haben.

Sind Augenentzündungen ansteckend?

„Das kommt darauf an“, sagt Steven, der auch Mitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) ist. Sind Viren oder Bakterien Auslöser der Binde- oder Hornhautentzündung, dann ist auch ein Ansteckungsrisiko gegeben. Erkrankte sollten peinlich genau auf Hygiene achten und sich beispielsweise nicht die Hände an einem Handtuch abtrocknen, das auch andere nutzen.
„Keine Ansteckungsgefahr besteht, wenn eine Pollenallergie die Ursache für die Entzündung ist“, sagt Ludger Wollring. Gleich gilt für eine Uveitis, die etwa im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung auftreten kann - sie ist nicht ansteckend.

Die Dauer der Beschwerden hängt vom Auslöser ab, jedoch auch von der Behandlung. Ein bakterieller Infekt dauere im Schnitt oft zwischen drei und fünf Tagen, ein viraler Infekt mehrere Wochen und länger, sagt Philipp Steven. Steckt eine Allergie hinter der Entzündung, können Wochen bis Monate vergehen, bis alles ausgeheilt ist.

Bildschirmarbeit lieber drosseln

Gegebenenfalls muss man tägliche Routinen zugunsten der Heilung etwas anpassen. Bildschirmarbeit zum Beispiel könne ein Austrocknen der Augenoberfläche begünstigen und die Entzündung eher verstärken, so Ludger Wollring. Daher sollte man sie wohl dosieren, ebenso wie andere Tätigkeiten, die die Augen beanspruchen - etwa Lesen.

Und sonst? „Gegen einen Spaziergang oder lockeres Joggen an der frischen Luft spricht in den meisten Fällen wenig“, sagt Wollring. Ein Besuch im Schwimmbad oder in der Sauna, wo das Risiko besteht, dass neue Keime ins Auge geraten können, ist weniger ratsam. (dpa)