Vorsicht vor Sex-Fallen im Netz
- Von Markus Hartwig --
- 13.05.2022
Die Polizei in Göttingen registriert seit geraumer Zeit eine Häufung von Anzeigen im Zusammenhang mit Online-Erpressungen. Oftmals handelt es sich dabei um Fälle von sogenannter „Sextortion“„. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Sex“„ und „Extortio“n“ (engl. Erpressung).
Bei diesem Kriminalitätsphänomen werden die Geschädigten von vorgeblich weiblichen Personen in sozialen Medien, zumeist bei Facebook oder Instagram, kontaktiert. Anschließend wird durch den Täter oder die Täterin vorgeschlagen, die Chatkonversation über einen anderen Messenger-Dienst wie Google-Hangouts oder Whats-App fortzusetzen und dort intimes Bildmaterial auszutauschen. Sobald die Geschädigten intime Aufnahmen von sich übermittelt haben, wird ihnen mit der Veröffentlichung des kompromittierenden Bildmaterials gedroht, wenn sie nicht dazu bereit sind, einen gewissen Geldbetrag zu überweisen.
Betroffenen wird geraten, bei Anfragen von unbekannten Nutzerprofilen vorsichtig zu sein und diese gegebenenfalls zu ignorieren. Sollte es bereits zur Übermittlung von Bildmaterial und Geldforderungen gekommen sein, sind Betroffene angehalten, umgehend jegliche Konversation mit den Tätern zu beenden und die entsprechenden Nutzerprofile zu blockieren. In keinem Fall sollten Zahlungen geleistet werden. Erfahrungsgemäß kommt es nur in seltenen Fällen tatsächlich zu einer Veröffentlichung der Aufnahmen.
Unbedingt Anzeige erstatten!
Häufig agieren solche Betrüger-Banden aus dem Ausland heraus und machen eine Nachverfolgung bzw. Aufklärung und damit Strafverfolgung für die Polizei sehr schwer. Dennoch wird Opfern empfohlen, unbedingt Anzeige bei der örtlichen Polizei oder alternativ über die Online-Wache: (https://www.onlinewache.polizei.niedersachsen.de) zu erstatten. Hilfe erhalten Betroffene auch beim Präventionsteam der Polizeiinspektion Göttingen (Erreichbarkeiten siehe https://www.pd-goe.polizei-nds.de/dienststellen/pi_goettingen/praeventionsteam/das-praeventionsteam-der-pi-goettingen-114240.html).
„Immer häufiger finden Kontaktaufnahmen über das Internet statt. Corona ließ oder lässt oft keine Möglichkeiten zu, Treffen im öffentlichen Raum durchzuführen.
Insbesondere die jüngeren Generationen nutzen immer mehr die Möglichkeit Bekanntschaften über die sozialen Medien zu schließen. DochVorsicht!“, warnt Kriminalhauptkommissarin Corinna Klaus-Rosenthal und ergänzt:
„In der Vergangenheit kam es dabei auch zur Ausnutzung für kriminelle Zwecke. Eine Person nimmt über ein Chatportal Kontakt zu einer anderen Person auf. Man tauscht sich über möglicherweise auch einen längeren Zeitraum in einem Chat aus. Manchmal mit Videoübertragung, manchmal auch nur schriftlich. Nach einer gewissen Zeit werden auch intimere Dinge angesprochen, erklärt Bedürfnisse und Wünsche und übersendet sich nach einer gewissen Zeit auch Fotos und anderes Bild- oder Tonmaterial. So kommt es aktuell immer wieder vor, dass Menschen sich ihrem oder ihrer vermeintlichen neuen Internetliebschaft sehr freizügig zeigen. Handelt es sich dann um eine international agierende Betrüger Bande, müssen Sie feststellen, dass Sie missbraucht wurden. Zum einen durch Fertigung und Versenden von Nacktbildern von sich, aber auch durch nachfolgende Erpressungshandlungen. Die Gegenseite fordert die Erstellerin oder den Ersteller solchen Bildmaterials auf, eine gewisse, meist nicht geringe Geldmenge zu überweisen. Sofern dem nicht nachgekommen wird, wird gedroht das Bildmaterial zu veröffentlichen. Dafür wurden im Vorfeld die Internetkontakte ausgespäht oder Kontaktdaten gehackt. Diese Vorgehensweise nennt man ‚Sextorsion‘ und stellt eine Straftat dar.“
Tipps der Polizei
So schützen Sie sich vor „Sextortion“:
⊲ Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an
⊲ prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäre Einstellungen (insbesondere nach Aufspielen von Updates)
⊲ Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber
⊲ Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu
⊲ Im Zweifel kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten
⊲ Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit kurzem kennen.
⊲ Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf Ihren online-genutzten Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann. Sollten Sie einen Verdacht haben oder bereits erpresst werden:
⊲ Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
⊲ Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
⊲ Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
⊲ Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
⊲ Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.