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Silvesterfeuerwerk – Wo ist es erlaubt und wer hat den Nutzen davon?

In Duderstadt ist Pyrotechnik innerhalb des Walls verboten.

Viele Bürger sprechen sich außerdem aus ökologischen, tierfreundlichen oder wirtschaftlichen Gründen schon ganz gegen das Silvesterfeuerwerk aus.
Wer dennoch knallen will, sollte sich an die Regeln halten, sonst kann es teuer werden.  
Nach § 23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz ist „das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden wie Reet- und Fachwerkhäusern verboten.“ Bei Verstößen können Geldbußen bis zu 5000 Euro fällig werden. Außerdem muss in Duderstadt der Restmüll nach der Knallerei von denjenigen entsorgt werden, die ihn verursacht haben.

Alljährlich entfacht erneut die Diskussion, ob Silvesterfeuerwerke ganz verboten werden sollten oder ob vielleicht ein zentrales Feuerwerk in der Gemeinde ein sinnvoller Kompromiss wäre. Pro Silvesternacht werden allein in Deutschland mehr als 130 Millionen Euro in die Luft gejagt (Stand 2019), was auch umweltschädliche und gesundheitliche Folgen hat. Das Bundesumweltamt nennt 4200 Tonnen Feinstaub pro Jahr durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Dazu kommen zahlreiche Verbrennungen, Augenverletzungen, Hörschäden, Sachschäden an Fahrzeugen und Gebäuden sowie riesige Mengen von Müll und Plastik. Zahlreiche Haus- und Wildtiere leiden bei Feuerwerken unter Panikattacken oder werden aus ihrer Winterruhe aufgescheucht.

Die Befürworter der privaten Ballerei pochen auf die Tradition. Doch was – oder wer – steckt eigentlich dahinter?
Das Schwarzpulver, die zündende Grundlage des Feuerwerks, war im asiatischen Raum nachweislich seit dem Mittelalter bekannt und erreichte dann auch Europa. Man nutzte es vor allem zu kriegerischen Zwecken. Wer die Rezeptur für Schwarzpulver besaß, konnte die Schlacht für sich entscheiden.
Seit dem Barock wurden Feuerwerke auch zu festlichen Anlässen und repräsentativen Zwecken eingesetzt, und zwar ausschließlich von Adligen, die sich solch ein teures Vergnügen leisten konnten und das auch zeigen wollten. Im 18. Jahrhundert kam es dann zu großen politischen Umwälzungen mit wirtschaftlichen Folgen. Feuerwerke zum reinen Vergnügen waren nur noch selten zu sehen. Die Feuerwerker mussten sich also überlegen, wie sie die Geschäfte wieder in Gang bringen könnten.
1838 gründete ein Kanonier der Hamburger Bürgerartillerie, Georg Heinrich Hermann Berckholtz, die erste private deutsche Feuerwerkerei. Noch immer war Pyrotechnik mit hohen Kosten verbunden. Für den Durchschnittsbürger war es undenkbar, sein schwer verdientes Geld in wenigen Augenblicken in die Luft zu jagen. Zentrale Feuerwerke setzten sich allerdings zum Jahreswechsel und zu außergewöhnlichen Ereignissen durch. Ansonsten verdiente Georg Berckholtz seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit Signal- und Pyrotechnik für Schiffe.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte die chemische Industrie große Fortschritte und bescherte der Pyrotechnik einen neuen Aufschwung, was sich wiederum vor allem auf die Kriegstechnik auswirkte. In den beiden Weltkriegen liefen die Geschäfte der Pyro-Branche hervorragend. Nach dem Zweiten Weltkrieg war allerdings vorerst Schluss. Viele Feuerwerksfirmen waren entweder zerstört oder es wurden ihnen die auferlegten Reparationszahlungen zum Problem. Einige Firmen hielten sich mit der Herstellung von Ofenanzündern über Wasser – oder entwarfen einfache Feuerwerkskörper, die von Privatpersonen ohne pyrotechnische Vorbildung zu bedienen waren.
Die „Tradition“ der privaten Böllerei zu Silvester ist also vor allem ein erfolgreiches Marketing der Hersteller seit der Nachkriegszeit.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen mit Umweltzerstörung, Inflation, Ressourcenknappheit und Krieg wird zunehmend die Frage laut, ob wir uns eine solche „Tradition“ der Massen-Knallerei noch leisten können. Laut einer Umfrage von 2021 (Statista Global Consumer Survey) stehen inzwischen 79 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren dem Silvesterfeuerwerk kritisch bis ablehnend gegenüber, nur 21 Prozent finden das Feuerwerk an Silvester unabdingbar.