Willkommenstreff Ukraine: Von Kontaktbörse bis Hilfe im Alltag
Kaum waren die ersten Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flohen, in Hann. Münden eingetroffen, da wurde auch schon der Willkommenstreff Ukraine ins Leben gerufen.Praktisch über Nacht, in unbürokratischer Zusammenarbeit, schufen Elke Steden und Martina Görtler vom Team des Mehrgenerationenhauses in Hann. Münden gemeinsam mit Flüchtlingsberaterin Ute Krach diese Anlaufstelle für Geflüchtete und ehrenamtliche Helfer*Innen. Unterstützt wurden sie von Beginn an durch Marco Hepe, 2. Vorsitzender des Vereins Rock for Tolerance.
Das erste Mal öffnete der Willkommenstreff am 23. März 2022 seine Tür und findet seitdem immer mittwochs im Mehrgenerationenhaus statt. Dass es den Treff immer noch gibt und er genauso nötig ist wie in den ersten Wochen, damit hätten viele am Anfang nicht gerechnet. Die ersten Willkommenstreff-Gäste glaubten, nach wenigen Wochen wieder in ihre Heimat zurück reisen zu können. Nun jährt sich der Beginn des Krieges in der Ukraine bereits. Das hat diese Perspektive verändert und mit ihr auch die Arbeit im Willkommenstreff.
Am Anfang war der Treffpunkt eine Kontaktbörse für Geflüchtete und all diejenigen, die den Flüchtlingen helfen wollten. Es kamen einheimische Familien, die bereit waren, Menschen aus der Ukraine bei sich aufzunehmen, und Flüchtlinge, die Hilfe suchten. Bereits in Hann. Münden lebende ukrainische Familien agierten als Dolmetscher und Multiplikator*Innen. „Dieser Gruppe ist viel zu verdanken“, sagt Ute Krach.
In den Sommermonaten wandelte sich der Willkommenstreff mehr und mehr zu einem Info-Point: Es ging um die ganzen praktischen Fragen, die zu klären sind, wenn man ein neues, wenn auch temporäres, Leben in Deutschland beginnt: Vom Melden beim Einwohnermeldeamt bis zu Formalitäten mit Sozialamt oder Jobcenter, vom Kontoeinrichten bis zum Krankenkassenbeitritt reichte das Spektrum, Kinder mussten eingeschult, Deutschkurse für Erwachsene gefunden werden. Hier kam die Volkshochschule ins Spiel, die umgehend Crash-Kurse anbot.
20 bis 30 Ratsuchende waren es im Sommer jeden Mittwoch. Diese Zahl ist zurzeit etwas zurückgegangen, berichtet Ute Krach. Drei bis vier Familien kommen durchschnittlich zum Treffen. Es falle allerdings auf, dass diejenigen, die erst jetzt kommen, einen stärker belasteten Eindruck machten. Sie haben schon länger in der Kriegssituation gelebt, haben Angehörige verloren oder wissen nicht, was aus Freunden oder Verwandten geworden ist.
Beim Willkommenstreff finden sie immer mindestens eine Person vom Mehrgenerationenhaus und eine von der Flüchtlingsberatung. Außerdem steht eine Dolmetscherin zur Verfügung. Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen steht dann auf dem Programm, die eine möchte sich etwas übersetzen lassen, eine andere einen Termin absprechen. Das entlaste auch die Arbeit in der Beratungsstelle.
Es kommen hauptsächlich Frauen und Kinder. Nur alte oder kranke Männer dürfen aus der Ukraine ausreisen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. „Wir haben viele starke Frauen hier. Sie gehen ihre Situation tatkräftig an, bemühen sich, schnell Deutsch zu lernen und eine Arbeit zu finden“, beschreibt es Flüchtlingsberaterin Ute Krach. Im Willkommenstreff, aber auch in den Deutschkursen haben sich die Ukrainerinnen inzwischen auch gut untereinander vernetzt.
Das Mehrgenerationenhaus-Team sei ein hervorragender Gastgeber, lobt Ute Krach. Zusammen mit Rock for Tolerance hatte das Team beispielsweise auch ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier für die und mit den Ukrainer*Innen veranstaltet. Das zentral gelegene Mehrgenerationenhaus sei zudem ein gut zu erreichender Standort. So heißt es weiter immer mittwochs: Willkommenstreff Ukraine. 16 bis 18 Uhr.