Über die Hälfte der Opfer war weiblich
Fallzahlen in der Polizeiinspektion Göttingen gestiegenSeit Beginn der Pandemie unterliegt das Thema "Häusliche Gewalt" in Paarbeziehungen einer besonderen Betrachtung. Ein Zusammenhang zwischen Pandemie und Fällen von "Häuslicher Gewalt" ist nicht auszuschließen. Betroffene sind häufig auch psychischer Gewalt wie Demütigungen, Drohungen, Einschüchterungen, sozialer Isolation oder wirtschaftlichem Druck durch den Täter oder die Täterin ausgesetzt. Meistens beginnt häusliche Gewalt schleichend. Umso wichtiger ist es, Warnsignale frühzeitig zu erkennen und zu handeln.
Im Jahr 2019 wurden 878 Taten im Kontext Häusliche Gewalt bei der Polizeiinspektion (PI) Göttingen registriert. Im Jahr 2020 sind die sogenannten Fallzahlen auf 961 gestiegen. Hierbei handelte es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte bis hin zu versuchten Tötungsdelikten. Über die Hälfte der Opfer war weiblich (59%).
Opferschutz steht im Mittelpunkt
Polizeibeamte*Innen sind verpflichtet, Opfer aktiv auf die vielseitigen Hilfsmöglichkeiten hinzuweisen und mit deren Zustimmung die persönlichen Daten an Hilfseinrichtungen weiterzugeben. "Wer schlägt, der geht“: Kommt der Täter einem polizeilichen Platzverweis nicht nach, begeht er dadurch eine weitere Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe bewährt ist. Liegt eine strafbare Handlung wie Nötigung, Körperverletzung, Freiheitsentziehung oder Vergewaltigung vor, ist die Polizei verpflichtet, strafverfolgend tätig zu werden. Um die betroffene Person oder Kinder im Haushalt vor der Täterin oder dem Täter zu schützen, kann die Polizei die Tatperson aus der Wohnung verweisen, ihr den Wohnungsschlüssel abnehmen oder sie vorübergehend in Gewahrsam nehmen. Die Polizei kann der Täterin oder dem Täter zudem über einen längeren Zeitraum verbieten, die Wohnung zu betreten, wenn Gefahr für weitere Übergriffe besteht. Außerdem kann der Täterin oder dem Täter untersagt werden, sich der betroffenen Person oder ihren Kindern zu nähern.
Inspektionsleiter Rainer Nolte appelliert: Nicht wegschauen- Zivilcourage beweisen! "Betroffene Frauen möchten wir ermutigen, sich aktiv zur Wehr zu setzten und sich helfen zu lassen. Nur wenn die Gewaltspirale durchbrochen wird, hören die Taten auf. Jede Handlung von Gewalt ist eine zu viel, die Polizei macht keine Unterschiede. Bitte nutzen Sie den Notruf der Polizei, auch online ist jederzeit eine Anzeigenerstattung möglich. Darüber hinaus kann eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt nicht nur in einer akuten Gefahrensituation, sondern jederzeit erstattet werden: von Betroffenen, der Nachbarschaft oder der Familie. Außenstehende möchten wir auffordern, nicht wegzuschauen und Zivilcourage zu beweisen. Nur wer hinsieht und handelt, kann schlimmere Taten verhindern", so Nolte' s abschließender Apell. (Quelle: PI Göttingen)