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Artikelfoto Podiumsgespräch "Wie erinnern für die Zukunft?" auf der Geschichtsmesse; Foto: Bundesstiftung Aufarbeitung/ Dong-Ha Choe

Eichsfelder Perspektive auf bundesweiter Fachtagung zur DDR-Geschichte

Dass die DDR-Geschichte weder ausgeforscht ist noch auf ein nachlassendes Interesse stößt, sondern über eine große Bedeutung für die historisch-politische Bildung verfügt, bewies jüngst erneut die Geschichtsmesse in Suhl.

Mehr als 300 Teilnehmer diskutierten über drei Tage im Ringberghotel am Rand des Thüringer Walds über deutsch-deutsche Geschichte, dessen Relevanz und Vermittlung. Die Konferenz fand diesmal unter dem Motto "Konflikt und Zusammenhalt" statt und drehte sich um die Frage, wie einig, gespalten oder polarisiert Deutschland und Europa im vierten Jahrzehnt nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft sind. Am Eröffnungstag nahm der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow am Podiumsgespräch zu Perspektivwechsel im vereinten Deutschland teil. Der zweite Tag schloss mit der Premiere des Dokumentarfilms "Stalin - Leben und Sterben eines Diktators". Die Abschlussdiskussion mit dem Titel "Wie erinnern für die Zukunft?", die vom Journalisten Sven Felix Kellerhof moderierte wurde, beschäftigte sich mit aktuellen Herausforderungen und neuen Chancen bei der Aufarbeitung und Vermittlung der Geschichte der kommunistischen Diktaturen vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Nach einem Impulsvortrag von Maria Bering, Abteilungsleiterin „Erinnerungskultur“ bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien diskutierten dazu Dr. Jonila Godole von der Universität Tirana (Albanien), Prof. Dr. Ralph Jessen von der Universität Köln, Anna Margvelashvili vom Soviet Past Research Laboratory (Georgien), Miriam Menzel von der Alfred Landecker Foundation sowie Dr. Christian Stöber, Leiter des Grenzmuseums Schifflersgrund. Der Eichsfelder Historiker wies dabei auf die besonderen Anforderungen im ländlichen Raum hin und sprach - selbst ein Vertreter der sogenannten Nichterlebnisgeneration - über die Auswirkungen des Generationswechsels in der Aufarbeitungslandschaft in Deutschland. "Wir bringen neue Fragestellungen und Perspektiven ein und vereinen in uns nicht mehr Zeitzeugenschaft und Wissenschaft", so Stöber. "Unser biographischer Rucksack wiegt nicht so schwer. Bildung und Forschung können davon profitieren." Die bundesweite Fachtagung, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ausgerichtet wird, umfasst alljährlich ein ebenso dichtes wie vielfältiges Programm mit verschiedenen Podiumsdiskussionen und zahlreichen Projektvorstellungen. Beteiligt sind schulische und außerschulische Bildungseinrichtungen, Gedenkstätten, Aufarbeitungsinitiativen, Geschichtsvereine sowie wissenschaftliche Einrichtungen.


Link zum Tagungsprogramm:
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/sites/default/files/uploads/files/2023-02/Programm%20Geschichtsmesse%202023.pdf