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Artikelfoto Sprengmeister Thorsten Lüdeke. Foto: Bernard Marks

Ein riskanter Job und viel Ehre

Sprengmeister Thorsten Lüdeke blickt optimistisch auf den nächsten Einsatz am 23. September

Thorsten Lüdeke setzt als Sprengmeister bei Bombensprengungen in Göttingen sein Leben aufs Spiel. Für die Menschen ist er ein Held, doch das liegt dem Vater von zwei Kindern eigentlich fern. Die Vorbereitungen für die Bombensprengungen in der Nähe der Sparkassen-Arena am 23. September laufen auf Hochtouren. An acht Punkten wird derzeit fieberhaft nach Blindgängern gesucht. „Wir haben hier in Göttingen viel zu tun mit all den Bomben, die während des Zweiten Weltkrieges über der Stadt abgeworfen wurden“, berichtet Sprengmeister Thorsten Lüdeke. Er ist für die Kampfmittelbeseitigung im gesamten Raum Südniedersachsen verantwortlich. Ein Großteil dieser Bomben habe nicht funktioniert und sei in das weiche Erdreich eingedrungen. Die amerikanischen Bomben bergen aber auch heute immer noch ein großes Gefahrenpotenzial für Menschen - besonders an der Sparkassenarena, wo zu den Spielen der BG Göttingen regelmäßig tausende Basketballfans kommen. „Offenbar hat man schon vor vielen Jahren versucht die Bomben zu entschärfen“, berichtet Lüdeke. Sein Team habe alte Verbau-Reste aus der Nachkriegszeit gefunden, die von Kollegen stammen, die versucht hatten, die Bomben ungefährlich zu machen. Doch dies scheiterte damals an technischen Möglichkeiten. Aus Erfahrungen gelernt Sprengmeister zu sein, ist hochriskant und lebensgefährlich.

Im Jahr 2010 sind drei seiner Kollegen bei einer Bombenentschärfung in Göttingen ums Leben gekommen. Der 42-Jährige ist zuversichtlich, dass diesmal alles gut gehen wird. „Wir treffen alle Maßnahmen, damit niemanden etwas passiert“, sagt Lüdecke. Katastrophen wie damals will er jetzt vermeiden. 2010 habe man versucht, die Bombe zu entschärfen, indem man den Zünder herausschneiden wollte. Das ging schief. „Jetzt sprengen wir die Bomben kontrolliert“, sagt Lüdeke. Der Familienvater von zwei Kindern hat keine Angst in seinem Beruf. Bereits in jungen Jahren war er als Zeitsoldat Bundeswehr-Taucher bei einer Spezialeinheit der Pioniere in Holzminden. Schon damals fand er es spannend, Kampfmittel wie Minensperren unter Wasser zu entschärfen oder zu räumen. „Ich habe damals entdeckt, wozu ich Lust habe“, erzählt er weiter. Anschließend arbeitete er für eine privates Kampfmittelräumungsunternehmen, bis er 2008 zum staatlichen Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) kam.

„Ich melde mich immer sofort“

Mit seiner Familie laufe trotz des riskanten Jobs alles normal wie bei anderen auch, berichtet Lüdeke. Seine Frau habe sich mit dem lebensgefährlichen Job arrangiert. „Ich melde mich immer sofort bei ihr, wenn eine Entschärfung oder eine Sprengung erfolgreich beendet ist“, so Lüdeke. Bis zu 5.000 Euro Strafe Die Sicherheitsmaßnahmen für die kommenden Sprengungen am 23. September sind deshalb streng. Die Sperrung betrifft ein riesiges Gelände mitten in der Stadt Göttingen. Sie umfasst den gesamten Schützenplatz und die Flächen um die Sparkassen-Arena bis zur Leine und zum Leinekanal. Von Anfang August bis Samstag, 30. September, um Mitternacht ist es verboten, sich im Sperrbereich inne halb und außerhalb von Gebäuden, auf Straßen, Wegen und Plätzen aufzuhalten oder sie zu betreten. Es ist außerdem verboten, den Sperrbereich mit Fluggeräten jeglicher Art, wie zum Beispiel Drohnen, zu überfliegen. Die Deutsche Flugsicherung hat extra eine Flugverbotszone für den Sperrbereich eingerichtet. Die Anwohner*innen und Anlieger*innen im noch festzulegenden Evakuierungsradius werden rechtzeitig gesondert, unter anderem per Hauswurfsendung, im September informiert, teilte die Stadt Göttingen mit. Die Stadt verlangt bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro.