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Artikelfoto zVg.

Wiederverwertung durch Weiternutzung ist nachhaltig und sozial

Einblicke in die Welt der Gebrauchtwarenzentren in Witzenhausen und Eschwege.

Die Gebrauchtwarenzentren in Witzenhausen und Eschwege bieten nicht nur eine nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Einkauf, sondern setzen sich auch aktiv für soziale und ökologische Ziele ein. Im Interview mit Herrn Gröling, dem Geschäftsführer der Gebrauchtwarenzentren, werfen wir einen spannenden Blick hinter die Kulissen dieser Einrichtungen. Tauchen Sie ein in die Welt der Second-Hand-Schätze und entdecken Sie, wie das Engagement für Nachhaltigkeit und soziales Miteinander in Witzenhausen und Eschwege gelebt wird.

meinwmk: Herr Gröling, als Geschäftsführer der Gebrauchtwarenzentren in Witzenhausen und Eschwege haben Sie viel Erfahrung mit dem Thema Wiederverwertung. Welche Bedeutung hat dieses Thema Ihrer Meinung nach für unsere Gesellschaft und warum sollten wir gut erhaltene Möbel in Ihren Häusern abgeben?

Herr Gröling: Wiederverwertung durch Weiternutzung ist die beste Form von Recycling. Insbesondere bei Möbeln bleibt sonst meist nur der Sperrmüll. Das kann sich unsere Gesellschaft auf Dauer kaum leisten. Ich kenne selbst noch aus Studentenzeiten das Suchen von brauchbaren Möbeln aus dem Sperrmüll. Früher wie heute gab es dort immer wieder Möbel, die eigentlich auf dem Sperrmüll nichts zu suchen haben. Allerdings fehlt es z.B. bei Umzug oder kompletten Haushaltsauflösungen an einer Verwertungsmöglichkeit. Mit den Gebrauchtwarenzentren in Witzenhausen und Eschwege bieten wir als Förderverein Arbeit, Recycling und Design e.V. diese Möglichkeit. Meine in Eschwege geschäftsführende Kollegin, Frau Kommer und ich gestalten hier mit unseren Teams eine Plattform, neue Nutzer für noch intakte Möbel, Hausrat, Elektrogeräte und Bekleidung zu finden. Wer bei uns Dinge unentgeltlich abgibt, bietet außerdem gleichzeitig Langzeitarbeitslosen eine Chance zum Wiedereinstieg in das Arbeitsleben.

meinwmk: In Zeiten steigender Umweltprobleme ist Ressourcenschonung von großer Bedeutung. Welche Rolle spielen Ihre Gebrauchtwarenzentren beim Thema Upcycling und wie tragen Sie zur Reduzierung von Abfall und Ressourcenverschwendung bei?

Herr Gröling: Im letzten Jahr hatten wir in Deutschland bereits im Mai den Erdüberlastungstag erreicht, das heißt alle uns zustehenden Ressourcen bei einer weltweit gleichen Verteilung verbraucht. Folglich müssen wir im Interesse zukünftiger Generationen Ressourcen einsparen. Das was wir tun, nämlich den Produktlebenszyklus durch die Wiedernutzung zu verlängern, ist ein einfacher Weg der Ressourcenschonung. Es ist logisch, dass ein Schrank, der 30 Jahre lang genutzt wird, weniger Ressourcen verbraucht als drei Schränke, die nach jeweils 10 Jahren weggeschmissen werden. Zum Beispiel haben wir in 2022 in beiden Zentren rund 228 Tonnen an Möbeln und Hausrat verkauft und damit dem Müll entzogen. Dafür ist es ganz wichtig, Second-Hand aus dem Schmuddelimage herauszuführen, Waren ansprechend zu präsentieren und ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten. Schließlich bekommt man bei uns Dinge, die in keinem anderen Geschäft erhältlich sind. Upcycling ist dabei für uns ein Zukunftsthema, das wir aber mangels freier Kapazitäten momentan nur sehr begrenzt angehen können.

meinwmk: Welche Arten von Möbeln und Gegenständen können bei Ihren Gebrauchtwarenzentren abgegeben werden? Gibt es bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit die Sachen angenommen werden können?

Herr Gröling: Abgegeben werden kann fast alles, von Möbeln über Hausrat und Bekleidung bis hin zu Elektrogeräten. Einzige Ausnahme sind Baustoffe. Für manche Dinge gibt es allerdings aufgrund des Stils keine Abnehmer mehr. Z.B. sind Eiche-Rustikal-Möbel kaum verwertbar. Auch die verunreinigte Couchgarnitur hat kaum eine Chance zur Weiternutzung, da die Reinigung zumeist nicht möglich oder zu aufwendig ist. Selbstverständlich nehmen wir auch keine defekten, nicht mehr reparierbare Möbel oder angeschlagenes Geschirr an. Problem ist, dass nicht nur bei Bekleidung, sondern auch bei Möbeln, der Trend zu Billigprodukten auf Kosten der Qualität und damit auch auf Kosten der Wiederverwertbarkeit geht. Gerne kommen wir bei Unklarheit über die Verwertbarkeit beim Kunden vorbei und beraten vor Ort; teils hilft schon ein Foto per Email.

meinwmk: Abschließend, welchen langfristigen Einfluss hoffen Sie durch die Arbeit Ihrer Gebrauchtwarenzentren auf die Gesellschaft und die Umwelt zu erzielen? Welche Vision haben Sie für die Zukunft in Bezug auf Nachhaltigkeit und Wiederverwertung?

Herr Gröling: Die Gebrauchtwarenzentren sind unter dem Aspekt der Beschäftigung von und Hilfestellung für Langzeitarbeitslose gegründet worden. Hieraus begründet sich die Gemeinnützigkeit des Trägers und die öffentliche Förderung. Die Tätigkeit in Bezug auf Nachhaltigkeit und Wiederverwertung müsste in der Zukunft eine stärkere Anerkennung erfahren, da diese allein aus unserem Umsatz nicht finanzierbar ist. Für die Zukunft erhoffe ich mir eine Anerkennung von Secondhand als Alternative zum Neukauf in allen Kreisen der Bevölkerung.